Personalien:John Flint soll HSBC leiten

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John Flint soll vom kommenden Jahr an die Bank HSBC führen, Europas größtes Geldinstitut mit Sitz in London und Aktivitäten vor allem in Asien. Weiter Personalien: Klaas Knot, Thomas Münkel, Geraldine Picaud und Anton Schlecker.

Neuer Chef für HSBC?

(Foto: Ames MacDonald/Bloomberg)

John Flint, 49, Banker, soll vom kommenden Jahr an HSBC führen, Europas größtes Bankhaus mit Sitz in London. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Stuart Gulliver will den Posten dann nach sieben Jahren an der Spitze abgeben. Britische Medien berichten, dass der Konzern, der vor allem in Asien tätig ist, bereits bei der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Bank of England, wegen der Personalie angefragt hat. Die Währungshüter müssen bestätigen, dass Flint geeignet für den Topjob ist. HSBC will die Meldungen nicht kommentieren, aber Flint gilt schon seit langem als aussichtsreichster Kandidat für Gullivers Nachfolge. Flint studierte im englischen Portsmouth Wirtschaft und fing nach dem Bachelor-Abschluss 1989 bei dem Geldhaus an. Die ersten 14 Jahre bei HSBC - die Abkürzung steht für Hongkong and Shanghai Banking Corporation - verbrachte er im wichtigsten Markt Asien, bevor es zurück nach Europa ging. Vor viereinhalb Jahren ernannte Gulliver den Manager zum Chef des Filialgeschäfts und der Vermögensverwaltung des börsennotierten Instituts.

Björn Finke

Notenbanker warnt vor Korrektur an Börsen

(Foto: Jasper Juinen /GT/Bloomberg)

Klaas Knot, 50, Präsident der niederländischen Zentralbank und Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), hat sich für einen Notenbanker ungewöhnlich unvorsichtig ausgedrückt: "Das niedrige Niveau an Volatilität (Kurschwankungen, d. Red.) und die Überbewertung bei einer Reihe von Investments machen mich nervös", sagte er am Montag vor Journalisten in Amsterdam. Es schienen sich Finanzrisiken aufzubauen. Dies mache Banken sehr anfällig für eine plötzliche Korrektur an den Börsen, sagte Knot. Das Bild ähnele der Zeit vor der Finanzkrise. Was genau eine Korrektur auslösen könnte, ließ er offen. Normalerweise reden Notenbanker Risiken eher herunter, um keine Überreaktionen an den Börsen auszulösen. Wenn der niederländische Notenbank-Chef öffentlich das Gegenteil tut, dürfte dies EZB-Chef Mario Draghi kaum gefallen. Die Niederlande gehören, ebenso wie Deutschland, traditionell zu den europäischen Ländern mit harter Währung, die unter den niedrigen Zinsen eher leiden, während die Schuldenstaaten in Südeuropa davon profitieren. Für Knot ist "die Zeit gekommen", um die ultralockere Geldpolitik der EZB zu beenden. "Das Wirtschaftswachstum liegt seit Monaten über dem Potenzial, und die Gefahr einer Deflation ist verschwunden." Experten gehen davon aus, dass die EZB auf ihrer nächsten Zinssitzung in diesem Monat über die Zukunft ihrer billionenschweren Anleihenkäufe entscheiden wird. Knot erwartet aber keine schnelle Zinswende. Jede Veränderung der EZB-Politik werde nur graduell sein. "Die Zinsen werden noch sehr lange sehr niedrig bleiben, selbst wenn wir auf unserer nächsten Sitzung entscheiden sollten, unser Anleihen-Kaufprogramm auslaufen zu lassen", sagte er. Niemand in der EZB spreche über eine Anhebung der Zinsen.

