Philips: Desaströses Schlussquartal:Endspurt ins Minus

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Tief in den roten Zahlen: Philips wird von der Wirtschaftsflaute hart getroffen und verschärft das Sparprogramm. Tausende Jobs fallen weg.

Der niederländische Elektronikkonzern Philips ist gegen Ende des Jahres schwer von der Wirtschaftsflaute erwischt worden. Das Geschäft ging zurück, hohe Abschreibungen auf Firmenwerte und -anteile führten im Schlussquartal zu tiefroten Zahlen. Konzernchef Gerard Kleisterlee verschärfte daraufhin am Montag in Amsterdam seinen Sparkurs: Weitere rund 6000 Stellen sollen im Laufe des Jahres wegfallen. Von Oktober bis Dezember war die Zahl der Mitarbeiter bereits von 128.000 auf 121.000 gesunken. Eine Aussage dazu, wie Philips im Jahr abschneiden wird, traute sich Kleisterlee angesichts der "beispiellosen Geschwindigkeit und Heftigkeit" der Flaute nicht zu.

Weitere 6000 Stellen werden gestrichen - das teilte Konzernchef Gerard Kleisterlee am Montag in Amsterdam mit. (Foto: Foto: dpa)

Deutschland weniger betroffen

"In Deutschland haben wir unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Deutschland-Sprecher Klaus Petri in Hamburg. Er rechnet nicht mit weiteren akuten Maßnahmen, nachdem im vergangenen Herbst unter anderem in Hamburg ein Arbeitsplatzabbau von etwa 150 Stellen in der Entwicklung und Fertigung der Röntgenfabrik angekündigt worden war. Auch der Vertrieb wurde um rund 100 Stellen reduziert. Philips beschäftigt in Hamburg knapp 2000 Mitarbeiter. In Aachen, wo Lampen für die Automobilindustrie gefertigt werden, werde derzeit Kurzarbeit gefahren.

Unterm Strich lief im Schlussquartal ein Verlust von 1,470 Milliarden Euro auf. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch 1,398 Milliarden Euro verdient, was aber wiederum im Wesentlichen durch Anteilsverkäufe gelungen war. Die Krise meistern will Kleisterlee nun mit strikter Kostendisziplin. Durch die laufenden Sparprogramme und den Umbau des Unternehmens sollen rund 400 Millionen Euro pro Jahr mehr in der Kasse übrig bleiben. Ab der zweiten Jahreshälfte soll die Initiative greifen, die bislang vor allem viel Geld gekostet hat. Die Börsianer nahmen das als Hoffnungsschimmer: Die Aktie stieg um 5,55 Prozent auf 13,30 Euro.

Konsumelektronik bricht ein

Die wirtschaftlichen Aussichten verdunkeln sich dabei immer weiter. Von Oktober bis Dezember war der Umsatz von 8,365 auf 7,623 Milliarden Euro zurückgegangen. Die Konsumelektronik und hier insbesondere das TV- und Videogeschäft brach ein, aber auch Teile des Lichtgeschäfts litten. Letztgenannte Sparte liefert unter anderem die Autoindustrie zu, deren Verkäufe zum Jahresende drastisch zurückgegangen waren. Die Medizintechnik konnte dagegen ihren Umsatz um fast ein Drittel steigern, was neben den gut laufenden bildgebenden Verfahren auch an den jüngsten Zukäufen lag. Im ersten Quartal rechnet Philips jedoch auch hier mit einem rückläufigen Markt, vor allem wegen der anhaltenden Einsparungen im US-Gesundheitswesen.

Kleisterlee hat den Konzern auf die drei Säulen Konsumeletronik, Lichttechnik und Medizintechnik gestellt und sich von Randgeschäften getrennt. Grundsätzlich will er sich auf höhermargige Produkte konzentrieren. Deshalb hat er neben dem Geschäft mit Fernsehgeräten in Nordamerika auch die Computermonitor-Herstellung abgestoßen. Angesichts der Flaute musste Kleisterlee aber erst im Dezember sein Ziel aufgegeben, den Gewinn bis 2010 zu verdoppeln. Er hatte auch bereits vor den milliardenschweren Abschreibungen im vierten Quartal gewarnt.

Auch Konkurrenten leiden unter der Krise

Den Aktienrückkauf wird den Angaben zufolge vorerst gestoppt. Es gebe wenig Raum für Optimismus, begründete das Unternehmen die Maßnahme. Bereits vor drei Monaten hatte das Management den Rückkauf verlangsamt. Allerdings ist schon mehr als die Hälfte des fünf Milliarden Euro schweren Programms abgearbeitet. Die Dividende für das abgelaufene Jahr wird dagegen stabil bei 0,70 Euro gehalten.

Auch die Philips-Rivalen leiden unter der Wirtschaftskrise: Siemens hat unter anderem Probleme in seinem Beleuchtungsgeschäft (Osram) und berichtete über ein schwierigeres Marktumfeld in der Medizintechnik. Das Unternehmen legt am Dienstag die Zahlen für Oktober bis Dezember vor. General Electric aus den USA musste am Freitag einen Gewinneinbruch vermelden.

© sueddeutsche.de/dpa/AP/iko/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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