Pimco:Die Rückkehr der Rendite-Ritter

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Drei Jahre nach der Trennung von Starinvestor Bill Gross ist Vermögensverwalter Pimco wieder oben auf.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Drei Jahre liegt der Rauswurf von Bill Gross nun zurück, und lange hatte es so ausgesehen, als werde der Schatten des einstigen Starinvestors die Zukunft des Vermögensverwalters Pimco auf ewig verdunkeln: Die Kunden zogen Fondsgelder in dreistelliger Milliardenhöhe ab, Gross klagte gegen die von ihm gegründete Erfolgsfirma, der Ruf von Pimco als Renditegarant und Heimstatt der weltbesten Rentenexperten schien dahin zu sein.

Doch langsam, aber sicher arbeiten sich der Münchner Allianz-Konzern und sein kalifornisches Sorgenkind wieder aus dem Tal hervor: Der Rechtsstreit mit Gross ist beigelegt, und wenn die Zahlen stimmen, die die Financial Times (FT) jetzt veröffentlichte, dann ist Pimco mit Mittelzuflüssen von fast 50 Milliarden Dollar allein im ersten Halbjahr wieder der attraktivste Anbieter aktiv gemanagter Investmentfonds der Welt. Der Zeitung zufolge fehlen noch 300 Milliarden, um wieder auf jene 1,9 Billionen Dollar zu kommen, die man einst unter Gross verwaltete. Pimco sei aber unverkennbar "eine bemerkenswerte Kehrtwende" gelungen, sagte Philip Kalus vom Vermögensberater Accelerando Associates.

Das Comeback macht sich bereits in der Bilanz der Konzernmutter Allianz bemerkbar, die in diesem Jahr mit einem operativen Rekordgewinn von mehr als elf Milliarden Dollar rechnet. Genauso, wie der Erfolg bei Pimco früher den Namen Bill Gross trug, ist auch die jetzige Wiederauferstehung mit einer Person verknüpft: Daniel Ivascyn. 2014, während des Konflikts mit Gross, hatte Ivascyn gedroht, Pimco zu verlassen, sollte sich die Allianz nicht endlich vom damaligen Starinvestor trennen. Heute ist der Mann aus Neuengland das neue Gesicht von Pimco - und trägt als Chief Investment Officer (CIO) jenen Titel, den einst der Firmengründer innehatte.

Das Gros des Geldes, das der US-Vermögensverwalter zuletzt von Kapitalanlegern einsammeln konnte, floss in Ivascyns Income Fund. Er ist damit der größte aktiv gemanagte Rentenfonds der Welt. Der Zugewinn an Mitteln ist auch deshalb von Bedeutung, weil viele Investoren in den vergangenen Jahren eher auf Passiv-Fonds, sogenannte ETFs, gesetzt hatten: Sie folgen einfach der allgemeinen Marktentwicklung, die Gebühren sind deutlich niedriger, und oft ist die Performance kaum schlechter oder gar besser als die Entwicklung jener Anlagetöpfe, die auf der Jagd nach Rendite von Anlagemanagern immer und immer wieder umgestülpt werden.

Ivascyn kann sich jedoch zugutehalten, in den vergangenen zehn Jahren mit seinen Fonds eine Rendite von durchschnittlich 9,1 Prozent erwirtschaftet zu haben - in Niedrigzinszeiten ein beachtlicher Wert. Der 48-Jährige setzt unter anderem auf Schwellenländer- und Firmenanleihen sowie auf festverzinsliche Papiere, die mit Immobilien abgesichert sind. Mit einem Volumen von etwa 130 Milliarden Dollar ist der Income Fund mittlerweile der größte Anlagetopf im Pimco-Portfolio - erste Kritiker sprechen schon vom nächsten "Klumpenrisiko" und einem neuen Personenkult.

Von den 293 Milliarden, die einst in Gross' vermeintlichem Wunderfonds Total Return steckten, ist der Income Fund aber noch weit entfernt. Auch nach Jahren fließen aus dem Total-Return-Topf immer noch Mittel ab, er kommt mittlerweile nicht einmal mehr auf ein Drittel der einstigen Anlagesumme. Eric Jacobson, Analyst beim Informationsdienst Morningstar, glaubt, dass Pimco mit dem intern wie extern angesehenen Ivascyn für die Zukunft gerüstet ist. Endlich, so Jacobson in der FT, "ist der überlebensgroße Boss keine Bedrohung mehr".

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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