Reiseziel Deutschland:Welcome!

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Der Fernsehturm in Berlin ist Deutschlands höchstes Gebäude und steht bei den Attraktionen auf Rang 48. (Foto: John MacDougall/AFP)

Deutschland ist als Reiseziel beliebt - bei Menschen aus aller Welt. Und in diesem Sommer auch bei den Deutschen selbst.

Von Michael Kuntz, München

Hinter dem S-Bahnhof Alexanderplatz wirkt Berlin manchmal so international wie der Flughafen in Singapur: Ganz viele Menschen aus Asien und anderen fernen Kontinenten sind unterwegs - etwa, um sich die Hauptstadt vom Fernsehturm aus anzuschauen. Der ist 220 Meter höher als der Funkturm im Westen Berlins.

Nicht nur das mit 368 Metern höchste Bauwerk Deutschlands lockt ausländische Touristen in Scharen an. Pilgerten sie früher zuverlässig von der Heidelberger Altstadt zum Schloss Neuschwanstein, so sind in den vergangenen Jahren einige beliebte Ziele dazugekommen. So die Autostadt in Wolfsburg und mehr noch die BMW-Welt mit angeschlossenem Museum und benachbartem Olympiapark in München. Oder die Hamburger Speicherstadt mit dem Miniatur Wunderland. Die größte Modelleisenbahn auf dem Globus liegt bei einer Befragung unter ausländischen Touristen auf Rang 30 - noch vor Schloss Linderhof und der Allianz Arena.

Der Tourismus ist nicht nur in Deutschland, sondern weltweit einer der am stärksten wachsenden Wirtschaftszweige. Seit 2010 legt er kontinuierlich jährlich 4,5 Prozent zu. Mit Ausnahme von Afrika steigt auf allen Kontinenten die Zahl der Ankünfte ausländischer Touristen, wie es in der Sprache der Statistiker heißt. Am stärksten legt wieder Amerika zu, was allerdings an den Reisen auf dem Kontinent selbst liegt. Mehr Nordamerikaner reisen in den Süden, viele in die Karibik. Der Kontinent mit den meisten Besuchern ist Europa. Deutschland entwickelt sich seit Jahren schneller als der internationale Durchschnitt. Für Petra Hedorfer ist das auch ein Erfolg ihrer Arbeit, sie leitet die Deutsche Zentrale für Tourismus DZT, die im Auftrag der Bundesregierung von Frankfurt aus und über Vertretungen an 30 Standorten um internationale Gäste wirbt.

Die positive Entwicklung im globalen Tourismus wird gerade durch die derzeit große Konsumbereitschaft der Deutschen verstärkt. Angesichts äußerst geringer Zinsen bei der Geldanlage, niedrigen Energiekosten und einem Arbeitsmarkt mit Lohnzuschlägen in vielen Branchen ist die Bereitschaft, zu konsumieren, so groß wie sie seit Ende 2001 nicht mehr war.

Die Konsumlust bekommt sehr unmittelbar die Reiseindustrie zu spüren. Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, berichtete bereits von im mittleren einstelligen Bereich steigenden Buchungszahlen in der laufenden Saison. Nach den Reiseveranstaltern und den Reisebüros meldet nun auch das Gastgewerbe glänzende Zahlen für das erste Halbjahr. Hoteliers und Wirte setzten preisbereinigt 1,7 Prozent und nominal 4,3 Prozent mehr um als in der ersten Jahreshälfte 2014. Das sind die besten Werte seit 2011.

Geht es so gut weiter? Ernst Fischer, der Präsident des Hotel- und Gaststättengewerbes Dehoga, dämpft unter Hinweis auf bürokratische Belastungen bei Mindestlohn, Allergenkennzeichnung und Arbeitszeitgesetz. Sollten Fischers Bedenken eintreten, wären ausländische Touristen noch wichtiger für Deutschlands Wirtschaft.

Die vordersten Ränge unter den bei ausländischen Urlaubern beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland belegen trotz der zahlreichen neuen Attraktionen dann übrigens doch die Klassiker: Das Brandenburger Tor in Berlin (Platz 5), Altstadt und Schloss Heidelberg (4), das Unesco-Welterbe Kölner Dom (3), Schloss Neuschwanstein (2). Und auf Platz eins dann eine Freizeit-Einrichtung der Neuzeit: der Europa-Park in Rust.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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