Nullzinsen:Sparkassen erhöhen Gebühren

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Die Institute reichen die Belastung durch anhaltende Nullzinsen an die Kunden weiter.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die anhaltenden Nullzinsen schmälern nicht nur die Gewinne der deutschen Banken und die Zinserträge der Sparer. Die Kunden müssen nun auch mit höheren Gebühren rechnen. Die Sparkassen würden "verursachergerecht" höhere Entgelte verlangen, sagte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz. "Die Zeit von weiten Angeboten kostenloser Kontoführung ist aus meiner Sicht vorbei", sagte er.

Zwar sind kostenlose Girokonten ohnehin unüblich bei den mehr als 400 deutschen Sparkassen, allerdings können sie bereits bestehenden Gebühren erhöhen. Das jedenfalls versuchen derzeit viele deutsche Banken - mit dem Risiko, dabei Kunden zu vergraulen. Unter den Banken ist ein regelrechter Kampf ums Girokonto ausgebrochen. Einige Institute bieten wechselwilligen Kunden Prämien von bis zu 250 Euro. Außerdem erleichtert eine neue EU-Richtlinie künftig den aufwendigen Wechsel des Girokontos.

Firmenkunden müssten bei einigen Sparkassen bereits heute Strafzinsen zahlen

Für höhere Gebühren freilich haben die Banken und Sparkassen sogar den Segen von Bundesbank und Bafin. Die Finanzaufseher hatten die Institute zuletzt regelmäßig ermahnt, nicht nur ihre Kosten zu senken, sondern durchaus auch Gebühren zu erhöhen, um ihre Erträge zu stabilisieren. Und weil die Europäische Zentralbank (EZB) vergangenen Donnerstag den Leitzins im Euroraum auf Null gesenkt hatte, nimmt der Druck auf die Banken nun noch einmal zu. Strafzinsen, die die EZB für geparktes Geld von Banken verlangt, wird die Branche daher zunehmend weiterreichen. Firmenkunden müssten bei einigen Sparkassen bereits heute Strafzinsen - die Sparkassen nennen es "Verwahrgebühren" bezahlen - wenn sie hohe Bargeldbestände auf ihren Konten liegen haben.

Bereits im vergangenen Jahr konnten die Sparkassen sinkende Zinsüberschüsse durch höhere Provisionsüberschüsse ausgleichen - besonders dank guter Geschäfte mit Wertpapieren. Mit 23 Milliarden Euro stellt der Zinsüberschuss zwar weiterhin den wichtigsten Teil der Erträge dar. Mit Provisionen erwirtschafteten die Institute aber bereits 6,9 Milliarden Euro und damit deutlich mehr als 2014. Der Vorsteuergewinn lag mit 4,6 Milliarden Euro um 200 Millionen Euro unter dem Wert von 2014. Unter dem Strich stand damit erneut ein Überschuss von rund 2,0 Milliarden Euro. Da höher verzinste Anlagen und Kredite nun aber auslaufen, stellt sich der DSGV-Präsident 2016 und darüber hinaus auf weiter sinkende Ergebnisse ein.

Daher müssen die Sparkassen auch weiter Kosten sparen. Umfangreiche Stellenstreichungen sind zwar selten bei den öffentlich-rechtlichen Instituten, im vergangenen Jahr aber seien gut 6400 freigewordene Stellen nicht wieder besetzt worden, sagte Fahrenschon: "Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird." Ende vergangenen Jahres beschäftigten die Institute rund 233 700 Mitarbeiter. Auch die Zahl der Niederlassung werde, angepasst an die Bedürfnisse der Kunden, weiter zurückgehen.

Bereits 2015 fiel die Zahl der Sparkassen-Zweigstellen und Filialen um rund 400 auf 14 450, die Zahl der Sparkassen um acht auf 409 Institute. Viele Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. In 20 Jahren dürfte sich die Zahl der Filialen deutscher Institute halbiert haben, erwarten zum Beispiel Experten der Förderbank KfW.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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