Rückversicherer:Neues Geschäftsmodell gesucht

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Die Rückversicherer haben zu kämpfen, weil die Nachfrage nach ihren traditionellen Produkten sinkt.

Von Friederike Krieger, München

Ohne Rückversicherer wäre Amerika nicht entdeckt worden - oder zumindest wesentlich später. Diese These vertritt zumindest Benjamin Gentsch, stellvertretender Chef der französischen Gesellschaft Scor. "Rückversicherung war keine hinreichende, aber eine notwendige Bedingung für die Entdeckung Amerikas", sagt Gentsch auf dem Rückversicherungstag der Süddeutschen Zeitung in München.

Denn ab dem 14. Jahrhundert suchten Geschäftsleute, die Schiffseigner gegen den Verlust von Schiff und Ladung absicherten, selbst Schutz gegen bestimmte Risiken bei anderen Geschäftsleuten. Erst durch diese Absicherung wurde es möglich, immer größere Schiffe zu bauen - die schließlich groß genug waren, damit Christoph Columbus mit einem solchen Richtung Amerika in See stechen konnte.

"Die Welt braucht Rückversicherer, denn sie ermöglichen wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliches Fortkommen", sagt Gentsch. So wie er versuchen aktuell viele Branchenvertreter, sich ihre eigene Bedeutung zu bestätigen. Denn die Gesellschaften haben stark zu kämpfen. Die Preise sind unter Druck. Kunden wie die Allianz zentralisieren ihren Einkauf - und kaufen in der Summe weniger Rückversicherung ein.

Der schrumpfenden Nachfrage steht ein Überangebot an Kapazität gegenüber. Es wird gespeist durch die traditionellen Gesellschaften wie Munich Re, Swiss Re oder Hannover Rück, die zu viel Kapital haben, aber auch durch branchenfremde Investoren wie Pensions- und Hedgefonds.

In den vergangenen Jahren konnten sich die Eigenkapitalrenditen der Rückversicherungsbranche noch sehen lassen: Sie lagen bei rund elf Prozent, während andere Aktien global nur eine Rendite von 6,5 Prozent lieferten. Das war auch das Argument, das den Fiat-Erben John Elkann dazu bewogen hat, mit seiner Investmentgesellschaft Exor im Rückversicherungsbereich aktiv zu werden. Obwohl die Zeiten härter geworden sind, glaubt er an die Zukunft der Branche. "Rückversicherer werden auch in den nächsten Jahrzehnten gebraucht", sagt Elkann.

Mit einem einfachen Weiter-So ist es aber nicht getan, sind Experten überzeugt. Die Versicherer wünschen sich neue Rückversicherungslösungen. Denn sie müssen sich zunehmend auf veränderte Bedürfnisse der Endkunden einstellen. Sie wollen eher Unterstützung im Schadenfall anstatt lediglich eine finanzielle Entschädigung - also nach dem Einbruch oder dem Sturmschaden lieber einen Handwerkerservice als eine Überweisung.

"Wenn Erstversicherer ihre Wertschöpfungskette ausdehnen, müssen Rückversicherer das auch", sagt Roland Oppermann, Vorstand bei der SV Sparkassenversicherung in Stuttgart. Er hält etwa die gemeinsame Gründung von Assistance-Dienstleistern für denkbar.

Die Gesellschaft ist einer der größten Kunden der Rückversicherer in Deutschland. Das Unternehmen ist zwar nur regional aktiv, hat aber vor allem in Baden-Württemberg viele Gebäude gegen Elementarschäden versichert und muss sich selbst gegen Milliardenschäden durch Hochwasser und Stürme absichern. Der Konzern gibt jährlich 1,3 Milliarden Euro der eingenommenen Versicherungsprämien an Rückversicherer weiter.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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