Probleme beim Personalabbau:Müntefering bremst Telekom

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Der Bonner Konzern versucht seine Personalkosten zu senken und möchte 2000 Beamte an die Bundesagentur für Arbeit abgeben - doch die Regierung lehnt ab.

Caspar Dohmen und Claus Hulverscheidt

Die Deutsche Telekom ist mit ihrem Vorhaben gescheitert, etwa 2000 Beamte auf neue dauerhafte Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit abzuschieben. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) lehnte das Ansinnen ab. Die Pläne der Telekom zum Personalabbau geraten damit in Gefahr.

Die Zukunft könnte für so manchen Telekom-Beamten alles andere als rosig aussehen. (Foto: Foto: dpa)

Leider sehe er "keine Möglichkeit", die derzeit im Rahmen der Amtshilfe bei den Arbeitsgemeinschaften beschäftigten Bediensteten der Deutschen Telekom auf die eingerichteten Dauerarbeitsstellen zu übernehmen, schreibt Bundesarbeitsminister Franz Müntefering in einem Brief an den kommissarischen Personalvorstand der Telekom, Karl Gerhard Eick, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Damit erhalten die Bemühungen der neuen Telekom-Spitze um Vorstandschef René Obermann für einen Personalabbau einen Dämpfer.

Die Telekom will ihre Kosten durch einen Abbau von Stellen reduzieren, derzeit arbeiten dort 160.000 Beschäftigte. Vor allem die 46.000 Beamten, die beim ehemaligen Monopolisten in Lohn und Brot stehen, bereiten Obermann Kopfzerbrechen. Experten gehen davon aus, dass die Telekom mindestens 20.000 Beamte zu viel an Bord hat. Weil sie unkündbar sind, bleiben zwei Auswege: Pensionierung oder Versetzung zu einer Behörde.

Kein Freundschaftsdienst

Nach SZ-Informationen sind die Telekom und Teile der Bundesregierung über Münteferings Nein verärgert. Denn die Telekom-Tochter Vivento hatte der Bundesanstalt für Arbeit (BA) und den Kommunen vor zwei Jahren bei der Umsetzung der Arbeitsmarktreform Hartz IV "aus der Patsche geholfen".

Damals brauchten die Arbeitsgemeinschaften dringend Personal, um die Langzeitarbeitslosen zu betreuen. Dem Vernehmen nach soll BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt dafür plädiert haben, die Telekom-Mitarbeiter zu behalten. Behördenchef Frank Jürgen Weise lehnt das jedoch ab und will neue oder frei werdende Stellen stattdessen mit BA-Beschäftigten besetzen. Offiziell reagierte die Telekom diplomatisch. Man werde sich weiter um eine Lösung für die Beamten bemühen, sagte eine Sprecherin.

Die Deutsche Telekom hatte sich Hoffnungen auf staatliche Hilfe beim Jobabbau gemacht, nachdem die BA beschlossen hatte, 4750 befristete Jobs in dauerhafte Stellen umzuwandeln. Am 22. Dezember 2006 fragte der damalige Telekom-Personalvorstand Heinz Klinkhammer bei Müntefering an, ob es möglich sei, die ausgeliehenen Telekom-Mitarbeiter dauerhaft zu übernehmen.

Telekom-Beamte für die Service-Center

Derzeit arbeiten bei der BA vor allem in Service-Centern rund 2000 Telekom-Beamte. Davon stammen 1500 Kräfte von der Telekom-Beschäftigungsgesellschaft Vivento, 500 direkt von der Festnetzsparte T-Com. Sie gehören zu den etwa 13.000 für zwei Jahre befristet Beschäftigten, welche die Bundesagentur vor allem zur Bewältigung der Antragsflut bei der Grundsicherung eingestellt hatte.

Die neuen Dauerstellen der Bundesagentur sollen allerdings nicht im Bereich Grundsicherung, sondern "fast ausschließlich" im Arbeitnehmerbereich geschaffen werden, erklärte Müntefering in seinem Brief an Eick. Mit anderen Worten: Die Beamten der Telekom haben die falsche Qualifikation.

Einzelne Telekom-Beamte könnten gleichwohl eine Dauerstellung erhalten. Auf freie Stellen könnten sie sich bewerben, allerdings sei keineswegs an deren kontingentweise Einstellung gedacht, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit.

Komplette Übernahme gefordert

Für eine komplette Übernahme der bislang befristet beschäftigten rund 2000 Telekom-Beamten durch die Bundesagentur für Arbeit plädiert der Deutsche Beamtenbund. Schließlich hätten sich die Mitarbeiter bewährt, sagte ein Sprecher des Beamtenbundes. Es mache doch keinen Sinn, wenn die Telekom Beamte in den teuren Vorruhestand schicke oder für das Nichtstun bezahle, wenn gleichzeitig die Bundesagentur für Arbeit neue Leute einstelle. Am Ende zahle der Bund doppelt.

Die Telekom steht unter Druck, weil sie im Stammgeschäft viele Kunden an Wettbewerber verloren hat. Anfang Februar musste der Konzern schon zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres die Gewinnprognose um eine Milliarde Euro senken.

Am 28. Februar will Obermann dem Aufsichtsrat seine neue Strategie präsentieren. Bereits angekündigt hat Obermann eine Serviceoffensive und die Senkung der Kosten. So sollen 45.000 Mitarbeiter in die Gesellschaft T-Service überführt werden; dort sollen sie länger arbeiten und geringer bezahlt werden.

© SZ vom 21.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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