Schmiergeldskandal:Transparency hadert mit Siemens

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Im Schmiergeldskandal bei Siemens fühlt sich Transparency International schlecht von dem Elektro-Multi informiert. Jetzt wolle der Antikorruptionsverein mit Siemens recht zügig über die weitere Mitgliedschaft reden, sagt Transparency-Vorstand Peter von Blomberg.

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Siemens droht wegen der Affäre um schwarze Kassen im Konzern der Ausschluss aus der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International.

Im Transparency-Vorstand zuständig für Wirtschaftsfragen: Peter von Blomberg. (Foto: Foto: Transparency International)

Sollte der Konzern den Verein hinsichtlich der aktuellen Vorwürfe nicht ausreichend informieren, könnten Konsequenzen nicht ausgeschlossen werden, sagte Transparency-Vorstand Peter von Blomberg zu sueddeutsche.de.

Die Mitgliedschaft von Siemens bei Transparency International ruht wegen eines früheren Korruptionsfalls in Italien bereits seit Mitte 2004.

Nachdem nun ein neuer Skandal bekannt geworden sei, hätten Transparency und Siemens vereinbart, bis Mitte Dezember zu klären, wie es mit der Mitgliedschaft weitergehen solle, sagte von Blomberg.

"Komplizierter"

"Durch den neuen Skandal ist die Situation natürlich komplizierter geworden. Beide Seiten sehen sich derzeit verstärkter öffentlicher Kontrolle ausgesetzt, deswegen haben wir beschlossen, mit Siemens noch in diesem Monat ein klärendes Gespräch über die weitere Mitgliedschaft zu suchen", so von Blomberg.

Der Transparancy-Vorstand bemängelte, dass der neue Skandal nicht von Siemens selbst angesprochen worden sei: "Wir haben jeweils im Abstand eines halben Jahres miteinander Kontakt, zuletzt war das vor wenigen Wochen der Fall. Dennoch haben wir von dem neuen System schwarzer Kassen erst durch die öffentliche Berichterstattung erfahren."

Möglichst im Konsens

Von Blomberg betonte allerdings, dass eine Klärung über die weitere Mitgliedschaft von Siemens möglichst im Konsens erzielt werden solle. Von einem Ultimatum an Siemens könne keine Rede sein.

Wenn Siemens es versäume, über neue Vorgänge in regelmäßigen Abständen zu berichten, sei das zwar zu kritisieren. Entscheidend sei allerdings eine Gesamtwürdigung des bisherigen Verlaufs der Mitgliedschaft von Siemens bei Transparancy.

Weltweites System schwarzer Kassen

Siemens steht in der Kritik, weil ehemalige und aktive Mitarbeiter beschuldigt werden, ein weltweites System von schwarzen Kassen betrieben zu haben. Die Staatsanwaltschaft München beziffert den Schaden durch Untreue für Siemens auf rund 200 Millionen Euro.

In der kommenden Woche will der Siemens-Aufsichtsrat Konsequenzen aus der Affäre ziehen und die interne Korruptionskontrolle verschärfen.

Sollte Siemens die Mitgliedschaft bei Transparency International verlieren, so könnte dies den Technolgiekonzern empfindlich treffen. Bernd Michael, Berater der Werbeagentur Grey mit langjähriger Erfahrung auf dem US-Markt sagte zu Spiegel Online: "In vielen Ländern, besonders in den USA, ist eine Mitgliedschaft bei Transparency gewissermaßen eine Zulassungsbescheinigung zum Markt. Wenn die entzogen wird, kann das bei der Auftragsakquise ein sehr großes Hindernis sein."

37 Mitglieder in Deutschland

Transparency International zählt in Deutschland 37 Unternehmen als Mitglied, darunter Allianz, Bosch, BASF und SAP.

Unterdessen wurde bekannt, dass Siemens erstmals die Existenz eines Geheimkontos eingeräumt habe. Bereits im November habe der Elektro-Multi Klage gegen den ehemaligen Generaldirektor Telekommunikation und Informatik der Sparte Siemens Griechenland eingereicht, schreibt Spiegel Online.

Auf eigenes Konto überwiesen

Siemens lege seinem langjährigen Manager M. zur Last, über die Verwendung von rund acht Millionen Euro aus den vermeintlichen schwarzen Kassen des Konzerns in der Schweiz keine Belege vorgelegt zu haben. Das Geld hatte M. anschließend auf sein eigenes Konten in Griechenland überwiesen.

In der siebenseitigen Klageschrift räume Siemens ein, dass ein verdächtiges Konto bei der Dresdner Bank in der Schweiz Siemens gehört habe, so der Spiegel. Über das fragliche Konto seien nach Ansicht von Ermittlern in München und der Schweiz Schmiergelder für Aufträge im Ausland gewaschen worden.

In dem Schriftsatz führten die Siemens-Anwälte aus, dass das Konto bei der Dresdner Bank in Zürich zu den "finanziellen Interessen unserer Firma" gehört habe. M. habe es lediglich "verwaltet".

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