S. Oliver-Chef im Interview:"Anbieter wie Primark entwerten Kleidung völlig"

Eröffnung Primark

Eine Menschenschlange bei der Eröffnung einer Primark-Filiale in Berlin

(Foto: dpa)

S. Oliver-Chef Armin Fichtel ärgert sich über Kunden, die von Nachhaltigkeit reden, aber bei Billighändlern kaufen. Die eigenen Mitarbeiter dürfen aber tragen, was sie wollen.

Von Elisabeth Dostert

Der Modemarkt steckt in der Krise. Auch S. Oliver aus Rottendorf bei Würzburg musste 2014 ein leichtes Umsatzminus hinnehmen. Dann kam Armin Fichtel zum Unternehmen. Seit gut einem Jahr ist er Chef der S. Oliver Group. Er soll die Firma umbauen, für die Zukunft fit machen. Wenn das getan ist, will Fichtel wieder gehen. Aber noch ist es nicht so weit.

"Es gibt viel zu viel billige Massenware auf dem Markt", sagt der Manager. Online-Händler, Billiganbieter, viele mischen mit. Das bekam auch S. Oliver zu spüren. 2014 lagen die Erlöse der Gruppe 0,2 Prozent unter dem Vorjahr. 2015 seien sie um 0,3 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro gestiegen.

Besonders Billighändler wie Primark ärgern den 59-Jährigen, der sonst im Gespräch die Gelassenheit eines Mannes ausstrahlt, der den Job nicht braucht, sondern macht, weil er ihn spannend findet. "Solche Anbieter wie Primark entwerten Kleidung völlig und die Preise für Textilien sinken immer weiter. Das ist schlimm. Die Leute reden immer von Nachhaltigkeit, und dann gehen sie zu Primark und kommen mit vollen Tüten raus."

S.Oliver-Mitarbeiter dürfen trotzdem bei Primark einkaufen. "Wir beschäftigen hier in Rottendorf Menschen aus vielen Ländern", sagt Fichtel. "Die dürfen tragen, was sie wollen und das tun sie auch." Fichtel selbst erscheint zum Interview in einem Anzug eines italienischen Herstellers. "Aber das Hemd ist von uns, Wäsche und Socken auch."

S. Oliver hat aus heutiger Sicht Fehler gemacht, sagt Fichtel. Das Unternehmen hat zu große Läden angemietet, weil sie alle Marken unter einem Dach zeigen wollten. "Das ist nicht mehr zeitgemäß." Fichtel schwenkt um, er will kleinere Läden, in denen dann nur eine Marke angeboten wird. Das ist Teil der Strategie 2020, die die Gruppe gerade verabschiedet hat.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: