Pietro Ferrero:Der Tod des Nutella-Chefs

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Pietro Ferrero stirbt bei einem Unfall in Südafrika. Er hat den gleichnamigen Süßwarenkonzern aus Alba mit seinem Bruder gelenkt. Die Macht aber hat sein Vater.

Hans-Jürgen Jakobs

Es ist ein konservatives, eher verschwiegenes Unternehmen. Wenig weiß man vom Clan der Ferreros aus dem italienischen Alba, jenem Städtchen im Piemont, das die Werbekünstler zu der Kreation "Piemont-Kirsche" inspirierte - damit wollten sie ihrem Produkt Mon Chéri die richtige Fallhöhe verleihen.

Pietro Ferrero, Chef des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero, ist tot. (Foto: AFP)

Am bekanntesten aber im Imperium ist jene Nuss-Nougat-Creme, die in Italien lange Zeit als Supercrema bekannt war, ehe die fulminante Bezeichnung in Verbindung mit "Super" dort verboten wurde. In Deutschland ist das Produkt als Nutella ein Klassiker des Frühstücksgeschäfts geworden, tiefbraun und zuckerreich.

In dieses Unternehmen platzte am Montag eine betrübliche Nachricht aus Südafrika. Pietro Ferrero, Chef des italienischen Süßwarenriesen, war ums Leben gekommen. Dies teilte der Konzern am Montagabend offiziell mit. Die genauen Umstände waren zunächst noch unklar. Es soll zu einem Unfall gekommen sein. Die Turiner Tageszeitung La Stampa berichtete, Ferrero habe sich mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Südafrika aufgehalten. Das Familienunternehmen hat der 47-Jährige gemeinsam mit seinem Bruder Giovanni geleitet.

Der Verstorbene war so reserviert wie sein Vater Michele, der das Süßwarenunternehmen in den sechziger Jahren zu Weltgeltung brachte. Er brachte all die Innovationen, die das Unternehmen Ferrero zum Erfolgsfaktor im Supermarkt machten, Dinge wie das "Überraschungsei" oder Pralinen wie Ferrero Rocher. Michele ist noch heute der Patriarch von Alba. Der 85-Jährige gilt als der reichste Mann das Landes.

Die Unternehmensgruppe besteht aus 36 Gesellschaften und beschäftigt 21400 Mitarbeiter. Sie erwirtschaften einen Umsatz, der jenseits der sechs Milliarden Euro liegt. Der operative Gewinn für 2008/2009 lag bei 804 Millionen Euro. Im Jahr 1946 war die Firma vom Konditor Pietro Ferrero senior gegründet worden, er hatte auch die Idee zu Nutella. Der Konzern ist immer wieder durch Eigenwilligkeiten aufgefallen. So tauchte der Name Ferrero in der Parteispendenaffäre der hessischen CDU auf.

Er war kein Revoluzzer

Auch versuchte das Unternehmen, mit Blick auf sein Produkt Kinder-Schokolade die Nutzung des Domain-Namens "kinder.at" durch andere juristisch zu verhindern -was nicht gelang. Auch wies der Bundesgerichtshof im Jahr 2007 eine Klage von Ferrero ab, die dem Rivalen Haribo die Verwendung des Produktnamens Kinder Kram untersagen wollte.

In dieser besonderen Dynastie behauptete sich der verstorbene Pietro Ferrero ganz nach den geltenden internen Gesetzen und Gepflogenheiten. Er war keiner, der allzu aufmüpfig war und revoltierte, sondern der letzten Endes die Tradition fortsetzen wollte. Die Ferrero-Gruppe war stets aus eigener Kraft gewachsen, und als vor einigen Jahren die Übernahme des britischen Konkurrenten Cadbury anstand, war das eine interne Zerreißprobe. Pietro favorisierte zeitweise die Akquisition, weil er sich so Wachstumssprünge in Asien und im Kaugummi-Geschäft erhoffte. Doch der Deal unterblieb. Michele, der Patron, wollte es nicht - da hatte auch der Filius Pietro keine andere Meinung.

Unter den beiden Brüdern an der Spitze war Pietro der Ehrgeizigere. Er nahm auch Fühlung auf zu den anderen Unternehmern, zum Klüngel der Geschäftswelt und saß beispielsweise zwischenzeitlich im Verwaltungsrat der Geschäftsbank Mediobanca.

Vor Kurzem wurde Ferrrero auch noch von höchsten Kreisen gebeten, den Milchkonzern Parmalat vor einer Übernahme durch die französische Firma Lactalis zu retten, aber das war wieder zu viel der Ehre für den Clan aus Alba. Nun wird Giovanni Ferrero erst einmal alleine den Konzern nach außen führen. Nach innen wird sein Vater Michele wohl wie ehedem in der Forschungsabteilung über die Entwicklung neuer Produkte wachen - mit einem Löffel in der Hand.

© SZ vom 19.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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