Pimco:Abschied von der Spitze

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Lange war der Fonds "Total Return" der Allianz-Tochter Pimco der größte Anleihenfonds der Welt. Jetzt hat er seine Spitzenposition eingebüßt. Überholt wurde er vom Konkurrenten Vanguard und dessen Indexfonds Total Bond Market.

Lange war der Fonds "Total Return" der Allianz-Tochter Pimco der größte Anleihenfonds der Welt. Jetzt hat er seine Spitzenposition eingebüßt. Seit 24 Monaten in Folge ziehen Kunden bereits Geld ab, Ende April verwaltete der Fonds nur noch 110,4 Milliarden Dollar, wie Pimco mitteilte. Überholt wurde er vom Konkurrenten Vanguard und dessen Indexfonds Total Bond Market, der zuletzt 117,3 Milliarden Dollar schwer war. "Wir sehen das hier nicht als Wettrennen", sagte ein Vanguard-Sprecher. "Vielmehr ist es ein Beweis dafür, wie gefragt günstige und breit gestreute Indexfonds sind."

Für Pimco ist es trotzdem eine herbe Niederlage. Das kalifornische Investmenthaus mit seinem Gründer Bill Gross war in der Branche lange Zeit das Maß aller Dinge. Während der jahrelangen Anleihen-Hausse warfen die Anlagen vergleichsweise hohe Gewinne ab, das Geschäft boomte. Doch seit die Zinsen anhaltend niedrig sind, verließ den einst als "Bond-König" gefeierten Gross das Glück; und die Anleger kehrten ihm den Rücken. Der Mittelabfluss beschleunigte sich, als Gross im vergangenen September im Streit mit der Allianz-Führung ein Unternehmen verließ. Gross hatte den Total Return seit 1987 persönlich geführt. In der Spitze - also vor zwei Jahren - hatte der Total Return noch etwa 293 Milliarden Dollar verwaltet.

Gross heuerte beim deutlich kleineren Rivalen Janus Capital an. Pimco versucht seitdem, wieder in die Spur zu kommen. Die Allianz installierte eine mehrköpfige Führung, um nicht wieder nur von einer Person abhängig zu sein. Einen Verkauf schließt der Dax-Konzern aber aus, da Pimco nach wie vor Gewinne abliefert und die Vermögensverwaltung als zweites Standbein neben dem klassischen Versicherungsgeschäft erhalten bleiben soll.

Die Allianz argumentiert, die Abflüsse aus dem Total Return hätten sich zuletzt abgeschwächt, was Hoffnung auf eine Trendwende mache. Im April zogen Anleger unter dem Strich 5,6 Milliarden Dollar ab - im September waren es dagegen noch 23,5 Milliarden. Pimco soll nun andere Anlageklassen, etwa das Aktiengeschäft, ausbauen, um nicht mehr so abhängig von den Anleihemärkten zu sein. Insgesamt verwaltet die Investmentgesellschaft ein Vermögen von knapp 1,6 Billionen Dollar.

Die Neuausrichtung von Pimco zu steuern, dürfte eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Allianz-Chefs Oliver Bäte sein, der an diesem Mittwoch Michael Diekmann ablöst. Diekmann tritt nach zwölf Jahren ab, will aber 2017 als Aufsichtsratschef zurückkommen.

© SZ vom 06.05.2015 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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