Personalien:Strenger Seelsorger

Kardinal Angelo Bagnasco hat die italienische Wirtschaft kritisiert. Das Land überlasse zu viele Unternehmen ausländischen Investoren. Weitere Personalien: Martin Sorrell, Jean-Laurent Bonnafé, Lena Meyer-Landrut und Pascal Klein.

Deutliche Worte

Italian Cardinal Bagnasco arrives at a meeting at the Synod Hall in the Vatican
(Foto: REUTERS)

Kardinal Angelo Bagnasco, 74, hat die italienische Wirtschaft kritisiert. Das Land überlasse zu viele Unternehmen ausländischen Investoren, sagte der Erzbischof von Genua im Interview mit der italienischen Tageszeitung La Stampa. "Wenn der Kopf weit weg ist, wird der Körper schwach", so Bagnasco. Anlass für die harschen Worte war die Krise des Stahlkonzerns ILVA, der auch nach der Übernahme durch den transnationalen Stahlkonzern Arcelor Mittal noch in einer tiefen Krise steckt. Am Standort Genua sollen deshalb 600 Mitarbeiter entlassen werden, italienweit bis zu 4000. Am Montag hatte es deshalb Streiks gegeben.

Er hoffe, dass Mittal sich an sein Versprechen bezüglich der Arbeitsplätze und Tarifverträge erinnere, sagte der Kardinal. Die aktuellen Zahlen seien sehr besorgniserregend, er sei aber zuversichtlich, dass im Dialog mit Konzern, Gewerkschaften und der Regierung eine Lösung gefunden werde.

Kaum ein anderer Kardinal ist in den italienischen Medien so präsent wie Angelo Bagnasco. So prangerte er einmal, medial weit über Italien hinaus verbreitet, den Abschied vom europäischen Wertesystem an. Das führe zu einem "Absolutismus des Relativen" und zu einem menschlichen und sozialen Rückschritt, erklärt Bagnasco damals. Auch gegenüber der Politik und vor allem gegenüber Silvio Berlusconi nimmt Bagnasco kein Blatt vor den Mund. "Unzüchtiges Verhalten ist in sich selbst negativ und richtet sozialen Schaden an, abgesehen davon, ob es bekannt wird oder nicht", sagte er vor Jahren. "Es vergiftet die Luft und erschwert den gemeinsamen Weg."

Geboren wurde Bagnasco 1943 in Pontevico bei Brescia. Er ist das zweite Kind des Fabrikarbeiters Alfredo Bagnasco und dessen Frau Rosa. KNA/SZ

Mach dich locker

CEO of WPP, Martin Sorrell, arrives for a meeting in Downing Street in central London
(Foto: Toby Melville/Reuters)

Martin Sorrell, 72, Werbeikone, ist offenbar ideologisch flexibel. Sorrell ist der Chef von WPP, einer der weltweit größten Werbeholdings. Zum Unternehmen gehören zahlreiche PR-Firmen und Werbeagenturen. In den vergangenen Jahren setzten sich Kreative aus der WPP-Holding immer wieder mit Kampagnen gegen Waffengewalt und für strengere Waffengesetze ein. Doch während die WPP-Kreativen gegen die Waffenkonzerne arbeiteten, machten PR-Spezialisten von WPP gleichzeitig in Washington Lobbyarbeit für die Rüstungsindustrie, berichtet der Guardian. Seit 2007 habe Sorrells Unternehmen knapp eineinhalb Millionen Dollar von der Waffenlobby NRA kassiert - etwa, um eine Verschärfung der US-Waffengesetze zu verhindern. Ein vergleichsweise kleiner Betrag, dennoch sind viele Beobachter irritiert: Schließlich positionierte sich WPP öffentlich als Gegner der Waffenlobby und gefiel sich in der Rolle des Weltverbesserer-Konzerns. Man arbeite eben mit Klienten aus dem ganzen politischen Spektrum, hieß es nun bei WPP. Fast möchte man sagen: ein Knaller. Angelika Slavik

Weiße Weste

BNP Paribas First Quarter Net Rises
(Foto: Bloomberg)

