Petrobras:Neuer Chef für den Skandal-Konzern

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Der Mann für den kriselnden Ölkonzern: Pedro Parente (Foto: Cadu Gomes/dpa)

Pedro Parente gilt als erfolgreicher Krisenmanager. Nun übernimmt er beim brasilianischen Ölkonzern Petrobras.

Von Benedikt Peters, München

Schon einmal hat sich Pedro Parente in einer schweren Krise bewiesen. 2001 war das, der heißeste Sommer in 70 Jahren leerte die Speicher der großen Wasserkraftwerke, auf denen bis heute die Energieversorgung des Landes basiert. Es kam zur "Crise do apagão", wie die Brasilianer sagen, zur "Stromausfall-Krise". Sie währte mehr als ein halbes Jahr lang. Es war an Parente, damals Kabinettschef unter Präsident Fernando Henrique Cardoso, das Problem zu lösen. Mit manchen Anweisungen an die Bevölkerung (etwa: "Nur eine Minute duschen pro Tag") machte sich die Regierung zwar nicht gerade beliebt, kam aber vergleichsweise glimpflich davon - ein Erfolg, der Parente zugerechnet wird.

Auch die neue Krise, die Pedro Parente lösen soll, hat etwas mit Energie zu tun. Der 63-Jährige wird Chef des halbstaatlichen Ölkonzerns Petrobras. Er beerbt den glücklosen Aldemir Bendine, der den Chefposten erst im Februar übernahm.

Eine schwierigere Aufgabe ist schwer vorstellbar. Das liegt nur nachrangig an den 68 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten, die Petrobras bis 2019 bedienen muss.

Seit mehr als zwei Jahren erschüttert ein gigantischer Korruptionsskandal das größte brasilianische Unternehmen. Es geht um ein System aus Schmiergeldzahlungen und zwielichtige Auftragsvergaben, etwa an Baufirmen. Gegen Dutzende Politiker und Manager laufen Ermittlungen. Manche standen bereits vor Gericht und wurden zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt, etwa José Dirceu, Parentes Nachfolger als Kabinettschef.

Seinen neuen Posten hat Parente dem Machtwechsel an der Staatsspitze zu verdanken. Interimspräsident Michel Temer hat ihn ernannt. Vergangene Woche hatte der brasilianische Kongress Dilma Rousseff für maximal sechs Monate suspendiert. Temer, den die kaltgestellte Präsidentin als "Verräter" bezeichnet, hat mittlerweile sein eigenes Kabinett ernannt, ihm gehören ausschließlich Männer an. Den wichtigen Posten des Zentralbankchefs besetzte er mit einem Getreuen, der wie Temer für wirtschaftliche Liberalisierungen steht. Die brasilianische Börse reagierte positiv auf den Machtwechsel.

Petrobras-Chef Parente ist ebenfalls ein Liberaler, nach seiner Zeit als Kabinettschef machte er sich einen Namen als erfolgreicher Manager, etwa bei dem Agrarkonzern Bunge oder der Fluggesellschaft Tam.

In seiner Antrittsrede versprach Parente, er werde sein Amt frei von politischem Kalkül ausüben. Ob er das halten kann, ist jedoch fraglich. Als Beamter ist der Petrobras-Chef gegenüber der Regierung weisungsgebunden, und damit letztlich ein Untergebener des Interimspräsidenten Temer.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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