RAG-Stiftung:Gekommen, um zu bleiben

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Trotz Corona-Krise sieht sich die RAG-Stiftung in der Lage, die Folgekosten des Ruhrbergbaus zu tragen. Zu ihrer neuesten Beteiligung, der Aufzugssparte von Thyssenkrupp, bekennt sich die Organisation langfristig.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Zu Bernd Tönjes' Aufgaben gehört zuweilen, die Menschen im Ruhrgebiet zu beruhigen. "Niemand wird, auch nicht in seinem Home-Office, nasse Füße bekommen", sagt der Chef der RAG-Stiftung. Sie kommt seit vorigem Jahr für die sogenannten Ewigkeitslasten auf, die der Bergbau dem Pott hinterlassen hat: 291 Millionen Euro hat es 2019 gekostet, das Wasser auf ehemaligen Zechengeländen zu reinigen - sowie Wasser zu pumpen, das sich in früheren Bergwerken oder über Tage in Poldern sammelt. Doch die RAG-Stiftung, betont Tönjes, sei "auch in der Corona-Krise robust und krisensicher aufgestellt", könne allen Pflichten nachkommen.

Zu diesem Zweck wacht Tönjes nämlich über ein Vermögen von mittlerweile 18,7 Milliarden Euro: angelegt zu einem großen Teil in Aktien des Chemiekonzerns Evonik und der Wohnungsgesellschaft Vivawest - sowie in Anleihen, Immobilien und vielen anderen Beteiligungen weltweit. Für das vergangene Jahr meldet die RAG-Stiftung nun einen Gewinn von 474 Millionen Euro. So konnte sie nicht nur die Ewigkeitskosten bezahlen, sondern etwa auch Kultur und Wissenschaft in den ehemaligen Zechenregionen an Ruhr und Saar fördern.

Damit die Stiftung künftig unabhängiger von ihrer wichtigsten Beteiligung Evonik wird, will sie in diesem Jahr - gemeinsam mit anderen Investoren - das Aufzugsgeschäft von Thyssenkrupp übernehmen. Der kriselnde Stahlkonzern ist auf den vereinbarten Kaufpreis von 17,2 Milliarden Euro dringend angewiesen. Den Abschluss des Kaufs erwarte man "zeitnah", sagt Jürgen-Johann Rupp, Finanzvorstand der RAG-Stiftung. "Juni bis Juli sollte es eigentlich so weit sein." Der Käuferkreis um den US-Finanzinvestor Advent und die britische Cinven warte noch auf letzte Freigaben der Wettbewerbsbehörden.

Während Finanzinvestoren ihre Beteiligungen erfahrungsgemäß nach einigen Jahren weiterverkaufen wollen, plant die RAG-Stiftung nach eigenem Bekunden langfristig mit dem Aufzugsgeschäft. "Wir könnten uns auch vorstellen, unseren Anteil später, wenn es sich ergibt, zu vergrößern oder zu verkleinern", so Tönjes.

Obwohl die Stiftung spürt, dass viele Beteiligungen unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, rechnet Finanzchef Rupp fest mit einen Gewinn auch für 2020. Denn Evonik hat an einer Dividendenzahlung in diesem Jahr festgehalten, auch Vivawest habe Gewinne ausgeschüttet. "Derzeit gibt es bei keiner Beteiligung Liquiditätsengpässe", sagt Vorstandschef Tönjes. Die Pumpen im Pott können also weiterlaufen, ohne Steuerzahlern damit zur Last zu fallen.

© SZ vom 05.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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