Rupert Murdoch:Eroberer ohne Skrupel

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Rupert Murdoch hat einst mit einer Provinzzeitung angefangen und will nun mit dem ,,Wall Street Journal'' sein Lebenswerk krönen

Caspar Busse

Nicht in guter Erinnerung dürfte Rupert Murdoch, 76, Deutschland sein. Denn hier hat der Medienunternehmer, einer der mächtigsten der Welt, einige seiner bisher größten Niederlagen einstecken müssen. 1991 - wenige Monate nach der Wiedervereinigung - starteten Murdoch und Hubert Burda gemeinsam das reißerische Boulevardblatt Super-Zeitung für die neuen Bundesländer. Endlich sollte einmal jemand Bild richtige Konkurrenz machen. Doch schon ein Jahr später wurde das Projekt sang- und klanglos begraben. Die Super-Zeitung hatte die Erwartungen weit verfehlt.

Kennt die Regeln des Spiels wie kaum ein ander Medienunternehmer: Rupert Murdoch. (Foto: Foto: ap)

Auch mit seinem Engagement am deutschen Fernsehmarkt hatte Murdoch nicht viel Glück. Seine Beteiligungen an den Sendern Vox und TM3 verkaufte er schnell wieder. Auch die Millionen, die er in das deutsche Pay-TV-Fernsehen und in eine Beteiligung an Premiere gesteckt hatte, waren schnell weg. Sein Partner Leo Kirch meldete 2002 Insolvenz an, Premiere war vorläufig tot, und Murdoch verlor sehr viel Geld. So ist Deutschland bis heute auf der weltumspannenden Murdoch-Karte ein weißer Fleck geblieben.

Misserfolge kann der erfolgsverwöhnte gebürtige Australier Murdoch eigentlich nicht leiden. In den vergangenen Jahrzehnten hat er wie kaum ein anderer einen weltweiten Medienkonzern aufgebaut - in der Regel über Zukäufe. An News Corp halten Murdoch und seine Familie fast ein Drittel der Anteile und haben damit faktisch das Sagen.

Im Mai holte er nun zu seinem bisher spektakulärsten Schlag aus: Er machte ein Fünf-Milliarden-Dollar-Angebot für den Dow-Jones-Konzern und damit für das angesehene Wall Street Journal, hinter USA Today die zweitgrößte Tageszeitung in den USA. Am Dienstag gab es nun endgültig grünes Licht von den Eignern. Murdoch kann mit der Übernahme sein Lebenswerk krönen. Denn das Journal, wie es die meisten in den USA nur nennen, ist eine der renommiertesten Adressen im Journalismus. Die Reporter gehören zu den besten der Welt, auf Unbestechlichkeit, Exklusivität und gute Recherche wird höchster Wert gelegt.

Der Widerstand in den USA war groß. Viele, auch Teile der Dow-Jones-Eigentümerfamilie Bancroft, fürchteten um die journalistische Unabhängigkeit des Journal. Der deutsche Verleger Dieter von Holtzbrinck war deshalb bereits aus dem Verwaltungsrat von Dow Jones ausgeschieden. In seinem Brief bezeichnete er das Murdoch-Angebot zwar als ,,sehr großzügig''. Doch die Unabhängigkeit des Journal könnte leiden. ,,Ich kann nicht belegen, dass meine Bedenken richtig sind'', schrieb Holtzbrinck. ,,Ich kann nur auf die Praktiken von News Corp in der Vergangenheit verweisen.''

In der Tat: Murdoch hatte immer den wirtschaftlichen Erfolg ohne Skrupel allen anderen verlegerischen Überlegungen untergeordnet. Mit 22 Jahren erbte Murdoch nach dem Tod seines Vaters die kleinen Tageszeitungen Adelaide News und Sunday Mail. Er kaufte eine Provinzzeitung nach der anderen hinzu, erwarb große Zeitungen in Sydney und wurde bald einer der größten Verleger in Australien und Neuseeland.

Schließlich ging er nach Großbritannien und kaufte die Blätter Sun, News of the World und The Times, dann von dort in alle Welt. Das Erfolgsmodell war immer gleich: Mit hartem Boulevardjournalismus setzte sich Murdoch durch und bekam immer mehr Macht. So war er ein ausgewiesener Unterstützer der konservativen ehemaligen britischen Premierministerin Maggie Thatcher. Später half er mit seinen Zeitungen im Wahlkampf Labour-Mann Tony Blair, um ihn dann wieder sehr kritisch zu begleiten. Heute unterstützt der konservative Milliardär Hillary Clinton, die für die Demokraten im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft antritt.

Politisch ungelegene Veröffentlichungen stoppt Murdoch schon mal gerne. So veröffentlichte sein Buchverlag Harper Collins ein Buch des früheren Hongkong-Gouverneurs Chris Patten nicht, weil es als zu china-kritisch galt und möglicherweise den Murdoch-Geschäften im Land der Mitte schaden könnte. Auch den china-kritischen Sender BBC nahm er einmal aus dem gleichen Grund von seinem Satelliten-Angebot. Gerade im Satellitenfernsehen hatte Murdoch lange Probleme, doch am Ende schaffte er es. Murdoch wusste immer, wie er seine Medienmacht einsetzen konnte. Hauptsache, der Gewinn wurde gemehrt.

Spät, aber nicht zu spät entdeckte Murdoch auch das Internet. Vor zwei Jahren kaufte er die Internet-Kontaktbörse MySpace für den damals sehr hohen Preis von 580 Millionen Dollar. Doch seitdem floriert das Geschäft. Zuletzt machte Murdoch den Vorschlag, MySpace in Yahoo gegen eine 25-Prozent-Beteiligung einzubringen - auch das ein Geschäft nach dem Geschmack Murdochs.

© SZ vom 1.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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