Porsche: Kapital nötig:Cash von der Familie

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Was für eine Schuldenlast: Porsche, ehemals profitabelster Autokonzern der Welt, ächzt unter einer Schuldenlast von zehn Milliarden Euro - nun sollen die Clans Kapital nachschießen.

Die Zeit läuft gegen Porsche: Der hochverschuldete VW-Großaktionär arbeitet mit Hochdruck an einer Teilentschuldung mit Hilfe der Eigentümerfamilien. Verhandelt werde über eine Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu fünf Milliarden Euro, die mit Hilfe der Familien Porsche und Piëch realisiert werden soll.

Porsche hat sich bei VW verspekuliert - und benötigt nun dringend frisches Kapital. (Foto: AP)

Außerdem soll nach den Plänen von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking das Emirat Katar durch einen Kauf von Anteilen Milliarden in die Kassen des Zuffenhausener Sportwagenherstellers spülen. Der Netto-Schuldenstand liegt Insidern zufolge derzeit bei mehr als zehn Milliarden Euro. Ende Januar waren es noch neun Milliarden Euro Miese gewesen. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.

Ob der am Mittwoch bekanntgewordene Plan für einen Befreiungsschlag mittels Kapitalerhöhung und Weitergabe von VW-Aktienoptionen gelingt, ist aber noch ungewiss. Denn auch der mächtige VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piëch müssten dabei mitziehen. Piëch dürfte der Porsche-Plan aber gegen den Strich gehen.

Entscheidung in wenigen Tagen

Entscheidungen werden spätestens auf den Aufsichtsratssitzungen am 23. Juli erwartet, bei denen beide Firmen getrennt über die gemeinsame Zukunft beraten werden.

Auf der vorläufigen Tagesordnung für das Treffen der VW-Kontrolleure tauchen die Namen Porsche und Katar zwar nicht auf. Kreisen zufolge wird die Diskussion dazu beim Thema "Bericht des Vorstands" erwartet. Dass sich der traditionell in Wolfsburg tagende VW-Kontrollrat diesmal in Stuttgart trifft, ist nach Meinung aus Gewerkschaftskreisen aber noch kein Indiz dafür, dass VW in dem seit Monaten tobenden Machtkampf die Oberhand gewinnt.

Porsche will sich Kreisen zufolge unter anderem über eine fünf Milliarden Euro schwere Kapitalspritze seiner Altaktionäre und des Emirats Katar seiner Schulden nahezu völlig entledigen. Dabei werde Katar allein Stammaktien übernehmen, die Altaktionäre nicht stimmberechtigte Vorzugsaktien, wie zwei mit der Situation vertraute Personen aus dem Porsche-Umfeld sagten. Zusammen mit der Weitergabe des VW-Aktienoptionspakets an das arabische Emirat sollen insgesamt rund zehn Milliarden Euro in die Kasse gespült werden.

Porsche-Miteigentümer Piëch strebt allerdings eine Integration des Zuffenhausener Sportwagenherstellers in den VW-Konzern an. Ob er die Katar-Pläne durchwinkt, ist ungewiss. Die allein stimmberechtigten Familien Porsche und Piëch streiten seit Monaten über Wege zur Entschuldung des Konzerns und welche Rolle VW dabei spielen soll.

Der Sportwagenhersteller hat sich beim Versuch verhoben, Volkswagen zu übernehmen. Mittlerweile wird nur noch ein "integrierter Autokonzern" angestrebt.

Der einflussreiche stellvertretende Porsche-Aufsichtsratschef Uwe Hück zeigte sich zuversichtlich, dass die von den Eignerfamilien versprochene Unabhängigkeit des Sportwagenbauers erhalten bleibt.

"Die Familien können und müssen was machen", sagte er nach einer Betriebsversammlung in Weissach bei Stuttgart. Hück ist auch Porsche-Betriebsratsvorsitzender und damit Sprecher der Belegschaft.

An die Adresse von Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff (CDU) erhob Hück schwere Vorwürfe. Er erklärte, Wulff wolle Porsche schaden. Wulff habe bei diversen deutschen Banken darauf gedrängt, keine Kredite an Porsche zu vergeben, sagte Hück.

Die niedersächsische Staatskanzlei wies die Anschuldigungen zurück: "Alle Beschäftigten von Volkswagen und Porsche würden von einem integrierten Konzern profitieren. Uwe Hück allerdings würde seine Allmacht verlieren. Angesichts des Stils von Uwe Hück kann man dies auch im Interesse von Porsche nur begrüßen."

Bereits am Dienstag hatte Wulff in einem sueddeutsche.de-Chat gesagt, dass es in Kürze eine Entscheidung geben werde. "Porsche und VW funktionieren nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander", stellte Wulff klar. Und: "Im Tierreich kenne ich keine Tiere, bei denen der Schwanz mit dem Hund wedelt." Deshalb könne eine feindliche Übernahme von VW nicht klappen.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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