Rechtsstreit:Keks oder Uni?

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Seit 1891 nach dem Gelehrten benannt: Der Leibniz-Keks aus dem Haus Bahlsen. (Foto: imago)

Die Universität Hannover betreibt einen Online-Shop unter dem Namen Leibniz. Das geht Bahlsen auf den Keks.

Von Katharina Kutsche, München

Jede Stadt braucht ja einen Helden, den sie verehren kann. Köln hat Willy Millowitsch, München den Monaco Franze und Hannover hat Gottfried Wilhelm Leibniz: Hofbibliothekar, Erfinder der Rechenmaschine, Universalgelehrter. In der niedersächsischen Landeshauptstadt sind ihm ein Denkmal und sogar ein Tempel gewidmet und eine Gesellschaft kümmert sich darum, dass Leibniz' Werk verbreitet wird. Seit 2006 heißt auch die Universität Hannover nach dem Philosophen des 17. Jahrhunderts, und sie verkauft Uni-Souvenirs unter der Domain leibnizshop.de. Blöd nur, dass sich bereits 1897 jemand das Recht an der Marke Leibniz gesichert hat: der Keks-Hersteller Bahlsen, der ebenfalls in Hannover zuhause ist. Nun hat das Familienunternehmen die Uni vor dem Landgericht Hamburg verklagt.

Seit zwei Jahren bemühe sich Bahlsen um eine Lösung, sagt das Unternehmen

Der Gründer des Unternehmens, Hermann Bahlsen, hatte sein Ur-Produkt, den rechteckigen Butterkeks mit den 52 Zähnen, nach Leibniz benannt. Über die Jahre kamen weitere Produkte hinzu, die zur Leibniz-Markenwelt gehören. Sie sind in den Supermarkt-Regalen an der gelben Verpackung und dem typischen Logo zu erkennen und werden unter anderem unter leibniz.de beworben. Natürlich heiße das nicht, dass niemand sonst den Namen des Gelehrten nutzen dürfe, sagt ein Bahlsen-Sprecher, es gebe ja auch Leibniz-Apotheken. Aber da sei die Eindeutigkeit gegeben, der Bezug zu den verkauften Produkten klar.

Die Uni habe ihren Shop zunächst nur auf dem Campus betrieben. Aus Sicht von Bahlsen in Ordnung - bis die Hochschule ihren Shop vor zwei Jahren ins Internet stellte. Seitdem bemüht sich der Keks-Hersteller um eine Klärung. Bahlsens Sorge: Kunden könnten annehmen, dass der Leibniz-Shop eben Leibniz-Produkte verkauft, nicht Füllfederhalter und T-Shirts mit dem Uni-Logo. Bahlsen habe die Uni mehrmals gebeten, ihren Laden in Leibniz-Uni-Shop oder ähnlich umzubenennen. Man sei sogar dazu bereit gewesen, der Hochschule bei den Kosten für den Umzug der Domain entgegen zu kommen, so der Bahlsen-Sprecher. Da die Uni sich weiter weigerte, "sahen wir uns am Ende gezwungen, Klage einzureichen". Um seinen Anspruch klarzustellen, ließ das Unternehmen sogar eine deutschlandweite Umfrage der Marktforscher GfK machen. Dabei gab die Mehrheit der Befragten an, dass sie bei dem Shop-Namen Leibniz tatsächlich an Butterkekse denkt und nicht an die Hochschule. Bei diesem Ergebnis steht der Verlierer im Rechtsstreit allerdings schon jetzt fest: Gottfried Wilhelm Leibniz.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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