Post-Chef Zumwinkel:"Hätte mir anderen Übergang gewünscht"

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Klaus Zumwinkel gibt sich reuig: Er wolle sich aktiv an den Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung gegen ihn beteiligen, sagte er einer Zeitung. Gefahren für das Unternehmen bestünden aber nicht.

Der der Steuerhinterziehung verdächtigte Post-Chef Klaus Zumwinkel sieht durch seinen Rücktritt keine Unsicherheit für das Unternehmen. "Die Deutsche Post ist weltweit hervorragend aufgestellt, und der Vorstand wird den Konzern in eine neue Zukunft führen", sagte Zumwinkel der Bild. Als designierter Nachfolger gilt der 46-jährige Frank Appel, der im Post-Vorstand bislang für Logistik und das internationale Briefgeschäft zuständig ist.

"Ich wollte eine neue Ära einleiten, aber mit einem anderen Übergang, als es jetzt geschieht", sagte der 64-Jährige. Zugleich gab er sich kooperativ gegenüber den Ermittlern. "An der Aufklärung der Fragen zu meinen privaten Finanzverhältnissen werde ich mich aktiv beteiligen", sagte der Manager dem Vorabbericht zufolge.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wertete den Rücktritt von Post-Chef Klaus Zumwinkel als unvermeidbaren Schritt. "Die Bundesregierung hat heute das Angebot von Herrn Zumwinkel angenommen, seinen Rücktritt einzureichen. Ich halte diesen Schritt für unvermeidbar, nach dem, was geschehen ist", sagte die Kanzlerin in Berlin.

Merkel erklärte, dass die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung jenseits dessen seien, was sie und viele andere in Deutschland sich hätten vorstellen können. Und: "Ich glaube, das geht vielen Menschen in Deutschland so wie mir", sagte die Kanzlerin. Die Situation sei schwierig und bedrückend.

Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) wertete im Nachrichtensender N24 den Rücktritt von Zumwinkel als ehrlich und konsequent. Als ernstzunehmende Entwicklung bezeichnete er es, dass eine "bestimmte Leistungsträgerschicht" ihr Geld am Fiskus vorbei ins Ausland transferiere. "Und es wird die Zustimmung zu unserem Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell nicht fördern, sondern es wird ihm schaden", fügte der Minister hinzu.

Steuerhinterziehung sei kein Kavaliersdelikt und strafrechtlich relevant. "Das ist kriminell. Und das muss man beim Namen nennen", betonte der SPD-Politiker.

Alles, nur kein Deal

SPD-Chef Kurt Beck sagte im Nachrichtensender N-TV, von der Justiz erwarte er, dass kein Deal gemacht werde. Das würde dem Gerechtigkeitsempfinden der Menschen widersprechen.

Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Kerstin Andreae, bewertete die Entscheidung Zumwinkels als "richtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt". Er erleichtere eine rasche Aufklärung und sei im Interesse des Unternehmens und seiner Beschäftigten. "Die Menschen sind zu Recht empört über den maßlosen Umgang mit Reichtum in diesem Land", sagte Andreae.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/mah/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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