Preisgegebene Nutzerdaten:AOL feuert Technologie-Chefin

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Der angeschlagene Internetanbieter AOL muss eine weitere Niederlage einstecken: Weil Informationen über 660.000 Nutzer öffentlich zugänglich waren, muss jetzt Technologie-Chefin Maureen Govern gehen.

Im Skandal um die Preisgabe von Daten zu Suchanfragen seiner Nutzer feuerte AOL neben der Leiterin der Technologieabteilung zwei weitere Mitarbeiter.

AOL sieht sich derzeit zu einem Strategiewechsel gezwungen. (Foto: Foto: dpa)

Aus Unternehmenskreisen verlautete am Montag (Ortszeit), mit den Entlassungen solle dafür gesorgt werden, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole. Die bisherige Technologie-Chefin Maureen Govern solle bis auf Weiteres durch ihren Vorgänger auf diesem Posten, John McKinley, vertreten werden.

Das Unternehmen aus Dulles im US-Bundesstaat Virginia hatte vor zwei Wochen zugegeben, Daten zu 20 Millionen Schlagwortsuchen von mehr als 650.000 seiner Kunden ins Netz gestellt zu haben.

Rückschlüsse möglich

Zwar wurden die Schlagwortsucher dabei nur durch eine Nummer gekennzeichnet, was ihre Identifizierung schwierig macht. Dennoch sind nach Angaben von Experten in manchen Fällen durchaus Rückschlüsse auf die Identität möglich.

Die preisgegebenen Daten zu den Anfragen auf der AOL-Suchmaschine stammen aus dem Zeitraum von März bis Juli. Alle Infos beziehen sich auf Kunden in den USA. Veröffentlicht wurden die Daten im Juli auf einer neuen AOL-Website, die für Internet-Wissenschaftler bestimmt ist. Diese Forscher befassen sich damit, wie Menschen im Netz nach Informationen suchen.

Der für AOL zuständige Manager beim Mutterkonzern Time Warner, Jonathan Miller, teilte in einer am Montag bekanntgewordenen E-Mail an die Beschäftigten mit, dass eine interne Untersuchung zum Datenschutz bei AOL eingeleitet worden sei.

In der Defensive

Der Skandal kratzt am ohnehin bereits angeschlagenen Ruf des Internetriesen. AOL hat im Kampf um die Werbekunden gegen seine Hauptkonkurrenten Yahoo und Google an Terrain verloren und sah sich deshalb Anfang August gezwungen, die Streichung von weltweit rund 5000 Stellen in den kommenden sechs Monaten anzukündigen.

Um sich im harten Wettbewerb um das Anzeigengeschäft im Internet besser behaupten zu können, arbeitet das Unternehmen derzeit an einem radikalen Strategiewechsel. Breitbandkunden soll die Nutzung von E-Mail- und Multimediadiensten künftig nicht mehr in Rechnung gestellt werden.

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