Preis für Gründerinnen:Weiblicher Mentor

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Frauen unterstützen Frauen: Beim Förderpreis für Gründerinnen der HVB geht es vor allem um die richtigen Kontakte. Denn gerade beim Unternehmensstart kann ein gutes Netzwerk sehr hilfreich sein.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Die richtigen Kontakte können gerade beim Unternehmensstart Gold wert sein. Beim Förderpreis für Gründerinnen der Hypo-Vereinsbank (HVB), der nun zum fünften Mal ausgeschrieben wird, erhalten angehende Unternehmerinnen von prominenten Mentorinnen Unterstützung.

Bis zum 19. Juli 2017 können sich Frauen, die jüngst eine Firma gegründet haben oder mit ihrem Projekt unmittelbar am Start stehen, um den Förderpreis bewerben. "Wir unterstützen engagierte Gründerinnen dabei, ihre Business-Konzepte erfolgreich umzusetzen. Am Feedback der bisherigen Mentees und ihrer geschäftlichen Entwicklung sehen wir, dass das HVB-Gründerinnen-Mentoring einen wichtigen Beitrag leistet", sagt Susanne Porsche, Mitglied des HVB-Frauenbeirats und Leiterin der Initiative. Ziel des Programmes ist, den Frauenanteil bei Neugründungen zu steigern. Die Bilanz: Seit dem Start 2012 wurden 26 Gründerinnen ausgezeichnet und gefördert, mehr als 650 Interessentinnen hatten am Wettbewerb teilgenommen.

Eine davon ist Katharina Kreitz, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Vectoflow. Das Münchner Unternehmen fertigt Sonden, die Druck, Anströmwinkel und Geschwindigkeit von Strömungen in Flüssigkeiten, Luft oder Gasen messen. Diese werden mittels 3-D-Druck individuell nach jeweiligen Kundenanforderungen entwickelt. "Ich habe Zugang zu einem Netzwerk erhalten, das ich mir in der kurzen Zeit unmöglich selbst aufbauen hätte können. Diese große Chance habe ich so gut wie möglich für mein Unternehmen genutzt und ich profitiere noch heute von den Kontakten", sagt Kreitz.

Wer die Jury überzeugt, erhält für sechs Monate Tipps einer erfahrenen Unternehmerin

Wer, wie die 30-Jährige, die Jury aus Unternehmerinnen, Gründungsexperten der HVB sowie Vertretern der Gründungsinstitution Bay-Start-up und des Entrepreneurship Centers der LMU überzeugt, erhält für sechs Monate eine erfahrene Unternehmerin oder Managerin als Mentorin an die Seite gestellt. Die Zusammenarbeit gestaltet das jeweilige Tandem aus Neueinsteigerin und Geschäftsprofi nach Situation und Erfordernis. "Mit 27 habe ich meine erste Firma gegründet und weiß noch genau, was ich alles richtig oder falsch gemacht habe. Es reizt mich, meine Erfahrungen und mein Wissen an die jungen Unternehmerinnen weiterzugeben", sagt Porsche, geschäftsführende Gesellschafterin von Summerset und selbst eine der Mentorinnen.

Jungunternehmerin Kreitz stand Stephanie Czerny, Geschäftsführerin der DLD Media, Tochter der Hubert Burda Media, als Partnerin zur Seite. Aufgrund der Differenz zum eigenen Geschäft war die Medienmanagerin für Kreitz Wunschkandidatin. In persönlichen Treffen und Kontakten hat die Münchnerin von ihrer Mentorin vor allem wertvolle Tipps für die Vermarktung, Pressearbeit sowie Social-Media-Aktivitäten ihres Unternehmens erhalten. "Das sind Themen, mit denen ich mich als Gründerin eines Start-ups bis dahin kaum befasst hatte", so Kreitz.

Luft- und Raumfahrt sowie Aerodynamik sind die Domänen der Maschinenbau-Absolventin an der TU München, die ein Praktikum bei der Nasa vorweisen kann. Schon während des Studiums kam Kreitz der Gedanke, hoch qualitative Sonden zu produzieren. Gegründet hat sie die Firma im April 2015 gemeinsam mit Christian Haigermoser. Ihre Vectoflow-Sensoren sind im Windkanal von Autoherstellern, bei Triebwerken in der Luftfahrtbranche sowie in Gasturbinen im Einsatz. Den ersten Auftrag erhielt der Messtechnikspezialist bereits vor der Firmengründung von einem Formel-1-Rennstall.

Finanzielle Unterstützung gibt es für die Teilnehmerinnen am HVB-Förderpreis von der Bank nicht. Die Medienpräsenz und das Finanzierungsnetzwerk der Programmpartner sichert ihnen die Aufmerksamkeit von Investoren. Im Förderpaket enthalten ist auch die Beratung zu Finanzierungsfragen sowie staatlicher Unterstützung. "Das Programm ist flexibel gestaltet. Teilnehmerinnen sollten daher unbedingt die Bereiche benennen, in denen sie Schwierigkeiten haben, um die Zeit optimal zu nutzen", sagt Kreitz.

Das notwendige Startkapital bekam das Spin-off der TU München im ersten Jahr durch das Exist-Gründerstipendium. Auf einen Termin bei einer Bank hatte die Gründerin mangels Sicherheiten und Eigenkapital für einen Gründerkredit verzichtet. Seit Mitte 2015 ist die AM Ventures Holding als Investor mit an Bord bei Vectoflow. Für das laufende Jahr peilt die Firma dank Kunden wie Siemens und Audi Sport eine Million Euro Umsatz an. Der Wettbewerbsvorteil des Start-ups: Das 3-D-Verfahren ermöglicht eine einteilige Fertigung der Sonden sowie hohe Flexibilität hinsichtlich Material und Form. Diese komplexe Materie klar und verständlich in nur wenigen Minuten zu vermitteln, war für Kreitz die größte Herausforderung bei der Präsentation vor der Jury, die nach Qualität des Businessplanes und Innovationsgrad der Geschäftsidee entscheidet.

Als eine von wenigen Frauen in der männerdominierten Technikwelt hat sie in den vergangenen Jahren gelernt, mit Fleiß und Ausdauer zu überzeugen. "Ich finde nicht, dass ich als Frau besondere Förderung gebraucht habe. Das Problem liegt eher daran, dass sich Frauen häufig nicht so herausstellen können, obwohl sie oftmals deutlich besser sind als männliche Kollegen", sagt Kreitz.

Eine Gelegenheit, fortan mehr auf sich aufmerksam zu machen, bietet die HVB nun erneut sechs angehenden Unternehmerinnen. Voraussetzung für eine Bewerbung: Gründerinnen oder auch Teams mit Firmensitz in Deutschland, sollten innerhalb der letzten beiden Jahre gegründet haben oder binnen Jahresfrist gründen wollen. Wichtig ist, einen professionellen Geschäftsplan vorzulegen, eine innovative Gründungsidee genügt nicht. Als Mentorin sind neben Porsche und Czerny etwa auch Nicola Brüning, Leiterin der BMW Repräsentanz Deutschland, und Unternehmerin Nina Hugendubel mit dabei. "Man benötigt eine zündende Idee, Mut und Fleiß. Zu scheitern gehört ebenfalls dazu. Das muss man dann einstecken, aber auch wieder aufstehen", sagt Porsche. Die Vergabe der Mentoring-Plätze erfolgt im Herbst.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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