Opel-Sanierung:Stellenabbau in Rüsselsheim und Bochum

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Das Sparkonzept des US-Autokonzerns General Motors bei dessen Tochter Adam Opel AG soll nach Informationen aus Betriebsratskreisen zunächst die Standorte Rüsselsheim und Bochum treffen.

Im kommenden Jahr sollen demnach im Stammwerk Rüsselsheim voraussichtlich 3500 und in Bochum mindestens 500 Stellen gestrichen werden, erklärten Betriebsräte am Donnerstag in Bochum. In Bochum sollen nach Medienberichten insgesamt 3500 Arbeitsplätze gefährdet sein.

Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz. (Foto: Foto: ddp)

Der Betriebsrat befürchtet weiterhin ein Auslaufen der Automontage in Bochum nach dem Ende der derzeitigen Modelle Astra Caravan und Zafira.

Bewerbung für weitere Modelle möglich

Von der Konzernführung sei jedoch ein Rettungsweg angeboten worden: Wenn der Standort Bochum seine Kosten um dreißig Prozent reduziere, könne er sich zumindest für die Nachfolgemodelle nach 2009 bewerben, hieß es.

Am kommenden Dienstag soll es dem Vernehmen nach europaweit zu Protesten ohne Arbeitsniederlegungen an den Opel-Standorten kommen.

In Vorbereitung auf mögliche Arbeitsniederlegungen sollen die Werke in Belgien und England jedoch schon Teile auf Lager gelegt haben, um einige Tage ohne Zulieferung aus Bochum weiter produzieren zu können.

Hohe Verluste

General Motors (GM) will im Laufe des Donnerstags Einzelheiten zu dem Sparpaket für seine europäischen Töchter Opel, Saab und Vauxhall bekannt geben. GM macht in Europa hohe Verluste.

Unterdessen griff der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz die Unternehmensführung scharf an. "Die Fehler des Managements müssen endlich aufhören", sagte Franz dem Handelsblatt.

Die aktuelle Krise bei der deutschen Tochter von General Motors sei bereits in den 90er-Jahren durch falsche Weichenstellungen des Vorstandes ausgelöst worden. Milliarden-Beträge seien durch hausgemachte Fehler verloren gegangen.

Auch der Generalsekretär des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes (EMB), Reinhard Kuhlmann, warf General Motors Europa und Opel "krasses Managementversagen" vor.

Opel habe die Weiterentwicklung auf dem Automarkt "verschlafen", sagte Kuhlmann am Donnerstag im DeutschlandRadio Berlin.

Kritik an Informationspolitik

Gleichzeitig kritisierte er die Informationspolitik der amerikanischen Mutterfirma. "Der Aufsichtsrat der Adam Opel AG tagt am Freitag in Rüsselsheim. Bis heute hat er keine Unterlagen über die Planungen der General-Motors-Spitze in Europa." Dies sei rechtlich zweifelhaft, meinte der Gewerkschafter.

Der Ruf nach niedrigeren Lohnkosten sei lediglich ein "Ausspielen der europäischen Standorte gegeneinander". Alle diese Standorte hätten ihre Stärken.

"Sie könnten ein wunderbares Profil in einer abgestimmten europäischen Markenstrategie gewinnen, die untersetzt ist von einer europäischen Verkaufsstrategie", meinte der EMB- Generalsekretär.

"Zu stark auf Mittelklasse konzentriert"

Opel habe sich zu stark auf den Mittelklassewagen-Bereich konzentriert. "Dieses Marktsegment bricht uns konsequent weg", sagte Kuhlmann. Konsumenten schauten vielmehr auf Nischenprodukte mit höherem Nutzwert. Dieser Markt werde lediglich durch französische und japanische Produkte bedient. General Motors habe diese Entwicklung "verschlafen".

General Motors (GM) will am (heutigen) Donnerstag erste Grundzüge für ein europäisches Sanierungsprogramm für die Marken präsentieren. Im Gespräch ist der Abbau von 10.000 bis 12.000 Arbeitsplätzen. Als gefährdet gilt zudem das Werk in Bochum.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement und Nordrhein- Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (beide SPD) wollen am Donnerstag mit Betriebsräten über die Lage beim Bochumer Opel-Werk beraten.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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