Schutz vor Zahlungsausfällen:Richtig finanzieren im Ausland

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Auf einem Graffiti in Athen wird der Euro zu Grabe getragen. Firmen können sich frühzeitig vor Zahlungsausfällen schützen. (Foto: Orestis Panagiotou/dpa)

Mittelständler können sich gegen Zahlungsausfälle mit verschiedenen Finanzierungsinstrumenten absichern. Ein Überblick.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Die exportlastige deutsche Wirtschaft hat es derzeit schwer. "Die Krise in Griechenland hat auch andere Länder der EU in Mitleidenschaft gezogen und damit eben auch viele tausende Kunden heimischer Mittelständler", sagt Gabriele Vetter, Referatsleiterin der IHK München und Oberbayern. Schon seit der Finanzkrise sei Europa, traditionell wichtigster Markt deutscher Exporteure, nicht mehr das, was es früher war. Hier, fernab der Schwellenländer, lauert für viele das Risiko von Forderungsausfällen. Zahlungsausfälle können besonders für kleine Betriebe sogar existenzbedrohend sein. Verstärkt wird die Insolvenzgefahr zudem durch die weit verbreitete Finanzierung von Exportgütern und Investitionen aus dem Betriebsmittelkredit. Betriebe müssen für die Kredite hohe Zinsen zahlen. Vielen bleibt da wenig Kapital für das laufende Geschäft. Abhilfe kann die Wahl passender Finanzierungs- und Absicherungsinstrumente schaffen.

Ist Vorauskasse nicht durchsetzbar, empfiehlt sich gerade beim Erstgeschäft der Abschluss eines Akkreditivs. Damit kann sich der Exporteur die Zahlung von der Bank vertraglich sichern lassen. Die Hausbank des Kunden eröffnet dabei über die Bank des Exporteurs ein Akkreditiv. Das Risiko wird vom Kunden auf die Bank übertragen. Nach der Lieferung reicht der Exporteur die notwendigen Dokumente ein und erhält sein Geld. Zu beachten dabei: "Unternehmen machen oft den Fehler, schwer zu erfüllende Bedingungen des Importeurs in einem Akkreditiv zu akzeptieren, etwa für die Erstellung der notwendigen Dokumente", warnt Marina Attawar, Vorstand der Deutsche Forfait.

Für kurzfristige Finanzierungen eignet sich das seit 2013 am Markt angebotene Zahlungsinstrument Bank Payment Obligation. Damit kann eine Zahlungsverpflichtung aus einer offenen Handelsrechnung erstmals zwischen Banken bestätigt werden. Das Risiko des Zahlungsausfalls wird somit abgesichert. Die Übermittlung der Daten erfolgt elektronisch. Dies spart Zeit und Kosten. Wer das Risiko eines Zahlungsausfalles ganz aus der Hand geben will, kann seine Forderung etwa aus einem gewährten Lieferantenkredit auch verkaufen. "Die Forfaitierung entlastet Unternehmen. Sie bekommen sofort Liquidität, das Risiko wird transferiert und die Bilanz wird nicht verlängert. In der Folge haben sie mit dem finanziellen Aspekt des Geschäftes nichts mehr zu tun", erklärt Forfaitierungsexpertin Attawar.

Die hohe Kunst der Exportfinanzierung ist der Bestellerkredit. Die Hausbank des Exporteurs gewährt dem Abnehmer oder dessen Bank einen Kredit zur Finanzierung des Geschäfts. Die Auszahlung leistet die Bank direkt an den Exporteur, dessen Bilanz somit entlastet wird. Der Importeur profitiert vom niedrigen Zinsniveau im Euroraum. "Der Bestellerkredit kommt im Mittelstand nur bedingt zur Anwendung, etwa bei Großprojekten wie der Lieferung einer kompletten Fertigungsanlage und bei Lieferungen entlang einer längeren Zeitachse," sagt Vetter. Ein hoher Aufwand und lange Bearbeitungszeit zur Prüfung der Risiken im Zielland machen das Instrument teuer. "Großvolumige Exportfinanzierungen kommen nicht von der Stange, sondern werden auf das jeweilige Projekt individuell zugeschnitten. Dieser Aufwand lohnt sich für Kreditnehmer und uns erst ab einer Finanzierung von rund zehn Millionen Euro", erklärt Axel Breitbach, Sprecher der Ipex-Bank, einer Tochter der Förderbank KfW.

