Personalien:Nachahmer

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Claudio Albrecht weiß, wie das Geschäft läuft. Sein ganzes Leben lang hat er in der Generika-Industrie gearbeitet. Nun soll er neuer Vorstandschef des Pharmaunternehmens Stada werden - zumindest für eine Weile.

Jetzt doch Vorstand

(Foto: Julia Hammerle)

Claudio Albrecht, 58, soll neuer Vorstandschef des Pharmaunternehmens Stada werden - zumindest eine Weile, deren Länge allerdings offen ist. Er ist der Wunschkandidat der neuen Mehrheitseigentümer Bain Capital und Cinven. Sie können nur Vorschläge machen, bestellt wird der neue Vorstand vom Aufsichtsrat und auch der ordnet sich gerade neu, weil fünf der sechs Vertreter der Kapitalseite ihre Ämter zum 25. September niederlegen, darunter auch der oberste Kontrolleur Carl Ferdinand Oetker. Neue Kontrolleure bestellt ein Gericht. Albrecht löst Engelbert Tjeenk Willink ab, der Anfang Juli nach der Trennung von Matthias Wiedenfels ins Amt kam. Willink wollte sowie so nur bis zum Jahresende bleiben, nun geht er eben noch ein wenig früher.

Ursprünglich war Albrecht für den Aufsichtsrat vorgesehen, schließlich hat er mit seiner Beratungsfirma für die Finanzinvestoren die Bücher von Stada geprüft. Offenbar tut sich die neuen Eigentümer mit der Suche nach einem dauerhaften Vorstand schwer. Dabei hätte der Konzern Kontinuität nötig, stattdessen dreht sich das Personalkarussell mit Übelkeit erregender Geschwindigkeit. Wenn ein neuer Vorstand gefunden ist, soll Albrecht einen anderen Posten jenseits des Tagesgeschäfts bekommen.

Vielleicht doch Aufsichtsrat? Wenn er auf seinen neuen Posten macht, was er immer machte, könnte die Zukunft von Stada wohl so aussehen: Der Generikahersteller wird auf Gewinn getrimmt und in einigen Jahren verkauft, eher filetiert als am Stück. Das Geschäft mit Generika, also Arzneimitteln, deren Patent abgelaufen ist und die dann von Herstellern wie Stada nachgebaut und meist unter dem Preis des Originalpräparats verkauft werden, landet bei einem Konkurrenten wie Teva, Sandoz (gehört zu Novartis) oder Mylan. Markenprodukte wie die Sonnencreme Ladival könnten an einen Kosmetik-Konzern gehen.

Im Geschäft mit Generika ist Größe wichtig. Es ist ein globales Geschäft, das dem Grundsatz folgt, je größer die hergestellte Menge, desto preiswerter lässt sich das Produkt herstellen, weil sich die fixen Herstellungskosten auf ein größeres Volumen verteilen. Und die Abnehmer, das sind die Kostenträger des Gesundheitswesen, wie etwa Krankenkassen, legen Wert auf niedrige Preise und fette Rabatte.

Wie das Geschäft läuft, weiß Albrecht nur allzu gut. Seine Karriere beginnt der Jurist bei Sandoz. Im Jahr 2000 übernimmt er die Führung der Ulmer Firma Ratiopharm. 2005 wirft ihn der damalige Eigentümer, die Familie Merckle, raus. Albrecht baut ein großes Haus in seiner Heimatstadt Innsbruck, macht sich selbständig und berät 2010 die isländische Firma Actavis im Werben um Ratiopharm. Den Zuschlag bekommt für 3,6 Milliarden Euro der israelische Weltmarktführer Teva. Der Karriere von Albrecht schadet das nicht. Er wird Chef von Actavis und macht den Konzern so groß, dass die US-Firma Watson 2012 gut vier Milliarden Euro zahlt.

Elisabeth Dostert

Endlich wieder Chef

(Foto: Daniel Roland/AFP)

Jürgen Fitschen, 69, Diplom-Kaufmann, hat endlich wieder eine offizielle Aufgabe. Wie die Deutsche Bank mitteilte, übernimmt der ehemalige Co-Vorstandschef des Geldhauses die Leitung der Deutsche-Bank-Stiftung. Dort löst er zum 2. September Ex-Finanzvorstand und Aufsichtsratschef der Bank, Clemens Börsig, ab. Börsig führte die Stiftung seit Januar 2013 und scheidet nun aus ihrem Vorstand aus. Die Stiftung fördert Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur und Soziales insbesondere für junge Menschen. Allen voran mit Kultur kennt sich Fitschen (Foto: AFP) aus: Im Juni 2012 hatte er gemeinsam mit dem Investmentbanker Anshu Jain die Führung der Deutschen Bank übernommen. Ein Kulturwandel sollte das Institut wieder nach vorne bringen. Diverse Strafen für krumme Geschäfte sorgten indes für hohe Verluste. Jain musste sein Amt im Juli 2015 an John Cryan übergeben, Fitschen blieb als Co-Chef noch bis Mai 2016 im Amt. Seither soll er als Berater für die Bank tätig gewesen sein.

Meike Schreiber

Mitarbeiter der Woche

Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: Stefan Dimitrov)

ist unser Obstverkäufer, denn er muss in den sauren Apfel beißen. Das Lieblingsobst der Deutschen ist nach Frühlingsfrösten knapp oder schrumpelig. Charme ist gefragt: Äpfel der Handelsklasse 2 sind doch auch lecker, lecker, superlecker.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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