Prüfung der Manipulation:Schlussstrich unter Zins-Affäre

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Deutsche Bank muss keine weiteren Konsequenzen im Libor-Skandal fürchten - die Bankenaufsicht hat ihre Prüfung beendet.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Affäre um den manipulierten Libor-Zinssatz gilt nicht nur als einer der teuersten Skandale der Deutschen Bank, sie war auch mitverantwortlich für den Abschied von Co-Vorstandschef Anshu Jain im Sommer. Mehr als zwei Milliarden Dollar Strafe zahlte die Bank an amerikanische und britische Behörden. Nun aber ist in der Sache keine Steigerung mehr zu erwarten: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat ihre mehrere Jahre dauernde Untersuchung der Affäre abgeschlossen. Entsprechende Informationen der Süddeutschen Zeitung wollte die Bank zunächst nicht kommentieren, bestätigte sie am Donnerstagabend aber in einer umfangreichen Pressemitteilung. Demnach habe die Bafin die Bank informiert, dass sie die wichtigen Sonderprüfungen bei dem Institut abgeschlossen habe. Diese umfassten vor allem die Manipulation des Libor-Zinssatzes sowie bestimmte Edelmetallgeschäfte.

Weitergehende Maßnahmen gegen die Bank oder einzelne frühere und gegenwärtige Mitglieder des Vorstands hält die Bafin nun nicht mehr für nötig. Das Institut habe bereits wichtige Dinge verändert und verbessert und plane weitere Maßnahmen, hieß es in der Mitteilung. Im vergangenen Jahr hatte Aufsichtsratschef Paul Achleitner den Vorstand umgebaut und im Zuge der Bafin-Ermittlungen belastete leitende Angestellte und Vorstände ausgetauscht.

Seit Juli führt der Brite John Cryan als Co-Chef die Bank. Er begrüßte den Abschluss der Sonderprüfung: "Wir haben zahlreiche Schritte unternommen, um unsere Kontrollen sowie die Führung der Bank zu verbessern. Wir werden weiterhin intensiv daran arbeiten, die Anforderungen der Bafin und anderer Aufsichtsbehörden zu erfüllen." Als ein Beispiel für Verbesserungen wurde die neue Aufgabenverteilung im Vorstand genannt. So hatte der Aufsichtsrat das Gremium nicht nur von zuvor acht auf zehn Mitglieder erweitert. Inzwischen sind auch alle Geschäftsbereiche tatsächlich im Vorstand verankert.

Während der Libor-Fall nun abgeschlossen ist, ziehen sich die Ermittlungen der Behörden im Fall eines Verdachts von Geldwäsche in Russland aber weiter hin. Nach SZ-Informationen könnten die Untersuchungen sogar erst zum Jahresende abgeschlossen sein. Insider sagten, das läge vor allem daran, dass die Ermittler in Russland auch im kriminellen Milieu recherchieren müssten. Das sei schwierig. Die Bank selbst ist ebenfalls bestrebt, den Fall aufzuklären.

Weil das Volumen der betreffenden Geschäfte auf bis zu zehn Milliarden Dollar geschätzt wird, fürchten manche Beobachter ähnlich hohe Strafen wie in der Libor-Affäre. Einige Investoren erwarten sogar, dass die Bank zu einer weiteren Kapitalerhöhung gezwungen sein könnte, sollte die Russland-Strafe höher ausfallen als erwartet. Das war mit ein Grund, warum der Aktienkurs zuletzt so stark gefallen war.

Von den ermittelnden Behörden bereiten jene aus den USA den Bankern die größten Sorgen - ihre Geldstrafen sind besonders berüchtigt. Die Amerikaner beschäftigt das Thema, weil die fragwürdigen Deals in Russland zum Teil in US-Dollar abgewickelt wurden.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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