Robo-Advisors:Kampf um Marktanteile

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Es gibt mehr als 20 Anbieter, aber nicht alle werden es schaffen. Der Trend kommt aus den USA und ist eng mit dem Erfolg der ETFs verknüpft.

Von H. Freiberger, München

Vor vier Jahren brachten junge Start-ups aus der Fintech-Branche die ersten Robo-Advisors in Deutschland auf den Markt. Daraus ist mittlerweile ein Trend in der Geldanlage geworden, dem sich kaum mehr eine Bank oder Kapitalsammelstelle verschließen kann. Der Markt ist stark in Bewegung, ständig werden neue Anbieter gegründet.

Der Robo-Advisor der Commerzbank heißt Cominvest. Die Deutsche Bank ist Ende 2017 mit ihrem Roboter namens "Robin" auf den Markt gegangen. Union Investment, die Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken, hat Visualvest gegründet und bringt in Kürze mit Meininvest ein spezielles Angebot, das in den Volks- und Raiffeisenbanken beworben werden soll. Auch die Sparkassen haben einen eigenen Finanzroboter angekündigt, der Bevestor heißen soll. Die spanische Großbank Santander baut gerade ihr Angebot namens "Sina" um.

Hinzu kommen die Robo-Advisors der Fintech-Unternehmen, zum Beispiel der Vorreiter Scalable, oder Fintego, das Angebot der Finanzplattform E-Base, das in diesen Tagen seinen vierten Geburtstag feiert. Andere Anbieter heißen Investify, Liqid, Sutorbank, Vaamo, Whitebox, Easyfolio, Ginmon, Growney, Truevest, Warburg Navigator, Solidvest oder Baloise Monviso.

Je stärker der Anteil der ETFs am Anlagemarkt, desto größer auch die Chancen der Roboter-Anbieter

Gut 20 Robo-Advisors gibt es inzwischen in Deutschland, im vergangenen Jahr kam fast jeden Monat ein neuer Anbieter hinzu. Nachdem anfangs viele Finanzdienstleister abwarteten, ob die Angebote angenommen werden, hat sich inzwischen überall die Ansicht durchgesetzt: Ohne Robo-Advisors wird es künftig nicht mehr gehen, jede Institution, die mit Geldanlage zu tun hat, braucht einen eigenen Roboter.

Dass sich der Trend in Deutschland verstärken wird, gilt schon deshalb als sicher, weil er in den USA bereits voll am Laufen ist. Dort haben Robo-Advisors wie die Marktführer Vanguard und Charles Schwab gewaltigen Zulauf. Insgesamt sind dort geschätzt bereits gut 20 Milliarden US-Dollar (16 Milliarden Euro) bei Robo-Beratern angelegt. In den USA ist auch der Anteil des in Indexfonds oder ETFs verwalteten Geldes deutlich höher, und deren Siegeszug ist eng mit dem Trend zum Robo-Advisor verknüpft. Laut Prognosen wird der ETF-Markt weiter wachsen, deshalb gehen Experten davon aus, dass auch Robo-Advisors ihre Marktanteile noch deutlich steigern werden. Und was in den USA ein Trend ist, kommt erfahrungsgemäß mit Verspätung auch nach Europa.

Noch ist das Vermögen überschaubar, das Anlageroboter in Deutschland verwalten. Es wird auf 1 bis 1,5 Milliarden Euro geschätzt, nicht alle Anbieter geben ihre Zahlen preis. Der größte Teil davon, gut 600 Millionen Euro, entfällt auf den Vorreiter Scalable, der mittlerweile nach eigenen Angaben rund 20 000 Kunden sein eigen nennt. Dessen Gründer Erik Podzuweit sagte einmal, dass das Geschäft erst ab etwa einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen rentabel werde. Noch schreiben demnach alle oder fast alle Anbieter rote Zahlen.

"Die Robo-Advisors müssen schnell viele Kunden werben, damit sie rentabel werden", sagt Franz Rieber vom Münchner ETF-Spezialisten Isarvest. Es sei zu erwarten, dass nicht jeder Anbieter überleben werde, in den kommenden Jahren könnte es noch zu einem scharfen Auswahlprozess kommen. Der Kampf um die Marktanteile in Deutschland hat gerade erst richtig begonnen.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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