Personalien:Ein Sanierer tritt ab

Lesezeit: 2 min

Energie-Manager Wulf Bernotat legt sein Amt als Aufsichtsratschef des Wohnungsunternehmens Vonovia nieder. Und Wolfgang Porsche muss sich zwischen Kompromiss und Konflikt entscheiden. Es geht um die Besetzung des Audi-Vorstands.

Wulf Bernotat, 68, Energie-Manager, zieht sich von seinem höchsten Posten zurück. Mit sofortiger Wirkung legt Bernotat sein Amt als Aufsichtsratschef des Wohnungsunternehmens Vonovia nieder. Die Entscheidung sei aus gesundheitlichen Gründen gefallen, meldet der Konzern am Wochenende.

Der Jurist trat im Juni 2013 als Aufsichtsratschef der damaligen Deutschen Annington an. Unter Bernotat als Chef-Aufseher und Rolf Buch als Vorstandschef hat der Konzern durch mehrere Übernahmen seinen Wohnungsbestand verdoppelt. Seit Herbst 2015 ist Deutschlands größter Vermieter als Vonovia SE im Dax gelistet. Der Konzern profitiert von steigenden Mieten und Immobilienpreisen in den Städten, investiert seit Bernotats Antritt aber auch mehr Geld in die Instandhaltung und Modernisierung seiner Mietwohnungen.

Wulf Bernotat. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Bernotat begann seine Karriere beim Ölkonzern Shell, bevor er im Jahr 1996 in den Vorstand des Energiekonzerns Veba (heute Eon) wechselte. Unter Bernotat als Vorstandschef verkaufte Eon die Werkswohnungen der alten Veba mit Gewinn an die Deutsche Annington. Mit dieser umstrittenen Entscheidung machte Bernotat die Deutsche Annington damals indirekt zum größten Wohnungsunternehmen Deutschlands, das sie als Vonovia bis heute geblieben ist.

Bereits seit 2006 gehört Bernotat dem Aufsichtsrat des Medienkonzerns Bertelsmann an; aus dieser Zeit kennt er den damaligen Bertelsmann- und heutigen Vonovia-Vorstand Rolf Buch. Auch bei der Deutschen Telekom sitzt Bernotat im Aufsichtsrat. Einen Rückzug von diesen beiden Posten hat Bernotat am Wochenende nicht angekündigt. Schon im Frühjahr wurde bekannt, dass der Vater zweier Kinder aus dem Aufsichtsrat der Allianz ausscheiden wird.

Vonovia will bei der nächsten Hauptversammlung im Mai 2018 über Bernotats Nachfolge entscheiden. Bis dahin wird Stellvertreter Edgar Ernst die Aufgaben übernehmen. Anfang des Monats hatte der Bochumer Konzern das Ausscheiden seines Controlling-Vorstands Gerald Klinck verkündet. Beneditk Müller

Top oder flop

Wolfgang Porsche, 74, muss sich an diesem Montag zwischen Kompromiss und Konflikt entscheiden. Der Aufsichtsrat der Volkswagen-Tochter Audi trifft sich zu einer Sondersitzung, um vier Vorstandsmitglieder zu bestellen. Einer der Kandidaten ist Peter Kössler, derzeit Chef von Audi in Ungarn und schon lange bei dem Autohersteller mit den vier Ringen tätig. Kössler, der von 2007 bis 2015 das Audi-Werk Ingolstadt leitete, soll Produktionschef werden.

Wolfgang Porsche. (Foto: Uli Deck/dpa)

Nach Angaben aus Audi-Kreisen gibt es aber Vorbehalte bei der Familie Porsche, die zusammen mit dem Piëch-Clan Hauptaktionär von VW ist. Die Porsches sollen sich daran stoßen, dass Kössler als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sitzt, also auf der Gegenseite der beiden Familien. Sollte Wolfgang Porsche (Foto: dpa) den Daumen senken, dann würde er den Konflikt mit den Betriebsräten und der IG Metall riskieren. Deren Vertreter im Aufsichtsrat drohen offenbar, dann das ganze Personalpaket wieder aufzuschnüren. Vielleicht winkt Wolfgang Porsche aber auch alles durch. Hauptsache, Rupert Stadler bleibt trotz Abgasaffäre Vorstandschef von Audi. Klaut Ott

© SZ vom 28.08.2017 / ikt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: