Preissturz:Mobilfunk soll um mehr als ein Drittel billiger werden

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Die Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton sagt den Einstieg von Preisbrechern voraus nach dem Vorbild der Fluggesellschaften.

Von Antonie Bauer

Des einen Leid ist des anderen Freud. Wenn man einer Studie von Booz Allen Hamilton glauben darf, dann dürfen sich vor allem Europas Handy-Nutzer freuen, während die Leidtragenden die Mobilfunkfirmen sein werden.

Die etablierten Anbieter müssen in Zukunft mit billigeren Wettbewerbern rechnen. (Foto: Foto: dpa)

Denn die Unternehmensberater rechnen fest damit, dass künftig Billiganbieter auf den Markt drängen werden. So wie Ryanair und Easyjet die Flugbranche aufgemischt haben, so werden nach Überzeugung von Principal Roman Friedrich auch im Mobilfunk künftig neue Firmen oder Marken das Preisgefüge kräftig durcheinander bringen: Seien es Töchter der etablierten Anbieter, Neugründungen oder Ableger ausländischer Telekommunikationsfirmen, die vorhandene Kapazitäten anmieten und damit zu virtuellen Netzbetreibern werden.

"Die Low-cost-Optionen werden fast zwangsläufig kommen", sagt Friedrich, der Geschäftsmodelle durchgerechnet und Marktsimulationen angeschaut hat.

Kaum noch zu erreichen

Das gelte für gesättigte Märkte und damit auch für Deutschland, wo 80 Prozent der Bevölkerung bereits ein Handy besitzen. Wer noch keines habe, sei bei den aktuellen Preisen kaum zu erreichen.

Hier kommen die Billiganbieter ins Spiel: Sie könnten mit Niedrigtarifen neue Kunden anlocken und die alten dazu bringen, mehr zu telefonieren. Möglich würde das durch starke Abstriche in der Kundenbetreuung, minimale Produktentwicklung und einfache Dienste.

Easyjets Pendant im Mobilfunk könnte beispielsweise nur simple Sprachtelefonie anbieten, weitgehend auf Marketing und teure Hotlines verzichten und seine Dienste per Internet vertreiben; der Kunde bekäme statt eines Handys nur eine Sim-Karte zugeschickt. Schließlich haben die meisten Deutschen schon längst ihr eigenes Endgerät.

Niedrigere Kosten

Mit solch abgespeckten Leistungen hätten die Billiganbieter um 30 bis 40 Prozent niedrigere Kosten als die etablierte Konkurrenz. Der Preisabschlag für den Kunden könnte sogar noch größer sein, wenn sich die Neuen mit niedrigeren Margen zufrieden gäben.

In Dänemark ist Friedrichs Szenario schon heute Realität; Telmore hat die Marktpreise dort deutlich nach unten gedrückt. Auch Deutschland stehe kurz davor. Doch noch zögerten die Unternehmen: "Keiner will die Lawine lostreten. Alle wissen, dass sie dann das Preisniveau kaputtmachen."

© SZ vom 16.04.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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