Opel-Werk:In Bochum wird schon wieder gezittert

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Erst vor knapp einem Jahr hat Opel europaweit Stellen gestrichen. Nun fürchtet das Management "nicht tief genug eingeschnitten" zu haben. Erneut könnte Bochum auf der Abschussliste stehen.

Der Autobauer Opel denkt ein Jahr nach Beginn seiner umfassenden Restrukturierung über die Schließung eines Werkes in Europa nach. Der Modellwechsel beim Astra könnte nach Worten von Opel-Chef Hans Demant das Aus für eine Produktionsstätte des Mutterkonzerns General Motors (GM) in Europa nach sich ziehen.

"Nach der gegenwärtigen Planung sieht es aus, als bräuchten wir in Zukunft weniger Werke", sagte Demant auf dem Autosalon in Genf der Financial Times. Der Astra wird derzeit in vier Werken - in Bochum, im britischen Ellesmere Port, im polnischen Gleiwitz und im belgischen Antwerpen - gebaut.

General Motors habe im vergangenen Jahr mit der Streichung von 12.000 Stellen in Europa - fast einem Fünftel der Belegschaft - "wahrscheinlich nicht tief genug eingeschnitten", sagte der Opel-Chef. Weitergehende Schritte seien aber aus Furcht vor destruktiven Streiks vermieden worden. Der größte Teil des Stellenabbaus über Altersteilzeit und Abfindungen bei Opel ist bereits vollzogen.

GM-Europachef Carl-Peter Forster sagte der Zeitung, über die Zahl der Produktionsstätten des Astra werde im Laufe des Jahres entschieden. "Wir müssen womöglich das eine oder andere Werk schließen, aber das heißt nicht notwendig, dass wir alles in den Osten verlagern", sagte Forster der Financial Times.

Unruhe in der Belegschaft

Das Management bringt damit neue Unruhe in die Belegschaft. Der Bochumer Betriebsrat bangt seit Wochen um den Abbau einer kompletten Astra-Schicht an einem der europäischen Astra-Produktionsstandorte. Betroffen wären 1000 Mitarbeiter, sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel.

Der Autobauer hatte dies dementiert. "Die Restrukturierung ist weitgehend umgesetzt, es gibt keine neuen Pläne", hieß es in Rüsselsheim. 2005 seien in Europa 515.000 Astra neu zugelassen worden nach 403.000 im Jahr 2004. "Der Rückgang der Kapazitäten liegt noch in weiter Zukunft", sagte ein Sprecher.

Die Europäischen Arbeitnehmervertreter aller vier Astra-Standorte kritisierten die Äußerungen vehement. "Werksschließungen oder eine ungleiche Produktionsverteilung zwischen den Standorten werden wir nicht akzeptieren", schrieben sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Das mittlerweile abgeschlossene Restrukturierungsprogramm sei der tiefste Einschnitt in der Nachkriegsgeschichte von GM Europa gewesen. Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende und Vorsitzende des Europäischen GM Arbeitnehmerforums Klaus Franz nannte die Äußerungen Demants und Forsters "zutiefst schädlich" für die Marke Opel.

Das Management von General Motors solle alle Kreativität auf den Verkauf der Produkte von Opel, Vauxhall und Saab konzentriere Demant lehnte die Forderung des Betriebsrates ab, die Produktion in allen vier Werken gleichmäßig zu reduzieren, wenn der Astra-Absatz zurückgehe, um die Lasten auf alle zu verteilen. "Den Schmerz gleich zu verteilen, hilft nicht wirklich", sagte der Opel-Chef, weil die Fixkosten gleich blieben. Derzeit erfüllten weder das Opel-Werk in Bochum noch Ellesmere Port das angestrebte Produktivitätsniveau. Aber die Werksleitung in Großbritannien zeige mehr Entgegenkommen als früher.

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