Siemens: Der Brief, mit dem alles anfing:"Prüfen Sie alle Projekte"

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Der Anfang der Siemens-Affäre: Ein anonymer Brief brachte die Ermittler auf die Spur.

Mit einer Razzia am 15. November 2006 begann die Korruptionsaffäre bei Siemens. Ausgelöst worden waren die Ermittlungen durch eine anonyme Anzeige: Am 15. September 2005 schickten ein oder mehrere unbekannte Siemens-Mitarbeiter einen Brief an die Münchner Staatsanwaltschaft.

Eine Kopie des Schreibens kursiert inzwischen auch bei Siemens. Die SZ dokumentiert das Schreiben:

Sehr geehrter Herr Oberstaatsanwalt,

wir möchten Sie über schlimme Handlungsweisen im Siemens Bereich COM, Hofmannstraße in München informieren: Über Jahre hinweg war der leitende Angestellte Reinhard S. hauptsächlich tätig in Sachen Schmiergelder verteilen, Subventionen zu erschleichen und Modelle auszuführen, um Steuern und Abgaben am deutschen Staat vorbeizulenken. Prüfen Sie doch mal alle Italien und Südafrika und China Projekte und auch alle Projekte für die der Herr verantwortlich war bis 2004.

Es gab auch Revisionen, da wurden alle befragt und wir haben alle Unterlagen gezeigt aber ohne Folgen. Die Staatsanwaltschaft war auch schon mal im Haus aber da haben wir alle schnell die Ordner im Archiv verstecken müssen. Es war damals noch im Hochhaus. Heute ist Herr Reinhard S. Geschäftsführer einer GmbH in der Münchener Innenstadt.

Wir sind in der Buchhaltung tätig und überweisen extrem hohe Summen an diese Firma, was angeblich Beratergebühren sein sollen.

Es sind garantiert keine Beratergebühren sondern bestimmt Schweigegeld und Geld für Aktionen die wahrscheinlich nicht legal sind.

Unterschreiben tun die Zahlungsanweisungen ein Herr ... Schauen Sie doch mal alle Zahlungsanweisungen an. Unser Chef unterschreibt davon keine. Mitunterschreiben tut auch ein Herr . ..

Bei uns werden Arbeitsplätze abgebaut und Kollegen mit Versetzungen ins Ausland bedroht, wenn sie nicht spuren und diese Herren stecken Millionen ein, nur weil sie wahrscheinlich bereit sind illegale Geschäfte zu machen. Bitte bereiten Sie diesen hohen Überweisungssummen ein Ende."

© SZ vom 19.04.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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