Quartalsbericht:Google enttäuscht erstmals die Erwartungen

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Google wird zum Opfer des eigenen Erfolgs: Der Börsenliebling der vergangenen Jahre hat den Gewinn zwar verdoppelt - doch dieses Mal reichte das der Wall Street nicht mehr. Die Anleger hatten mehr erwartet.

Wie bereits zuvor Konkurrent Yahoo! konnte der Konzern die hochgesteckten Ziele der Analysten nicht erfüllen. Im nachbörslichen Handel rutschte die Aktie um mehr als 16 Prozent ab.

Google-Stand auf einer Fachmesse in Las Vegas im Januar 2006. (Foto: Foto: Reuters)

Für das Ende Dezember ausgelaufene Quartal wies Google am Dienstag nach Börsenschluss einen Gewinn vor Sonderposten in Höhe von 469 Millionen Dollar oder 1,54 Dollar je Aktie aus. Von First Call befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis je Aktie (EPS) vor Sonderposten von 1,76 Dollar gerechnet. Die Spanne der Schätzungen klaffte dabei von 1,51 bis 1,98 Dollar auseinander.

Google selbst sprach von einer höher als erwartet ausgefallenen Steuerquote, die auf den Ergebnissen gelastet habe.

372 Millionen Dollar Überschuss

Unter dem Strich erzielte Google einen Überschuss von 372 Millionen Dollar nach 204,1 Millionen Dollar im Vorjahr und 381 Millionen Dollar im dritten Quartal. Das EPS belief sich auf 1,22 Dollar nach 0,71 Dollar im Vorjahr und 1,32 Dollar im Vorquartal.

Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorquartal um 22 Prozent auf 1,919 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreswert entsprach dies einem Plus von 86 Prozent. Die so genannten Traffic Acquisition Costs (TAC), die das Unternehmen an seine Vertriebspartner abführt, erhöhten sich von 530 Millionen Dollar im Vorquartal auf nun 629 Millionen Dollar. Der Umsatz ohne TAC belief sich auf 1,29 Milliarden Dollar und traf die Analystenschätzungen genau.

"Wir sind sehr zufrieden mit unseren Ergebnissen für das vierte Quartal", sagte Google-Chef Eric Schmidt unterdessen. In allen Kerngeschäften habe der Umsatz signifikant zugelegt. Google werde unverändert hohe Summen in den Ausbau der Technologien und die Entwicklung neuer Produkte investieren, kündigte Schmidt an. Einen konkreten Ausblick auf das neue Geschäftsjahr gab der Manager allerdings nicht.

Am Markt sorgten sich unterdessen einige Teilnehmer, die Aktie könnte überbewertet sein. Nach Veröffentlichung der Zahlen waren die Papiere um sechs Prozent gefallen und wurden kurzzeitig vom nachbörslichen Handel ausgesetzt. Nach der Wiederaufnahme des nachbörslichen Geschäfts brach der Kurs nochmals um 16,97 Prozent auf 359,22 Dollar ein.

Seit dem Börsengang im August 2004 hat sich der Wert des Papiers vervierfacht. Die Marktkapitalisierung von Google liegt damit inzwischen über der von Yahoo! und dem Onlineauktionshaus eBay zusammengerechnet.

Gezielte Akquisitionen

Der Konzern bringt erfolgreich neue Produkte an den Markt, gewinnt schneller Werbekunden als die Konkurrenz und baut durch gezielte Akquisitionen Geschäftsfelder aus.

Erst im Januar hatte der Konzern den Kauf der auf Radiostationen und deren Werbekunden spezialisierten US-Firma dMarc Broadcasting angekündigt. Einen Monat zuvor war Google mit einer Milliarde Dollar bei America Online (AOL) eingestiegen.

Am Dienstag sorgte ein Bericht der New York Post für Bewegung am Aktienmarkt, wonach Google an einer weit reichenden Kooperation mit der Onlinemusikbörse Napster interessiert sein soll. Die Überlegungen der Zusammenarbeit erstreckten sich bis hin zur Übernahme, schrieb die Zeitung. Google wies dies in einer Stellungnahme zurück: Weder gebe es Pläne für eine Übernahme noch Interesse an einer Musikbörse, hieß es.

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