SGL Carbon:Leichtgewicht

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Das Unternehmen, bei dem VW vor fünf Jahren eingestiegen ist und an dem Susanne Klatten ein Viertel des Kapitals hält, steckt in der Krise. Nun verkauft das Management das Kerngeschäft nach Japan. Der Deal soll 200 Millionen Euro einbringen.

Von Uwe Ritzer

Fünf Jahre ist es her, dass Volkswagen bei der Wiesbadener SGL Carbon einstieg, dem nach eigenen Angaben "weltweit führenden Hersteller von Produkten und Materialien aus Carbon". Man wolle, so der damalige VW-Chef Martin Winterkorn, "an der positiven Geschäftsentwicklung auf dem Zukunftsmarkt für Kohlefasern profitieren."

SGL jedoch entwickelte sich bislang nicht zur Erfolgsgeschichte. Die Aktie stürzte seit 2011 von knapp 50 auf gut elf Euro ab. Die Stahlbranche, einer der wichtigsten SGL-Kunden, schwächelt, die Preise sind im Keller und den erhofften Siegeszug in der Automobil- und Luftfahrtindustrie hat das besonders leichte und extrem feste Material auch noch nicht angetreten. Nach Defiziten und mehreren Gewinnwarnungen zieht SGL nun die Notbremse.

Das Unternehmen, das zu gut einem Viertel der mutmaßlich reichsten Deutschen Susanne Klatten gehört, trennt sich von seiner größten und wichtigsten Sparte. Das Grafitelektrodengeschäft soll im ersten Halbjahr 2017 an Showa Denko gehen, den größten japanischen Chemiekonzern. Betroffen davon sind 900 der insgesamt 5400 SGL-Mitarbeiter. Das Unternehmen rechnet mit einem Verkaufserlös von gut 200 Millionen Euro. Separat soll auch das Geschäft mit Kathoden, Hochofenauskleidungen und Kohlenstoffelektroden veräußert werden. Ein Käufer dafür wird noch gesucht.

Mit dem Verkauf der größten Sparte, die ihre Geschäfte hauptsächlich mit der schwächelnden Aluminium- und Stahlindustrie macht, will SGL die eigene Neuausrichtung vorantreiben. Künftig wolle man sich auf Wachstumsfelder in den Bereichen Fahrzeuge, Energieversorgung und Digitalisierung konzentrieren, so SGL-Chef Jürgen Köhler. Showa Denko wiederum hofft nach den Worten von Vorstandschef Hideo Ichikawa, mit dem Zukauf zur weltweiten Nummer eins im Grafitelektrodenmarkt aufzusteigen. Bis alle Verkäufe abgewickelt sind, will SGL übrigens auf Gewinnvorhersagen verzichten. Frühestens im Frühjahr 2017 will man wieder eine Prognose wagen.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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