Hat ein Unternehmen Erfolg auf ausländischen Märkten, folgt häufig eine Investition am Ort, sei es für ein Vertriebsbüro oder eine Produktionsstätte. "Für mittelständische Unternehmen mit mehreren Produktionen und Niederlassungen weltweit ist die sogenannte "Umbrella" -Finanzierung von Vorteil. Das ist ein Kreditvertrag, der zentral aus Deutschland heraus für mehrere Standorte eines Unternehmens flexibel genutzt werden kann, über Ländergrenzen hinweg", sagt Bernd Sauter, Mitglied der Geschäftsleitung Region Süd der Deutschen Bank.

Experten raten, frühzeitig mit Finanzierungspartnern zu sprechen

Hand in Hand mit der Finanzierung sollte die Absicherungen der Risiken erfolgen. "Grundsätzlich erwarten wir Sicherheiten für unsere Finanzierungen. Üblich sind etwa Hypotheken bei der Finanzierung von Flugzeugen, Garantien der Betreiber von Kraftwerksprojekten oder Exportkreditversicherungen bei Exportgeschäften," sagt Breitbach. Die Exportkreditgarantien bieten Schutz vor politisch und wirtschaftlich bedingten Ausfällen. Zu unterscheiden sind marktfähige und nicht marktfähige Risiken. Als marktfähig gelten alle kurzfristigen Zahlungsrisiken von bis zu zwei Jahren in den Ländern der EU und den Kernländern der OECD (Australien, Kanada, Island, Norwegen, Japan, Neuseeland, Schweiz und USA). Nur diese werden von privaten Versicherungen gedeckt. Laut EU-Vorschriften dürfen diese grundsätzlich nicht von der staatlichen Exportkreditversicherung gedeckt werden. Der Staat springt aber ein, wenn private Anbieter nicht versichern. Exporte in Märkte mit erhöhten Risiken und längeren Kreditlaufzeiten lassen sich oft nur mit staatlicher Deckung realisieren. "Die Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland sind besonders für kleine und mittlere Unternehmen wichtig. Drei Viertel der Deckungen entfallen auf den Mittelstand, für den viele Geschäfte auch unter 500 000 Euro versichert werden", sagt Marco Paul, Leiter Market & Commercial bei Euler Hermes. Für Griechenland gilt: Bei Laufzeiten von bis zu 24 Monaten sind Absicherungen privaten Anbietern vorbehalten. Laut Experten ist es derzeit jedoch schwierig, eine Absicherung zu bekommen. Im Mittel- und Langfristbereich sind Bundesdeckungen prinzipiell möglich. Im Schadensfall werden politische und wirtschaftliche Risiken vom Bund zu 95 Prozent entschädigt. Kosten: Zwischen 0,5 Prozent für kurze und etwa zehn Prozent des Auftragswertes für langfristige Finanzierungen.

Wegen der aktuellen Marktrisiken raten Experten, Finanzierungs- und Versicherungspartner frühzeitig zu kontaktieren. "Insbesondere im Exportgeschäft ist es wichtig, dass sich Kunde und Bank gut kennen und vertrauen. Die Bank muss das Geschäftsmodell, die Produkte und die Abnehmer kennen, um die passende Finanzierung liefern zu können", sagt Sauter. IHK-Expertin Vetter rät: "Die Betriebe sollten sich einmal im Jahr die Bilanzen all ihrer Kunden genau anschauen, um sich vor Überraschungen zu schützen." Das kann helfen, Klarheit zu schaffen.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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