Siemens und der BND:Beste Verbindung

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Die Korruptionsaffäre nährt Spekulationen, Siemens sei Lieferant des BND für Spionagetechnik und habe im Gegenzug mit den Geheimen kooperiert. Die Hinweise sind ebenso richtig wie banal.

Hans Leyendecker

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte in seiner mehr als 50jährigen Geschichte oft einen zweifelhaften Ruf. Das Ansehen des über 160 Jahre alten Weltkonzerns Siemens ist, derzeit zumindest, angeschlagen: Mies und mies ergibt ein Rüchlein.

Heimische Firmen bevorzugt: Der BND hat vor allem in heiklen Bereichen immer gerne mit Siemens zusammengearbeitet (Foto: Foto: AP)

Das mag der Grund sein, warum in Medien im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre jetzt der Hinweis auftaucht, Siemens sei einer der Lieferanten der Geheimen für Spionagetechnik. Im Gegenzug hätten Siemens-Spezialisten mit dem BND kooperiert. Der Hinweis ist richtig und banal zugleich.

Im Bereich der elektronischen Funkaufklärung hat der Bundesnachrichtendienst immer mit deutschen Elektronikherstellern zusammengearbeitet - vor allem mit Siemens. Das ist nicht ungewöhnlich: Fast alle Nachrichtendienste auf dem Globus bevorzugen - schon aus Sicherheitsgründen - im Bereich der Technik heimische Unternehmen.

Als die Bundesregierung und die Spitze des Dienstes nach Berlin übersiedelten, war klar, dass in heiklen Bereichen deutsche Firmen bevorzugt wurden. Der BND hat in der Funkaufklärung, was nicht für alle anderen Bereiche gilt, einen Ruf zu verlieren. In der elektronischen Aufklärung gehört er zu den besten Diensten der Welt. Stolz präsentieren die jeweiligen Präsidenten des Nachrichtendienstes den Verbündeten Ergebnisse von Abhöraktionen, die andere nicht hatten.

Die Mehrzahl aller BND-Meldungen stammt aus dem Bereich der fernmelde-elektronischen Aufklärung. Mitarbeiter deutscher Firmen wiederum, die Telefonanlagen oder sogar Abhörtechnik in arabische Länder geliefert haben, waren dann ihrem Dienst auch bei der Entschlüsselung zu Diensten.

Einer der Ansprechpartner des BND bei Siemens war bis vor gut vier Jahren der damalige Vorstand Volker Jung. Sein Name findet sich an einigen Stellen in Akten der Korruptions-Ermittler, aber Jung spielt bei dem Verfahren nicht einmal eine Statistenrolle. Wohl deshalb kursiert die Spekulation, der BND habe seine Hand über Jung gehalten - offenbar eine Räuberpistole.

Zum BND gehörten früher zwar falsche Bärte und reichlich Agenten mit Tarnnamen, aber Einfluss auf ein Strafverfahren in Deutschland konnte der BND, zumindest nach der Ära des Gründers Reinhard Gehlen, nicht nehmen.

© SZ vom 14.4.2008/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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