Online-Marktplatz:Bücher vom virtuellen Flohmarkt

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Die Schränke voller Schmöker, die man selbst nicht mehr sehen will? Oder auf der Suche nach günstigem Lesestoff? Wer keine Lust auf Flohmarkt hat, dem bieten sich im Internet Alternativen.

Von Corinna Nohn

Wer gebrauchte Bücher im Internet kaufen will, wird schnell fündig. Immerhin wird jedes fünfte im Internet gekauft, schätzt Abebooks, der weltweit größte Online-Marktplatz für gebrauchte und antiquarische Bücher.

Leseratten kommen im Internet auf ihre Kosten. (Foto: Foto: dpa)

Neben Ebay und Amazon, wo neue und gebrauchte Bücher angeboten werden, gibt es zahlreiche reine Buch-Plattformen, bei denen man in Ruhe stöbern und den Warenkorb beladen kann.

Verkaufen kann da aber noch lange nicht jeder: Einige Betreiber, wie zum Beispiel das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB), stehen ausschließlich gewerblichen Vertreibern offen.

Andere Plattformen wie abebooks.de verlangen verhältnismäßig hohe Gebühren, solange man nur wenige Bücher anbietet — dementsprechend machen dort professionelle Händler das Gros aus.

Die Bücher-Plattform für Jedermann

Auch der Amazon Marketplace ist jedem, der im Netz nach Büchern sucht, ein Begriff. Doch die hohe Verkaufsprovision von 15 Prozent schreckt viele Private vom Verkauf ab — auch, wenn Amazon dafür den Kauf über Kreditkarte oder Bankeinzug für die Kunden abwickelt.

Bei Porto und Verpackung muss der Verkäufer zudem eventuell draufzahlen: Die Käufer entrichten bei Amazon zwar neben dem Kaufpreis auch eine Versandkostenpauschale. Letztere leitet der Online-Marktplatz aber nur teilweise an den Verkäufer weiter, der Rest verbleibt als "Transaktionsgebühr" bei Amazon. Der Verkäufer muss also für Versandkosten, die diese Pauschale überschreiten, selbst aufkommen, was er in der Regel dem Kaufpreis zuschlägt.

Bei Ebay kann jeder alles anbieten, sowohl zur Versteigerung als auch zu Festpreisen. Aber dort klagen viele, die "nur schnell und billig was loswerden wollen", über das aufwändige Anmeldeverfahren und die zeitliche Beschränkung der Angebotsdauer.

Vor rund fünf Jahren eröffnete mit booklooker.de der erste deutsche Internetshop für gebrauchte Bücher, bei dem nicht nur jeder problemlos einkaufen, sondern auch verkaufen kann.

Heute haben die Gründer Daniel Conrad und Jens Berthau über 200.000 registrierte Kunden, und jeden Monat wechseln rund 50.000 Bücher für etwa 250.000 Euro über booklooker den Besitzer.

"In den ersten Monaten haben wir nichts verdient"

Am Anfang stand hauptsächlich eigenes Interesse. "Ich habe damals noch studiert, und Fachliteratur ist ja oft sehr teuer. Gleichzeitig waren die schwarzen Bretter an der Uni aber voll von Zetteln, wo Studenten Bücher verkaufen wollten", erzählt Conrad.

Da lag die Idee nahe, Suchende und Anbietende zu vernetzen, am besten gleich überregional. Dabei spielt die Internet-Plattform lediglich den Vermittler, und alle Modalitäten, die Zahlung und Versand betreffen, regeln Käufer und Verkäufer unter sich.

Anfangs finanzierte sich das Projekt über Kooperationen und Bannerwerbung. "In den ersten Monaten haben wir praktisch nichts verdient", erinnert sich Conrad.

