Privatisierung:Börsenerfolg für Japans Post

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In Japan haben die Post und ihre beiden Finanztöchter ein glänzendes Börsendebüt hingelegt. Der Staat erhofft sich davon so einiges.

In Japan haben die Post und ihre beiden Finanztöchter am Mittwoch ein glänzendes Börsendebüt hingelegt und umgerechnet 10,5 Milliarden Euro eingenommen. Vor allem Privatanleger profitierten, weil drei Viertel der ausgegebenen Aktien an sie gingen. "Es gibt viele Leute, die bei diesem Börsengang das erste Mal in ihrem Leben Aktien gekauft haben", sagte Monex Securities-Chefstratege Takashi Hiroki. Die Aktien wurden nach Einschätzung von Analysten extra günstig angeboten, um die Japaner zum Aktienkauf zu motivieren. Japans Regierungschef Shinzo Abe erhofft sich davon, dass Privathaushalte dank der Börsengewinne zu mehr Ausgaben und Investitionen angeregt werden und damit die Wirtschaft wieder in Schwung bringen.

Es war weltweit der größte Börsengang des Jahres und der größte Japans seit fast zwei Jahrzehnten. Die Postbank gilt als die größte Sparkasse der Welt. Zusammen mit der Versicherung der Post verwaltet sie 13 Prozent der japanischen Finanzvermögen. Und zahlt dafür seit mehr als 15 Jahren nur Zinsen im Promillebereich. Die Regierung verfolgt mit dem Börsengang nicht nur das Ziel, die bisher sehr zögerlichen Kleinsparer des Landes, die ihr Geld oft auf Konten der Postbank einzahlen, vermehrt an die Börse zu locken. So sollen die Einnahmen wenigstens ein bisschen dazu beitragen, die Staatskasse zu sanieren, die mit mehr als einer Billiarde Yen verschuldet ist, umgerechnet fast acht Billionen Euro - das sind fast 250 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung Japans.

Die Brief- und Paketpost ist von der Privatisierung nur indirekt betroffen: Japan Post ist in eine Holding-Gesellschaft umgewandelt worden, und die Briefpost ist deren wichtigste Tochter. Der Staat, der Teileigentümer der drei Postfirmen bleibt, hat das Unternehmen damit doppelt gegen mögliche Einsparforderungen der Aktionäre abgeschirmt.

Bisher war die Postbank einer der wichtigsten Käufer japanischer Staatsanleihen, mit denen die Regierung ihr Budgetdefizit finanziert. In Tokio wird nun gerätselt, ob sie ihre Rolle als Hausbank des defizitären Staates als börsennotiertes Privatunternehmen, das seinen Aktionären verpflichtet ist, beibehalten wird. Alternativ müsste die Notenbank noch mehr Staatsanleihen übernehmen, obwohl sie bereits 30 Prozent der Staatsschulden hält, was sich negativ auf den Obligationen-Markt auswirkt.

© SZ vom 05.11.2015 / nh, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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