Jean-Laurent Bonnafé, 56, Chef der größten französischen Bank BNP Paribas, gibt den Saubermann. Sein Institut werde künftig keinerlei Geschäfte mehr mit Firmen machen, die Öl und Gas aus Schiefer-Vorkommen oder Teersanden gewinnen, kündigte er am Mittwoch an. Auch die Öl- und Gasförderung in der Arktis will die Bank nicht mehr finanzieren. "Wir sind ein langjähriger Partner des Energiesektors", sagte Bonnafé in einem Statement, "und wir sind entschlossen, den Wandel zu einer nachhaltigeren Welt zu unterstützen." Schon früher hatte die Bank verfügt, Kohleminen und Kohlekraftwerke zu finanzieren und arbeitet nicht mehr mit Energieunternehmen zusammen, wenn diese sich nicht von dem Brennstoff weg bewegen. Bis 2020 will das Pariser Geldinstitut 15 Milliarden Euro für Erneuerbare-Energien-Projekte bereitstellen. BNP liegt damit im Trend: Die französische Axa-Versicherung hat ähnliche Vorgaben eingeführt. Zahlreiche Pensionsfonds und Stiftungen haben sich Investitionen in fossile Brennstoffe verboten. Das sind - noch - Einzelfälle. Jan Willmroth

Ein bisschen Unfrieden

Kaviar Gauche : Bridale Couture Collection 2018 - 'La Vie En Rose' - Paris  Fashion Week Womenswear Spring/Summer 2018
(Foto: Getty Images For Kaviar Gauche)

Lena Meyer-Landrut, 26, Sternchen, hat Ärger. Die Sängerin, die 2010 für Deutschland den Eurovision Songcontest gewonnen hat, hat in den sozialen Netzwerken sehr viele Anhänger. Das macht sie auch als Werbepartnerin interessant: Meyer-Landrut versucht, ihre Follower für eine Kosmetikmarke zu begeistern, zudem positionierte sie sich im Wahlkampf als Fan der CDU-Chefin Angela Merkel. Nun bewirbt sie einen neuen Handytarif der Telekom - und zog sich damit den Unmut vieler Anhänger zu. Der "Stream-On"-Tarif des Konzerns will Kunden damit locken, dass die Nutzung von Streamingdiensten zusätzlich zum vereinbarten Datenvolumen unbegrenzt möglich ist. Kritiker sehen darin einen Verstoß gegen die Netzneutralität: Die Telekom würde so einzelne Streamingdienste bevorzugen und Konkurrenten schwächen, argumentieren sie. Die Bundesnetzagentur prüft das. Die Netzgemeinde aber hat ihr Urteil gefällt und mault über die geschäftstüchtige Meyer-Landrut. Gut, man darf annehmen, dass das Honorar den Ärger wert ist, nicht wahr? Angelika Slavik

Neues über Altreifen

Personalien: undefined
(Foto: Getty)

Pascal Klein, 31, geht zusammen mit seinem Vorstandskollegen Julien Dossmann, 32, an die Pariser Börse. Die beiden gründeten 2007 im saarländischen Dillingen das Technologieunternehmen Pyrum Innovations, das auf Recycling und Anlagenbau spezialisiert ist. Sie haben ein Verfahren entwickelt, das Altreifen in Rohstoff verwandelt. In den Anlagen von Pyrum werden die Reifen durch Erhitzen in ihre Bestandteile zerlegt. Dadurch entstehen Öl, Gas und Koks. Pyrum besitzt das Patent auf die entsprechende Technik. In den Anlagen lassen sich auch andere Gummiabfälle, Bitumen und diverse Kunststoffe verarbeiten. Der Börsengang soll die weitere Expansion des Geschäfts unterstützen. "Wir verzeichnen eine hohe Nachfrage nach unseren Anlagen, besonders aus der Auto- und Autozuliefererindustrie", sagt Klein. In den kommenden Jahren rechne man mit hohem Wachstum. Der Gang an die Börse schaffe die Voraussetzungen für weiteren Erfolg. Es ist der erste Börsennotiz eines deutschen Unternehmens nach der Reform der französischen Börse Euronext im Juni. SZ

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: