Ratlose Bauern:"Wenigstens eine Nacht lang Regen"

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Die Äcker vertrocknen, die Bauern sind ratlos: Wintergerste, Sommerweizen, Raps, Mais, Rüben - alle Feldfrüchte leiden unter dem Wassermangel - und das Loch in den Kassen wird immer größer.

Christian Sebald

Am schlimmsten steht es um die Wintergerste. "Da habe ich schon jetzt einen Ausfall von 30 Prozent", sagt Anton Kreitmair, Ackerbauer aus Kleinberghofen im Dachauer Hinterland, "das sind um die 300 Euro je Hektar."

Das hört sich an wie das übliche Lamento der Bauern, denen selten ein Frühjahr passt. Entweder es ist zu nass und zu kalt oder zu trocken und zu warm. Und eigentlich sieht die Gerste auf Kreitmairs Acker recht prächtig aus - kniehoch sind die Halme bereits, tief grün, und oben spitzt ein feiner Bart hervor.

Doch dann reißt Kreitmair eine Pflanze heraus, dass es unten an ihrer Wurzel nur so staubt. "Der Boden", sagt er, "der ist so trocken, dass sie kein Wasser mehr kriegt." Dabei bräuchte die Gerste gerade jetzt so dringend Wasser.

Dieser Tage sollten die Halme hochschießen und sich die Ähren ausbilden. "Aber da rührt sich wohl nicht mehr viel", sagt Kreitmair. "Das tut richtig weh."

Der heißeste April seit mehr als 100 Jahren

Landauf, landab klagen die Bauern über den Hochsommer im April. Inzwischen ist auch eingetroffen, was Meteorologen seit Tagen erwartet haben. Der April 2007 war der heißeste, trockenste und sonnigste April, seit es Wetteraufzeichnungen gibt, also seit mehr als 100 Jahren.

Und er war der erste Monat überhaupt, der alle drei Rekorde zugleich brach. So verwundert es nicht, dass immer mehr Landwirte um ihre Aussaaten fürchten, auch wenn es regionale Unterschiede gibt.

Die fette Erde im niederbayerischen Gäuboden verträgt die warmen Temperaturen und die wochenlange Trockenheit viel besser als die mageren und wasserarmen Böden in Franken.

Doch egal ob Wintergerste oder Sommerweizen, Raps, Mais oder Zuckerrüben - die Tage Ende April, Anfang Mai entscheiden darüber, wie gut sie wachsen und welche Erträge sie bringen werden.

Bei den einen sollen die Pflänzchen hochkommen, bei den anderen sollen die Aussaaten ankeimen, bei den dritten sollen sich die Schoten entwickeln. Damit die Feldfrüchte all das tun können, muss ausreichend Wasser im Erdreich sein. Und das ist längst nicht mehr der Fall.

Geringe Bodenfeuchtigkeit

"Bis in eine Tiefe von zehn Zentimeter sind die Böden völlig ausgetrocknet", sagt Josef Wiedemann vom Agrarwetterdienst, einem Gemeinschaftsunternehmen des Bauernverbands und des Deutschen Wetterdienstes.

"Die Bodenfeuchtigkeit in der Wachstumsschicht beträgt gerademal 50 bis 60 Prozent, das ist wie in einem heißen Juli oder August." Normalerweise herrschen im April 80 bis 90 Prozent Bodenfeuchtigkeit und wenn es ein paar Tage hintereinander regnet, können es sogar hundert Prozent sein.

Der permanente Ostwind spielt den Böden zusätzlich übel mit. Inzwischen hat sich das Erdreich auch sehr aufgeheizt. "Derzeit messen wir in fünf bis zehn Zentimeter Tiefe bereits 18 bis 19 Grad", sagt Wiedemann. "Normal wären vielleicht acht Grad."

Dabei wäre die Wärme selbst nicht einmal das große Problem. Im Gegenteil: "Meine Wintergerste ist zunächst hervorragend angewachsen", sagt Kreitmair. "Der milde Winter ohne Frost war sehr gut für sie."

Gute Witterung für Mais

Und für die Mais-Aussaat ist die Witterung ebenfalls günstig - obwohl es mächtig staubt, wenn Kreitmair mit seinem Traktor und dem schweren Aussaat-Gerät über den Acker fährt. Denn die Trockenheit macht das Erdreich locker.

"Dadurch lassen sich die Samen viel leichter einbringen als in einen nassen, schweren Boden", sagt Kreitmair. Doch dann brauchen die roten Kügelchen dringend Feuchtigkeit, sonst können sie nicht ankeimen.

Den ganzen April hat es bei ihm keinen einzigen Tropfen geregnet. "Wenigstens eine Nacht lang bräuchte es jetzt richtigen Regen", sagt Kreitmair. "Denn wenn das noch länger so geht und erst einmal die Zuckerrüben trifft, dann wird das finanziell richtig schlimm."

Die Alternative - eine Bewässerung, wie man sie von Italien her kennt - scheidet für Kreitmair aus, zumindest für seine großen Äcker: "Das wäre der Irrsinn, egal ob von den Kosten, der Energie oder dem Zeitaufwand her."

Zu seinem kleinen Salatacker, auf dem er Lollo Rosso, Kopfsalat und Eissalat für seinen Hofladen zieht, hat er hingegen bereits eilig eine Rohrleitung montiert, auch wenn er jeden Liter Wasser, den er von dem Hydranten am Ortsrand abzapft, bezahlen muss.

"Was bleibt mir übrig", sagt er, "bei dem Sonnenschein und den Temperaturen wären die Salatpflanzen sonst binnen drei Tagen komplett verbrannt."

© SZ vom 30.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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