Regierungsumbau:Renzis Feuerwehr

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Der frühere Ferrari-Manager Carlo Calenda wird der neue Industrieminister Italiens - bei seinem Chef kommt er mit seinen disruptiven Ideen bestens an.

Von Ulrike Sauer

Der Lack ist ab nach zwei Regierungsjahren. Die Popularität des Premiers sinkt. Matteo Renzis Stärke bleibt seine Energie. Immer wieder ist der flinke Toskaner woanders und hält die Aufmerksamkeit mit neuen Ankündigungen wach. Seine Schwäche: Ihm fehlt das Führungspersonal, das den Neustart Italiens wirkungsvoll vorantreiben kann.

Als die Industrieministerin Federica Guidi am 31. März zurücktreten musste, weil gegen ihren Lebensgefährten wegen Korruption ermittelt wird und sie selbst in den abgehörten Telefonaten keine glückliche Figur machte, mangelte es Renzi mal wieder schlicht an einem geeigneten Ersatz. 40 Tage behielt der Premier das Interim, ohne sich in dem Schlüsselministerium jemals blicken zu lassen. In der Not rief er nun seinen Vertrauten Carlo Calenda, 43, nach Rom zurück. Der frühere Ferrari-Manager ist zum persönlichen Feuerwehrmann des Reformers geworden.

Der Nicht-Politiker Calenda und der Sozialdemokrat Renzi harmonieren ausgesprochen gut. "Bei Renzi komme ich mit disruptiven Ideen am besten an", sagte Calenda, Spross einer römischen Filmemacherin, einmal. Erst im März hatte Renzi ihn als Botschafter nach Brüssel abkommandiert. Dort sollte Calenda den EU-Kommissaren in der Vertretung italienischer Interessen die Stirn bieten.

Nun kehrt er in das Ressort zurück, in dem er zuvor als Vize-Chef die Internationalisierung der italienischen Firmen tatkräftig angekurbelt hatte. Die Unternehmer sind begeistert über das Comeback Calendas. Doch der Vorgang signalisiert eine Schwäche der Führungsklasse in Rom, die den versprochenen Wandel Italiens bremst und dem "Verschrotter" Renzi zunehmend zu schaffen macht. Ausgerechnet jetzt, da die EU-Kommission dem Reformer sehr weit entgegenkommt.

Die Brüsseler Behörde genehmigte Italien nach monatelangen Verhandlungen am Mittwoch Abweichungen von der Haushaltsdisziplin, wie sie bislang keinem anderen Mitgliedsland zugestanden werden.

© SZ vom 19.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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