Keine Einstellgebühr

Das änderte sich, als booklooker vor zwei Jahren eine Verkaufsprovision einführte. Heute verzeichnet booklooker einen monatlichen Umsatz von rund 20.000 Euro — immerhin soviel, dass Conrad es nicht bereut, sein Studium der Kommunikationswissenschaften abgebrochen zu haben.

Mit acht Prozent liegt die Provision im Vergleich zur Konkurrenz im Mittelmaß: Amazon verlangt 15, Abebooks ebenfalls acht und Ebay bis zu fünf Prozent. Aber bei booklooker gibt es keine Einstellgebühr, die in der Regel bei den Plattformen hoch ausfällt, wo die Provision eher niedrig ist.

So zahlt man bei Abebooks mindestens 15 Euro monatlich. Dafür kann man zwar bis zu 250 Bücher einstellen, doch das dürfte den Bedarf eines Privatverkäufers übersteigen. Außerdem ist bei erfolgreichem Verkauf ja noch die Provision von acht Prozent fällig.

Nun auch CDs und Filme im Angebot

Während bei den Büchermärkten, wo ausschließlich Gewerbetreibende anbieten, zum Beispiel ZVAB, eher hochwertige und teure Literatur gehandelt wird, machen bei booklooker Schmöker und Lesestoff für Jedermann den Großteil der Angebote aus.

Seit Mitte Oktober können die Mitglieder über disklooker.de auch gebrauchte Filme und Tonträger einstellen. Das Angebot werde gut angenommen, berichtet Conrads: "Wir hoffen, demnächst ein ebenso großes Angebot an Filmen und CDs wie an Büchern zu haben."

Hilfreich sind Sonder-Leistungen wie der "Urlaubsservice" - wenn man Ferien anmeldet, wird das Angebot für diese Zeit einfach von der Homepage genommen und anschließend wieder eingesetzt.

Generell bleibt ein Angebot solange bestehen, bis man es selbst löscht oder jemand das Buch kauft. Verkäufer können zudem jederzeit die Angaben oder den Preis ändern.

Kunden geben Bestnoten

Regelmäßig erhält booklooker Bestnoten von privaten Usern — siehe die Hitlisten bei ciao.de oder eurobuch.com.

Lediglich an die Nutzer gerichtete Kritik ist zu finden: zum Beispiel Beschwerden über Anbieter, die sich lange Zeit beim Abschicken lassen oder ihre Bücher nicht genau beschreiben.

Und wie so oft im Online-Handel ist man auch bei booklooker nicht gegen schwarze Schafe gefeit. Da hilft nur: Auf jeden Fall Bewertungen abgeben und auch vor dem Kauf lesen! Die Skala reicht von "nie wieder" bis "perfekt" und ist etwas aussagekräftiger als bei anderen Betreibern.

Hat ein Anbieter schlechte Erfahrungen mit einem Käufer gemacht, so kann er ihn auf einer "Blacklist" vermerken — von diesem Bieter muss er keine Angebote mehr annehmen. Und Lieblingsanbieter lassen sich auf einer "Buddylist" festhalten. Sobald einer der "Buddies" einen neuen Titel einstellt, kann man sich per Email benachrichtigen lassen.

Tauschen statt kaufen

Für diejenigen, die sowohl ihre alten Bücher loswerden wollen als auch Lesenachschub suchen, bietet buchticket.de einen Tauschservice an: Zuerst muss man selbst Bücher ins Netz stellen, die man anderen Mitgliedern auf Wunsch kostenlos zuschicken muss. Für jedes verschickte Buch erhält man ein "Tauschticket", für das man sich wiederum ein beliebiges Buch auswählen kann — ebenfalls, ohne dafür zu zahlen.

Die Nutzer müssen also nur für das Porto aufkommen. Wer drei Bücher gleichzeitig in seinem "Bücherregal" anbietet, bekommt sofort ein Ticket gutgeschrieben, für fünf gleichzeitig eingestellte Bücher vergibt buchticket ad hoc zwei Tickets, und für zehn Bücher drei Tickets.

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