Porsche:"Geradezu obszön"

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"Ich verdiene gutes Geld": Das horrende Gehalt von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat auf der Hauptversammlung viele kritische Fragen provoziert.

Michael Kuntz

Es scheint für viele unfassbar zu sein. Kritik an der enormen Höhe des Gehalts von Wendelin Wiedeking zieht sich wie ein roter Faden durch die Redebeiträge der Aktionärsvertreter bei der Hauptversammlung in der Stuttgarter Porsche-Arena. "Das hundertfache Einkommen eines durchschnittlichen Arbeitnehmers ist zu viel", sagt ein Redner. Angesichts der Finanzkrise findet ein anderer Kleinaktionär das "geradezu obszön".

Wendelin Wiedeking: Er hat Porsche aus einer sturmreifen Bruchbude in den profitabelsten Autohersteller der Welt verwandelt (Foto: Foto: ddp)

Auf 80 Millionen Euro wird das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden von Porsche für das abgelaufene Geschäftsjahr geschätzt. Ganz genau weiß man es nicht. Denn Porsche weist nur die Gesamtbezüge des kompletten Vorstands aus und ignoriert damit den Corporate Governance Kodex für die Grundsätze einer ordentlichen Geschäftsführung.

Klausel für großen Reichtum

Wiedeking selbst geht das Thema Gehalt offensiv an: "Es ist richtig, ich verdiene gutes Geld." Er ist Porsche-Chef seit September 1992, als der Sportwagenhersteller fast konkursreif war. 1994 beteiligte er sich bei einer Kapitalerhöhung mit seinem Privatvermögen. 1993 bekam Wiedeking einen Vertrag, demzufolge er vom Vorsteuergewinn 0,87 Prozent erhält. Das ist die Klausel, die ihm großen Reichtum bescherte - nachdem er Porsche aus einer sturmreifen Bruchbude in den profitabelsten Autohersteller der Welt verwandelt hatte.

Länger schon ist Wiedeking nun der am besten verdienende Manager in Deutschland. Das lenkt viel Kritik auf ihn. Denn durch die Optionsgeschäfte beim Kauf der Mehrheit an Volkswagen steigerte er den Porsche-Gewinn und sein persönliches Einkommen in eine Größenordnung, die viele Aktionäre unfassbar, in jedem Fall aber unanständig finden. Da wird dann auf die fünf Millionen Euro verwiesen, mit der die Lufthansa ihren Chef entlohnt.

Wiedeking ficht das nicht an; er sagt sogar, was er mit seinem hohen Einkommen macht. Die Hälfte geht an den Fiskus, und zwar ausschließlich den deutschen.

Zwei mal fünf Millionen Euro hat er in Stiftungen gesteckt für bedürftige Bürger in seinem baden-württembergischen Wohnort und jene Gemeinde in Nordrhein-Westfalen, in der er aufgewachsen ist.

Schließlich erlaubt er sich auf der Hauptversammlung den Hinweis auf seine privaten Investitionen, die Arbeitsplätze schaffen - in einer Schuhfabrik, einer Gastwirtschaft, in Verbindung mit Immobilien.

Einmaliges Kunststück

Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche wiederum hat schon vor der Rede Wiedekings die Aktionäre darauf hingewiesen, dass die Erfolgsbeteiligung des Vorstands in beide Richtungen funktioniert. Sinkt der Gewinn, sinken auch die Bezüge der Topmanager.

Und der Gewinn wird sinken. "Trotz aller heutigen und künftigen Anstrengungen wird jedenfalls das Kunststück, das wir abgeliefert haben, wohl kaum zu wiederholen sein", sagt selbst Wiedeking.

Der Gewinn ist höher als der Umsatz, das hat vorher noch kein Industrieunternehmen auf der Welt geschafft. Bei Porsche stieg das Ergebnis vor Steuern um 46 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro, der Umsatz um 1,3 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro.

Das ist, räumt sogar der Supermanager ein, "schon deshalb nicht wiederholbar, weil wir für das laufende Geschäftsjahr erstmals eine vollkonsolidierte Bilanz vorlegen müssen, die logischerweise die VW-Zahlen beinhaltet". Und einen Gewinn auszuweisen, der den Umsatz von Porsche plus Volkswagen übersteigt, sei "schlechterdings unmöglich".

Denn die hohen Gewinne aus Aktienoptionsgeschäften sind nicht für beliebig lange Zeit zu erzielen. Zumal die Zocker von Zuffenhausen stets betonen, dass sie sich auf diese Art von Spekulation nur verlegen, um ihr industriepolitisches Ziel der VW-Übernahme zu erreichen.

Eines also steht fest: Wendelin Wiedeking, 56, wird für das laufende, zur Jahresmitte endende Geschäftsjahr weniger bekommen als für das davor. Weniger, das heißt in seinem Fall nicht wenig, sondern: weniger als 80 Millionen Euro.

© SZ vom 31.01.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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