Smartphone-Updates:Verbraucherschützer verklagen Samsung

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Handys mit alter Software bekommen ein Sicherheitsproblem. (Foto: Tomohiro Ohsumi/Bloomberg)

Nach wenigen Monaten ist ein Smartphone bereits zu alt für ein neues Update.

Von Simon Hurtz, München

Samsung baut gute Smartphones. In Vergleichstests landen die Produkte der Koreaner regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Für Premium-Qualität verlangt der Konzern auch Premium-Preise. Aktuelle Spitzenmodelle kosten etwa 600 Euro. Doch Hardware ist nur das eine, mindestens genauso wichtig ist das Betriebssystem. Für den Preis kann man auch aktuelle Software erwarten - sollte man meinen. Wer heute ein Smartphone von Samsung kauft, muss fürchten, dass das Betriebssystem in wenigen Monaten veraltet ist: Der Konzern sagt nicht klar, wie lange Smartphones Updates erhalten.

Der Consumentenbond, eine große niederländische Verbraucherschutzorganisation, will Samsung nun zwingen, seine Kunden transparenter zu informieren und Sicherheitslücken schneller zu schließen. Bereits im Dezember hatten die Verbraucherschützer einen offenen Brief geschrieben, aber die folgenden Gespräche blieben ohne Ergebnis. Deshalb klagen die Verbraucherschützer gegen Samsung. Dem Nachrichtenportal Nu.nl zufolge ist die Verhandlung für den 16. Februar angesetzt.

Eine Umfrage von Consumentenbond hatte ergeben, dass 82 Prozent der untersuchten Samsung-Geräte nach ihrem Verkaufsstart weniger als zwei Jahre lang mit Updates versorgt werden, manche sogar deutlich kürzer. Die Klage richtet sich zwar nur gegen Samsung, das Problem ist aber grundlegender. Man konzentriere sich auf den Konzern, weil Samsung der unbestrittene Marktführer in den Niederlanden sei. "Allerdings schaffen es andere Hersteller ebenso wenig, ihre Geräte mit Updates zu versorgen", sagt Bart Combée, der Chef der Organisation. Dem niederländischen Rundfunk NOS teilte Samsung mit, im Konzern bedauere man die Entscheidung: "Wir ziehen konstruktive Gespräche juristischen Auseinandersetzungen im Gerichtssaal vor." Außerdem habe Samsung bereits große Anstrengungen unternommen, um Smartphones aktuell und sicher zu halten.

Veraltete Software ist mehr als ein kosmetisches Problem

Die meisten Nutzer wissen vermutlich nicht einmal, welche der zahlreichen Android-Versionen auf ihrem Smartphone läuft. Ein Großteil verwendet die veralteten Versionen Jelly Bean, Kit-Kat und Lollipop. Das neueste Android Marshmallow kommt auf einen Marktanteil von gerade einmal 0,7 Prozent.

Dabei ist veraltete Software mehr als ein kosmetisches Problem: 87 Prozent aller Android-Smartphones weisen mindestens eine kritische Sicherheitslücke auf, weil Hersteller dringend nötige Updates verspätet oder gar nicht veröffentlichen. Während Google seine Nexus-Serie mit monatlichen Aktualisierungen versorgt, sind andere Hersteller zögerlicher. Samsung beschränkt Patches auf wenige Spitzenmodelle, HTC bezeichnete zeitnahe Sicherheitsupdates von vornherein als "unrealistisch". Auch Kunden von Sony, LG und anderen Firmen geht es nicht viel besser.

Dabei gäbe es eine ganz einfache Lösung. Fast alle Hersteller bestehen darauf, die Oberfläche von Android zu verändern und installieren unnötige Zusatzsoftware. Stattdessen könnten sie das "nackte" Android einsetzen, wie Google es entwickelt. Sie würden Entwicklungskosten sparen, müssten sie Sicherheitsupdates nicht erst umständlich für die eigenen Varianten anpassen, und Nutzer hätten schnellere, schlankere und vor allem sicherere Smartphones. Doch vermutlich wird es noch viele Sicherheitslücken brauchen bis Hersteller umdenken und Kunden beim Kauf darauf achten, wie lange ihr neues Smartphone Updates erhält.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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