Premiere:Von der Beinahe-Pleite zur Börsenüberraschung

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In der Vergangenheit glänzte der Bezahlsender mit Rekordverlusten und stand schon vor dem Aus - jetzt geht er erfolgreich an die Börse: Die wechselhafte Geschichte von Premiere.

Der erfolgreiche Sprung auf das Börsenparkett markiert den Abschluss der Sanierung des Bezahlsenders Premiere. Das Unternehmen stand in seiner wechselhaften Geschichte schon öfter kurz vor dem Aus. Mit dem Erlös aus dem Börsengang sollen nun Altlasten beseitigt und ein profitabler Wachstumskurs eingeschlagen werden.

Leo Kirch, der das Bezahlfernsehen in Deutschland gegründet hatte, kann von dem späten Erfolg des Senders nicht mehr profitieren. Der Medienunternehmer hatte 1988 mit dem Teleclub erstmals ein Pay-TV-Programm in Deutschland gestartet. 1990 heben die Kirch-Gruppe, die Bertelsmann-Tochter UFA und der französische Canal Plus dann den Abo-Sender Premiere aus der Taufe.

Am 28. Februar 1991 nimmt Premiere den Sendebetrieb auf. In der Folgezeit pumpt Kirch Milliarden in das Projekt. Die hohen Verluste im Bezahlfernsehen sind später einer der Hauptgründe für den Zusammenbruch der KirchGruppe.

Retten, was zu retten ist

Chancen für das Bezahlfernsehen sah Kirch vor allem in der Digitalisierung. 1996 startet unter Federführung der KirchGruppe DF1 als erstes digitales Abonnentenfernsehen in Deutschland, am 1. November 1997 geht das Angebot von Premiere digital auf Sendung. Nach langen Auseinandersetzungen fusionieren 1999 Premiere und DF1.

Im Februar 2002 soll Georg Kofler als neuer Geschäftsführer von Premiere retten, was zu retten ist. Im Jahr zuvor hat Premiere einen Rekordverlust von fast 1,3 Milliarden Euro gemacht. Nach der Insolvenz der Muttergesellschaft KirchPayTV steht die Zukunft von Premiere auf der Kippe. Kofler schafft es aber, den Sendebetrieb aufrechtzuerhalten und das Unternehmen für neue Investoren herauszuputzen.

Im Februar 2003 übernimmt die Investorengruppe Permira 65 Prozent an dem Unternehmen. Die Bayerische Landesbank, die Hypo-Vereinsbank und die österreichische BAWAG werden als Gläubigerbanken ebenfalls Gesellschafter. Kofler selbst beteiligt sich zunächst 10 Prozent und stockt später durch den Erwerb von Permira-Anteilen auf gut 20 Prozent auf.

Für das Jahr 2004 schreibt der Sender erstmals in der 14-jährigen Unternehmensgeschichte operativ schwarze Zahlen. Gleichzeitig fällt mit 3,25 Millionen Abonnenten zum Jahresende erstmals die Drei-Millionen-Marke. Obwohl der Sender unter dem Strich noch immer Verluste macht, kann Kofler die Investoren überzeugen: Der erste Kurs der Premiere-Aktie liegt am Mittwoch deutlich über dem Ausgabepreis von 28 Euro.

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