Philips:80 Millionen Euro für die Philosophie

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Der Philips-Konzern präsentiert sich mit einem neuen Werbeslogan als verbraucherfreundlich.

Von Siggi Weidemann

Kein Feuerwerk, kein schäumender Champagner und keine Lasershow. Dafür fegte Windstärke sechs weiße Luftballone über den Amsterdamer Industriehafen, als fünf Philips-Topmanager unter Anleitung ihres Chefs Gerard Kleisterlee ein Riesenplakat enthüllten.

Sichtbar wurde der neue Slogan "Sense and Simplicity". Kleisterlee definierte das neue Motto des Traditionshauses so: "Sense steht für sinnvoll und sinngebend und Simplicity für einfach und verbraucherfreundlich."

Nach neun Jahren, so der Vorstandschef des Elektronikkonzerns, sei es an der Zeit, vom alten Slogan "Let's make things better" (die Dinge besser machen) Abschied zu nehmen. Philips will sich künftig als ein innovatives und "cooles" Unternehmen profilieren, das das Gefühl vermittelt, "du kannst noch mehr mit Philips-Produkten erleben". Kleisterlee: "Menschen wollen Apparate, die einfach und logisch sind und die ihren Wünschen entgegenkommen." Als Beispiel nennt er den Senseo-Kaffeeapparat mit nur noch drei Knöpfen, der sich gut verkaufe.

Die ehemalige Glühlampenfabrik präsentiert sich grafisch aufgepeppt und hofft mit dem neuen Slogan "Sense and Simplicity" neue Kunden zu gewinnen und die alten nicht zu verprellen. Dieses so genannte "Branding" ist Teil der Corporate Identity, beschränkt sich auf eine einheitliche Sprache und soll mit Hilfe von verschiedenen Attributen das Image beleben.

Bis Ende 2005 steckt der Konzern 80 Millionen Euro in eine Werbekampagne, um die Konsumenten in vier europäischen Ländern, darunter Deutschland, in den Vereinigten Staaten und China via Zeitungsanzeigen, TV-Spots und Billboards von der neuen Philosophie zu überzeugen.

Von P & G abgeworben

Eine Hundertschaft Journalisten und ebenso viele Philips-Manager aus aller Welt hat der Konzern einfliegen lassen, um das Medien-Event mitzuerleben. Kleisterlee: "Zahlreiche Konzerne versprechen einfache technische Geräte.

Wir aber sind die Ersten, die sie anbieten."Der Italiener Andrea Ragnetti, den Kleisterlee von Procter & Gamble abgeworben hat, ist der Erfinder der neuen Strategie. Vor allem im Gesundheitssektor und der Seniorenmedizin, Kleisterlees Steckenpferd, will sich Philips profilieren.

Produzierte Philips Medical Systems bisher nur professionelle Geräte, wurde die Palette jetzt für Verbraucher erweitert. In einem der neun neuen TV-Spots sieht man einen Krankenwagen, der sich im Stau festgefahren hat, während für den Herzpatienten die Zeit abläuft.

Wäre er im Besitz des Philips-Herzstimulators im roten Köfferchen, so hätte er sein stockendes Herz am Schreibtisch oder in der Gartenlaube wieder flott machen können.

© SZ vom 22.09.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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