Opec-Konferenz:Es wird teurer

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Die Organisation Erdöl fördernder Länder will der Welt ihre Handlungsfähigkeit beweisen: Zum ersten Mal seit acht Jahren beschließt der Länderklub, weniger Erdöl zu produzieren - es bleiben aber offene Fragen.

Von Jan Willmroth, München

An diesem Morgen waren es mehr als die üblichen Beteuerungen, die Minister in Wien in die Mikrofone und Aufnahmegeräte der wartenden Reporter sprachen, bevor sie in Richtung Konferenzsaal verschwanden. Keiner der Teilnehmer der halbjährlichen Konferenz der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) äußerte noch deutliche Zweifel, dass sich die Delegierten würden einigen können. Der saudi-arabische Energieminister Khalid al-Falih kündigte gar an, man sei bereit zu einem "großen Schlag" auf die Ölproduktion.

Wie groß dieser Schlag geworden ist, wird sich jetzt zeigen. Nach wochenlangen Verhandlungen einigten sich die Mitglieder der Opec am Mittwoch darauf, die gemeinsame Ölförderung zu begrenzen und setzten damit eine Grundsatzvereinbarung von September um. Es ist das erste derartige Abkommen seit acht Jahren. Zum ersten Mal seit Beginn des Ölpreisverfalls im Sommer 2014 kehrt die Opec damit zu einer gemeinschaftlichen Förderquote zurück.

Der Deal ist in mehrfacher Hinsicht wichtig: Er soll erstens die Handlungsfähigkeit des Öl-Kartells beweisen, das in etwa 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion kontrolliert. Zweitens soll er die Preise stützen und damit die schwierige finanzielle Situation vom Erdöl abhängiger Staaten von Venezuela bis Libyen entschärfen.

Bis Mittwoch war offen geblieben, ob sich der Länderklub auf ein knapperes Angebot würde einigen können. Im Lauf des Tages zeichnete sich eine Einigung immer deutlicher ab. Daraufhin stiegen weltweit die Ölpreise. Ein Barrel (etwa 159 Liter) der Sorte Brent verteuerte sich zwischenzeitlich um bis zu 8,6 Prozent auf mehr als 50 Dollar - ein außergewöhnlich hoher Sprung. Verteuert sich Rohöl, wirkt sich das in der Regel direkt auf die Preise an der Tankstelle aus. Autofahrer in Deutschland müssen sich deshalb vorerst auf steigende Diesel- und Benzinpreise einstellen. Noch ist nicht abzusehen, ob die Einigung auch zu dauerhaft höheren Ölpreisen führen wird.

Auch Russland soll sich diesmal an der Kürzung der Fördermengen beteiligen

Die Opec-Staaten beschlossen, ihre Produktion auf eine Höhe von 32,5 Millionen Barrel am Tag zu begrenzen. Jüngsten Schätzungen zufolge bedeutet das eine Förderkürzung um etwa 1,2 Millionen Barrel am Tag. Ende September hatte sich die Opec am Rande einer Energiekonferenz in Algier darauf verständigt, weniger Öl zu fördern, um das weltweite Überangebot schneller zu verringern.

In der Zwischenzeit handelten die Opec-Mitglieder aus, wie die Kürzung auf die einzelnen Staaten verteilt werden soll. Das steht nun fest. Den größten Beitrag leistet Saudi-Arabien, das von allen Opec-Staaten mit Abstand am meisten Öl produziert. In den vergangenen Wochen hatten sich vor allem der Irak und Iran gegen den Druck seitens Saudi-Arabien gewandt, selbst in vollem Umfang Förderkürzungen mitzutragen. Iran beabsichtigt, nach dem Ende der westlichen Sanktionen wieder seine früheren Marktanteile zurückzugewinnen; der Irak beruft sich auf den Krieg gegen die Terrormiliz IS, für den die Regierung die Öleinnahmen benötige. Offenbar kam Saudi-Arabien seinem regionalen Erzrivalen Iran entgegen und akzeptiert, wenn das Land seine Förderung auf das Niveau von vor den Sanktionen begrenzt.

Wegen der instabilen Lage in Libyen und der Konflikte mit Rebellengruppen in Nigeria sind diese beiden Länder wie erwartet von den Kürzungen ausgenommen. Diesmal sollen sich zudem wichtige Ölproduzenten außerhalb der Opec an den Förderkürzungen beteiligen, allen voran der derzeit weltweit größte Ölproduzent Russland. Darüber hinaus wird Indonesien die Opec bereits nach elf Monaten wieder verlassen. Die Produktion des ostasiatischen Landes soll auf die übrigen 13 Opec-Mitglieder verteilt werden. Nun bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Opec-Staaten an ihre Zusagen halten.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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