Rückversicherer:Spekulationen bei Munich Re

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Vorstandschef Nikolaus von Bomhard will angeblich zum Jahresende gehen. Seine Mitarbeiter sind irritiert.

Von Herbert Fromme, Köln

Beim weltweit größten Rückversicherer Munich Re kommt es möglicherweise schon in diesem Jahr zu einem Führungswechsel. Der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard, 59, soll den Posten zum Jahresende aufgeben, berichtet das Manager Magazin. Das Unternehmen nimmt dazu nicht Stellung. Mitarbeiter reagierten irritiert auf die Berichte.

Von Bomhard wolle sich jetzt aus dem Vorstand zurückziehen, weil er 2019 in den Aufsichtsrat gehen und dort Vorsitzender werden will, heißt es. Nach dem Kodex für gute Unternehmensführung (Corporate Governance) muss ein Vorstandsmitglied eine Wartezeit von zwei Jahren absolvieren, wenn er in den Aufsichtsrat des früher von ihm geführten Unternehmens gehen will. Der Posten als Aufsichtsratschef der Munich Re wird 2019 frei. Amtsinhaber Bernd Pischetsrieder ist bis dahin gewählt, kann dann aber aus Altersgründen nicht erneut kandidieren.

Über die Nachfolge Bomhards, sollte er tatsächlich gehen, wird heftig spekuliert. Als sicher gilt, dass der Nachfolger aus dem eigenen Unternehmen kommt. Das Manager Magazin sieht Vorstand Thomas Blunck, 50, vorne. Er ist im Vorstand für Spezial- und Finanzrisiken zuständig und spielt bei den digitalen Projekten des Versicherers eine große Rolle. Kenner des Unternehmens halten andere Lösungen für eher denkbar. Dazu gehört auch Vorstand Joachim Wennig, ebenfalls 50. Er führt den Bereich Lebens-Rückversicherung und ist Personalchef.

Der Rückversicherer ist relativ gut durch die Finanzkrise gekommen

Der Jurist Bomhard arbeitet seit 1985 bei der Munich Re, seit 2000 im Vorstand. 2004 übernahm er die Führung des Unternehmens. Die Munich Re ist finanziell solide durch die Finanzkrise gekommen, muss aber mit schrumpfenden Märkten und scharfer Konkurrenz fertig werden. Übernahmen und Fusionen im Kerngeschäft Rückversicherung erteilt Bomhard bis heute eine klare Absage. Stattdessen kauft er kleine Spezialversicherer, die in Nischen tätig sind. Ein Beispiel ist der US-Industrieversicherer Hartford Steam Boiler.

Außerdem betreibt Bomhard den Ausbau des Segments Gesundheit, in dem der Konzern nicht nur Krankenversicherungen anbietet, sondern auch Gesundheitsdienstleistungen. Dazu gehört der Betrieb von Kliniken. Der Aufbau ist zäh, in den vergangenen Jahren gab es auch einige Verlustquellen.

Bei der Sanierung des Sorgenkindes Ergo in Düsseldorf kann Bomhard keine großen Erfolge vorweisen. Der Versicherer leidet weiter unter hohen Kosten, schwergängigen Produkten und einem sinkenden Marktanteil. 2015 holte Bomhard Markus Rieß als Ergo-Chef und Munich-Re-Vorstand. Der einstige Deutschlandchef der Allianz soll die Tochtergesellschaft jetzt sanieren, eine schwierige Aufgabe.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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