Harald Freiberger

Marathon-Aufgabe

(Foto: PR)

Thomas Münkel, 57, Versicherungsmanager, zeigt Ausdauer. Den München-Marathon am Sonntag lief er in 3 Stunden und 5 Minuten. Das brachte ihm Platz 180 in der Gesamtwertung und den vierten Platz in seiner Altersklasse. Münkel braucht die Zähigkeit: Der neue Berliner Versicherer Coya hat ihn zum Vorstandschef bestellt. Zuletzt war er Chief Operating Officer bei der Uniqa in Wien, davor bei der Allianz. Coyas Investoren und die Gründer Andrew Shaw, Peter Hagen und Sebastian Villarroel haben sich ein unbescheidenes Ziel gesetzt: Coya soll der führende digitale Versicherer Europas werden. Da ist es ein kluger Schachzug von ihnen, Münkel zu holen. Er hat bereits Versicherer auf der grünen Wiese in Osteuropa neu gegründet, und er dürfte mit seinem Background der Finanzaufsicht BaFin genehm sein, die der Neugründung noch die Lizenz geben muss. Ein weiteres Problem auf dem Weg dahin hat Coya ebenfalls gelöst: Als Rückversicherer steht die Pariser Scor zur Verfügung, weltweit die Nummer sechs in der Branche. Damit kann das Start-up wirklich durchstarten.

Herbert Fromme

Chefin des Geldes

(Foto: oh)

Géraldine Picaud, 47, übernimmt zum Jahreswechsel die Finanzen des französisch-schweizerischen Zementkonzerns LafargeHolcim. Die Französin ist seit 2011 Finanzchefin des Optik-Unternehmens Essilor, davor arbeitet sie vier Jahre lang in Winterthur im Kanton Zürich. Sie kennt damit sowohl die schweizerische als auch die französische Konzern-Kultur - was dem Baustoffhersteller, der 2015 aus dem Pariser Unternehmen Lafarge und dem Aargauer Unternehmen Holcim hervorgegangen war, entgegen kommen dürfte. Sie soll in einem "komplexen Geschäftsumfeld" die nächste Phase des Wachstums vorantreiben, heißt es vom Unternehmen. LafargeHolcim ist seit der Fusion der größte Baustoffhersteller der Welt, die unterschiedlichen Unternehmenskulturen machen dem Zementkonzern aber weiterhin zu schaffen. Picaud ist ausgebildete Wirtschaftsprüferin und hat Jahrzehnte lange Erfahrung im Management von Finanzabteilungen. Sie wird bei LafargeHolcim, das seinen Sitz im schweizerischen Rapperswil-Jona hat, zudem Mitglied der Konzernleitung.

Charlotte Theile

Entlastung für Schlecker

(Foto: Thomas Kienzle/AFP)

Anton Schlecker, 72, ehemals Drogeriekönig, erfährt in dem gegen ihn laufenden Bankrottprozess ein wenig Entspannung. Man gehe inzwischen davon aus, dass Schlecker erst Ende 2010 klar gewesen sei, dass seinem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit drohte, erklärten die Vertreter der Staatsanwaltschaft am Montag am Landgericht Stuttgart. Zuvor waren sie davon ausgegangen, dass Schlecker schon Ende 2009 das Unheil kommen sah und trotzdem Firmenvermögen an seine Familie verschob. Der Zeitpunkt ist ein Knackpunkt in dem Prozess: Je später er angesetzt wird, desto besser für Schlecker und seine mitangeklagten Kinder Meike und Lars. Allerdings ist die Familie nach Ansicht der Ankläger auch dann noch im Verzug gewesen: Die Insolvenzanmeldung erfolgte erst im Januar 2012. Am Montag war ein Sachbearbeiter des Finanzamtes als Zeuge geladen. Er könnte Hinweise darüber geben, ob die Schlecker-Familie in der Endphase ihres Drogeriemarkt-Imperiums zu wenig Steuern bezahlt hat. Ein Urteil in dem Prozess könnte im November fallen.

SZ

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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