Pinewood-Filmstudios:Das englische Hollywood

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Hier wurden James-Bond-Streifen und Star-Wars-Filme gedreht: Nun werden die Pinewood-Filmstudios bei London verkauft - an einen Franzosen.

Von Björn Finke

Die Abschussrampe ist in einem erloschenen Vulkan versteckt. Von hier schickt Bösewicht Ernst Stavro Blofeld seine Raumfähre ins All, die dort dann Raumfahrzeuge der Amerikaner und Sowjets kapert. James Bond, Geheimagent Ihrer Majestät, gelingt es am Ende selbstredend, dem Schurken das Handwerk zu legen. Im Bond-Film "Man lebt nur zweimal", erschienen 1967, befindet sich dieser Vulkan irgendwo bei Japan, tatsächlich wurde die beeindruckende Kulisse aber in der Grafschaft Buckinghamshire errichtet, westlich von London. Hier, im Dorf Iver Heath, sitzen die Pinewood Studios, umgeben von Kiefernwäldern. Auf Englisch heißt dieser Nadelbaum Pine.

Es sind die größten Filmstudios im Königreich; Pinewood ist so etwas wie das englische Hollywood. Neben Bond-Streifen wurden dort viele andere Kassenknüller gedreht, etwa die jüngste Folge des Star-Wars-Epos. Die meisten Blockbuster haben ein Happy-End. Und auch die Eigentümer von Pinewood können sich nun über den glücklichen Ausgang eines längeren Abenteuers freuen. Die Anteilseigner des börsennotierten Studios segneten bei einem Treffen am Montag die Übernahme durch einen Investor ab - mit nahezu 100 Prozent Zustimmung. Neuer Besitzer wird ein Fonds des französischen Immobilieninvestors Léon Bressler. Er zahlt umgerechnet 380 Millionen Euro für die Ikone der britischen Filmbranche.

Das Management der Pinewood Group stellte das Unternehmen selbst zum Verkauf. Im Februar beauftragte es die Investmentbank Rothschild damit, Interessenten zu suchen. Die Banker sollen mit mehr als 180 möglichen Käufern geredet haben, heißt es. Im Juli wurde dann verkündet, dass Bressler das Unternehmen erwerben will. Damit endet ein zwölfjähriger Ausflug an die Börse: Die Gruppe, die neben der Anlage in Buckinghamshire weitere Studios im In- und Ausland besitzt, war seit 2004 in London notiert. Allerdings hielten die drei wichtigsten Anteilseigner zusammen fast 80 Prozent der Aktien.

Vorstandschef Ivan Dunleavy wollte im großen Stil neue Aktien herausgeben, um mit den Einnahmen ehrgeizige Ausbaupläne zu finanzieren. Doch die Großaktionäre stellten sich quer. Dunleavy geht davon aus, dass solche Vorhaben mit dem neuen Eigentümer einfacher zu bewerkstelligen sind: "Wir glauben, dass wir den richtigen Partner für unser Geschäft gefunden haben, der unsere Vision für die Zukunft der Gruppe teilt", sagt er. Investor Bressler verkündet, er wolle die Wachstumspläne im In- und Ausland unterstützen.

Gegründet wurde das Studio im Kiefernwald schon 1936. Der erste Bond-Streifen wurde 1962 gedreht. Im Jahr 2001 schlossen sich Pinewood und die Shepperton Studios - ebenfalls im Westen Londons - zusammen. Eine bewegte Geschichte, nun mit einem neuen Kapitel.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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