Porträt Berthold Huber:"Mann der leisen Töne"

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Berthold Huber, der künftig die IG Metall in Frankfurt als Vize mitführen wird, gilt als "Mann der leisen Töne" und als "Steinkühler- Schüler".

Er ist sicherlich der bisher einzige in der IG Metall-Führung, der Philosophie studiert hat, auch wenn er das Studium 1989 nach vier Jahren ohne Abschluss abbrach. Doch die Arbeit an der Werkbank kennt Huber auch.

Mann des Ausgleichs: Berthold Huber. (Foto: AP)

Der gelernte Werkzeugmacher trat 1974 beim Bushersteller Kässbohrer in Ulm ein und schaffte es innerhalb kürzester Zeit 1978 an die Spitze Gesamtbetriebsrates. Bei den Metallern im Südwesten gilt der 53-Jährige als Visionär und Stratege. Die Arbeitgeber schätzen ihn als harten, aber verlässlichen Kontrahenten.

Den streikerprobten Tarifbezirk Baden-Württemberg leitet Huber seit 1998 und hat in dieser Zeit mehrere Pilotabschlüsse errungen, die sein Ansehen in der IG Metall gefestigt haben.

Gleiches Entgelt für gleiche Arbeit

Dabei ging es nicht nur um Lohn, sondern um Weiterbildung mit dem individuellen Anspruch auf Qualifizierung, vor allem aber um einen Abschluss, der Arbeiter und Angestellten gleiches Entgelt für gleiche Arbeit sichert.

Huber kann "dicke Bretter" bohren, ohne schnell die Lust an schwierigen Dingen zu verlieren, sagen seine Freunde.

Huber kennt die Frankfurter IG-Metall-Zentrale bestens. Franz Steinkühler holte ihn 1991 als Leiter der "Abteilung Erster Vorsitzender" zu sich. Damit war er quasi "Generalsekretär" der Organisation.

Seit dieser Zeit gilt Huber auch als "Steinkühler- Schüler". Huber lernte dort, wie man Tarifpolitik nicht mit lauten Tönen, sondern mit Argumenten an die Tarifkommissionen "verkauft".

Alte Bekannte

Nach Steinkühlers nicht geplantem Abgang stieg Huber von 1993 bis 1998 als Leiter der Abteilung Tarifpolitik im Vorstandsbereich auf. Auch dort traf er einen alten Bekannten aus Stuttgart: Der damalige Zweite Vorsitzende Walter Riester gehörte wie Huber zum Reformlager.

Er sei in Frankfurt ein "Gewerkschafts-Soldat" gewesen, der nicht auf den eigenen Ruhm achtete, sondern die Gesamtorganisation im Blick hatte, heißt es in seinem Umkreis.

Huber hat im Südwesten viele überrascht, als er erklärte, mit Jürgen Peters nicht gemeinsam die IG Metall führen zu wollen. Noch mehr waren aber seine Freunde in Baden-Württemberg erstaunt, als sie hörten, dass Huber den totalen Salto machte und nun doch mit Peters ein Tandem bilden will.

Glaubwürdigkeitsfrage

Huber wird sich deshalb sicherlich von großen Teilen der Basis die Glaubwürdigkeitsfrage stellen lassen müssen.

Doch für Huber gab es keinen anderen Weg mehr, denn er wollte, "dass die Organisation nicht noch ganz zerrissen wird". Bei einem endgültigen Nein hätte Baden-Württemberg keine Chance mehr gehabt, wieder einen eigenen Mann an die Spitze zu bringen.

Seit 1968 stellen die Baden-Württemberger entweder den Stellvertreter oder den Chef der IG Metall, darunter sind so prominente Namen wie Eugen Loderer, Hans Mayr, Franz Steinkühler oder Klaus Zwickel.

Huber, Vater von zwei Kindern, spielt gerne Klavier. Dafür dürfte er künftig weniger Zeit haben. Mit seinem Tandem-Gefährten Peters verbindet Huber persönlich nicht viel.

Überzeugungskraft

Doch seine Freunde sind davon überzeugt, dass sich beide in wichtigen Sachfragen einigen und keine Schaukämpfe aufführen werden. Hubers Stärken liegen in seiner Überzeugungskraft. "Das wird ihm sicherlich auch bei Peters gelingen", meinen Kollegen im Südwestenten.

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