Paypal & Co.:Draufzahlen mit Daten

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Pakete aus dem Internet: Der Einkauf ist praktisch, birgt aber Gefahren. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Einkauf im Internet: Die Deutschen zweifeln am Datenschutz, zeigt eine Umfrage der Verbraucherzentralen.

Von Harald Freiberger, München

Der Einkauf im Internet wird zu einer Massenbewegung: Drei von vier Deutschen haben es schon getan und dabei mit einem der neuen Dienstleister bezahlt, die Paypal, Sofort-Überweisung oder Amazon Payments heißen. Das zeigt eine Umfrage des "Marktwächters Digitale Welt" der Verbraucherzentralen. Die Studie offenbart auch, dass die Bundesbürger verunsichert sind: Sie wissen nicht, was mit den Daten passiert, die sie beim Bezahlen im Internet hinterlassen. Am liebsten würden sie diese nicht weitergeben. Doch die Anbieter schlagen daraus Kapital.

Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg spricht von einem "Dilemma der Verbraucher". Wollten sie bequem im Internet zahlen, "müssen sie oftmals in den sauren Apfel beißen und ihr Einverständnis für etwas geben, das sie eigentlich gar nicht wollen - nämlich die Weiterverwendung ihrer Daten".

Für die Studie schauten die Verbraucherschützer bei 181 Onlinehändlern und Dienstleistern im Internet, welche Online-Bezahlmöglichkeiten sie anbieten. Anschließend befragten sie 1600 Bundesbürger zu ihren Erfahrungen damit. Insgesamt kamen sie auf elf Systeme, über die Online-Käufer zahlen können. Das bekannteste ist der Marktführer Paypal, den bereits 75 Prozent der deutschen Internet-Einkäufer nutzten. Jeder Zweite zahlte mit Sofort-Überweisung, jeder Vierte mit Amazon Payments. Weitere Anbieter sind Google Wallet, Master-Pass und Paydirekt, das Angebot der deutschen Banken.

"Es ist deutlich geworden, dass sich Paypal im Onlinehandel etabliert hat und den Markt zurzeit dominiert", sagt Dautzenberg. Sie erwartet, dass elektronische Bezahlverfahren weiter an Bedeutung gewinnen werden, da der Onlinehandel stark wächst. Das kritischste Thema aus Sicht der Verbraucher sei der Datenschutz: Jeder, der eine Ware oder Dienstleistung im Internet bezahlt, hinterlässt dabei Spuren, anders als beim Einkauf im Laden.

Die Studie zeigt, dass Kunden bei mehr als der Hälfte der Bezahl-Dienstleister ein Nutzerkonto anlegen müssen. Damit haben die Anbieter Zugriff auf die personenbezogenen Daten der Nutzer; sie können diese sammeln und verarbeiten. "Was sie genau damit anstellen, ist ein großes Geheimnis", sagt Dautzenberg. Im Herbst soll es eine weitere Studie des Marktwächters Digitale Welt geben, die sich den Datenschutzbestimmungen widmet.

Die Dienstleistung selbst ist gratis, das Bezahlen kostet also nichts. "Die eigentliche Währung sind die Daten, die der Nutzer preisgibt", sagt Dautzenberg. Kauft jemand viel im Internet ein, lässt sich von ihm ein detailliertes Nutzerprofil erstellen. Wer einen teuren Anzug kauft, interessiert sich wahrscheinlich auch für rahmengenähte Budapester Schuhe. Die Daten lassen sich vielfältig aufbereiten und an die werbetreibende Wirtschaft verkaufen. Die wendet sich dann passgenau an den Verbraucher, zum Beispiel mit individualisierter Werbung und Preisen.

"Das Problem ist, dass es sich dabei um eine Blackbox handelt", sagt Dautzenberg. Die Datenschutzbestimmungen bringen nicht viel. Der Umfrage zufolge liest sie zwar jeder zweite Verbraucher, aber nur zwei Drittel von ihnen finden sie hilfreich. Sie haben aber meist keine Wahl: Entweder sie stimmen den Bedingungen zu, oder sie können den Bezahldienst nicht nutzen.

Gerade ältere Bürger lassen sich darauf ungern ein: Von den Befragten über 50 gab jeder Vierte an, solche Bezahldienste nicht zu nutzen, weil er seine Daten nicht preisgeben will. Bei Jüngeren aber geht Bequemlichkeit vor Datenschutz: Sie nehmen die Bezahldienste in Anspruch und hoffen darauf, dass mit ihren Daten schon nichts Schlimmes angestellt wird. Dabei würde jeder Dritte das Verfahren ablehnen, wenn er sicher wüsste, dass seine Daten genutzt werden, um Werbung oder Preise auf ihn zuzuschneiden. Auch die Erstellung eines Käuferprofils lehnt jeder Dritte ab. Generell wünschen sich die Verbraucher mehr Mitbestimmung beim Umgang mit ihren Daten. "Doch gerade daran fehlt es bei Bezahl-Dienstleistern", resümiert Dautzenberg.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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