Skurrilste Wirtschaftsnews aus dem Netz:Das doppelte Spiel der Schönheitsindustrie

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Wieso Unilevers neues Bewusstsein auf Kritik stößt und weshalb ein Engländer das hässlichste Kuscheltier der Welt auf den Markt bringt - skurrile News aus dem Netz.

Johannes Kuhn

Preiset das Wirtschaftswachstum

Freikirchen haben nicht nur einen großen Einfluss auf die amerikanische Politik, sondern auch auf die Wirtschaft, wie die New York Times jüngst bewiesen hat. Allerdings nicht als spirituelle Inspiration oder Lobbygruppen, sondern vor allem als Investoren.

Die Zeitung untersuchte die Bilanzen von mehr als 1300 sogenannten Megachurches, unabhängigen christlichen Gemeinschaften mit mehr als 2000 Gottesdienstbesuchern pro Woche. Das Resultat: Die Kirchen investieren Millionen Dollar in den Bau von Sporthallen oder Einkaufsmärkten, haben aber auch außergewöhnliche Firmen wie Limousinen-Verleiher oder Basketballschulen in ihrem Portfolio.

Den Gotteshäusern kommt deshalb in vielen Kleinstädten auch große Bedeutung für das Wirtschaftswachstum zu. Davon profitieren sie in doppelter Hinsicht: Zum einen bekommen die Kirchen damit mehr Aufmerksamkeit und können so mehr Mitglieder werben, zum anderen generieren sie langfristige Einnahmequellen jenseits des Klingelbeutels.

Bei der Finanzierung helfen Organisationen wie die Evangelical Christian Credit Union, die jährlich Kredite in Gesamthöhe von 2,7 Milliarden Dollar vergibt. Damit steht sie in direkter Konkurrenz zu den großen Banken, die inzwischen ebenfalls das Kreditgeschäft mit den Kirchen für sich entdeckt haben.

Unilevers doppelte Botschaft

Das Schöne am viralen Marketing ist, dass eine Werbebotschaft ohne großen Aufwand per Mund-zu-Mund-Propaganda ihren Weg zum Konsumenten findet. Problematisch wird es, wenn die Botschaft am Ende ganz anders aussieht, als es sich der Sender erhofft.

So geschehen bei der jüngsten Kampagne des Großkonzerns Unilever, der sich laut Firmenaussage eine neue Verantwortung im Umgang mit vermeintlichen Schönheitsidealen auferlegt hat. http://www.sueddeutsche.de/leben/artikel/682/113569/ In dem YouTube-Videospot " Onslaught" der Marke Dove wird dies vorexerziert: Dieser zeigt ein kleines Mädchen, das durchgehend mit Werbebotschaften über Schlankheit und Schönheit konfrontiert wird. Am Ende erscheint der Slogan "Sprechen Sie mit Ihrer Tochter, bevor es die Schönheitsindustrie tut" auf dem Bildschirm.

Weil jedoch in den Werbespots der Unilever-Marke Axe junge Frauen wie von der Tarantel gestochen durch die Gegend hüpfen, sobald sie den Deodorantgeruch eines Mannes schnuppern, machte sich ein PR-Profi einen Spaß und montierte die gegensätzlichen Clips zusammen. Das Resultat: Statt Verantwortungsbewusstsein wirkt die Kampagne nun wie Heuchelei, der montierte Clip endet mit dem Slogan "Sprechen Sie mit Ihrer Tochter, bevor es Unilever tut".

Das neue Video erzeugte eine heftige Debatte in Medien und Blogs. Der Vorwurf: Der Konzern messe mit zweierlei Maß. So gelang dem kinderfreundlichen "Onslaught"-Clip was bislang kein Axe-Werbespot geschafft hatte: Die Kinder-Interessensgruppe "Campaign for a Commercial-Free Childhood" hat Unilever aufgefordert, die Kampagne für das Deodorant einzustellen.

Luxus-Ausblick auf Einkaufswagen

Apartments über Einkaufszentren galten bislang nicht gerade als ein Symbol für Luxus. Die Verwalter der amerikanischen Wohnimmobilie "Nouvelle at Natick" wollen dies nun ändern, wie der Boston Globe berichtet.

Für 420.000 bis 1,6 Millionen Dollar verkauft die Firma Wohnungen über einem luxuriösen Einkaufszentrum in einem Bostoner Vorort. Die Apartments sind mit Marmorböden und teuren Holzböden ausgestattet, ein Gemeinschaftsstockwerk bietet Kaminzimmer, Bar und Großbildleinwand. Der offensichtliche Vorteil ist aber, dass die Bewohner per Aufzug direkt zum Einkaufen fahren können, was vor allem ältere Mieter anlocken soll.

Die Verwalter werben damit, dass das Leben über einem Einkaufszentrum das Stadtleben in der Vorstadt ermöglichen kann - allerdings ohne Parkplatzprobleme und die horrenden Mieten vergleichbarer Immobilien in der Bostoner City. Ob das Leben über Konsumtempeln wirklich ein Zukunftstrend wird, bleibt abzuwarten: Bislang wurde noch nicht mal ein Fünftel der Wohnfläche verkauft.

Das hässlichste Kuscheltier der Welt

Weil sie die Nase voll von gewöhnlichen Teddybären und Knuddelhasen haben, möchten die Gründer der britischen Firma Compost Communications das Weihnachtsgeschäft mit einem absonderlichen Kuscheltier aufmischen.

So handelt es sich beim "Roadkill Teddy", den das englische Blatt Metro vorstellt, um einen überfahrenen Stoff-Waschbären. Kinder dürften vom Anblick des Tieres allerdings wenig erfreut sein: Die Augen sind vor Schreck verdreht, die Zunge hängt aus dem Mund, auf dem Fell ist ein großer Reifenabdruck zu sehen, per Reißverschluss können auch Stoffgedärme und -blut aus dem Inneren des Kuscheltiers geholt werden.

Eingepackt ist das Spielzeug in einem kleinen Leichensack, ein Schildchen am Zeh des Roadkill Teddys gibt Details über dessen Ableben preis: Er wurde von einem Londoner Milchlaster überfahren.

Adam Arber, Erfinder des seltsamen Kuscheltiers, sieht vor allem "Menschen mit Humor" als mögliche Käufer für den 25 Pfund teuren Teddy. Auf die Idee kam der 33-Jährige beim Anblick des überaus hässlichen Hundes seiner Schwiegermutter.

Der Trick mit den Öloptionen

Die US-Fluglinie Southwest gilt bei vielen Analysten als Sorgenkind: Wenige Verkaufskanäle und hohe Lohnkosten belasten das Geschäftsergebnis des Unternehmens.

In den nächsten beiden Jahren könnte die Firma die inneramerikanische Konkurrenz dennoch abhängen. Der Grund: Das Unternehmen ist auf die Folgen des explodierenden Ölpreises vorbereitet.

So hat Southwest bereits vor längerer Zeit in Optionen investiert, die eine Versorgung mit Flugbenzin zum Ölpreis von rund 51 Dollar pro Barrel bis 2009 sichern. Im Moment kostet ein Fass rund 90 Dollar; das Unternehmen konnte deshalb in den ersten neun Monaten des Jahres rund eine Milliarde Dollar sparen.

Als der Ölpreis Anfang des Jahres auf 52 Dollar pro Barrel gesunken war, hatte es noch ganz anders ausgesehen: Rivalen wie Delta oder Northwest spekulierten auf weiter fallende Preise, diese hätten freilich die Optionsgeschäfte von Southwest zu einem gigantischen Verlustgeschäft gemacht. Nun haben die Southwest-Offiziellen gut lachen, während die Konkurrenz in große Turbulenzen geraten könnte. "Wir alle wünschten, wir wären Southwest", erklärt Tim Walker von JetBlue der New York Times.

Nach 2009 steht das Unternehmen allerdings wieder vor den gleichen Herausforderungen wie der Rest der Branche. Die finanziellen Dimensionen eines hohen Ölpreises zeigen die Zahlen, die der Finanzchef von American Airlines gegenüber der New York Times nennt: Demnach bedeutet eine Ölpreis-Steigerung von einem Dollar pro Barrel für die Fluggesellschaft jährliche Mehrausgaben von 80 Millionen Dollar.

Ein dringendes Geschäft

Es ist ein Gefühl, das London-Touristen bekannt ist: Zwischen den Sehenswürdigkeiten von Big Ben bis Oxford Street drückt die Blase, doch den Weg zur nächsten Toilette kennt man nicht.

Mit der panischen Suche nach öffentlichen WCs soll nach einem Beschluss des Westminister City Councils nun Schluss sein. Dieses rief kürzlich den "SatLav"-Service ins Leben. Drückt die Blase, kann der Besucher eine SMS mit dem Wort "toilet" an die Nummer 80097 schicken. Innerhalb weniger Sekunden erhält er die Adresse der nächsten öffentlichen Bedürfnisanstalt.

Technisch gesehen peilen Sendestationen die Stärke des Funksignals, um das Handy zu lokalisieren. Die Idee stammt von der Studentin Gail Knight, die sich "immer ein bisschen schlecht" dabei fühlte, die Toiletten in Fastfood-Restaurants oder Kaufhäusern zu benutzen. Für den Stadtbezirk Westminster könnten sich die Investitionen langfristig auszahlen: Eine Not-SMS kostet umgerechnet 35 Cents.

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