Neuer Job für Montezemolo:Schneller Takt

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Den Ruf des Fiat-Retters hat Ferrari-Chef Montezemolo bereits sicher. Nun sucht er nach einer neuen Herausforderung: Als Chef des privaten Eisenbahnbetreibers NTV macht er der italienischen Staatsbahn Konkurrenz.

Julius Müller-Meiningen

Wer ihn beobachtet, kommt schnell zu der Überzeugung, dass alles, was Luca Cordero di Montezemolo anfasst, mit Geschwindigkeit zu tun haben muss. Die italienische Politik kommt da natürlich weniger in Frage. Schon mehrmals widerstand der 60 Jahre alte Fiat-Präsident und Ferrari-Chef Angeboten, ein politisches Mandat zu übernehmen.

Die roten Schnellzüge von Montezemolos Bahnbetreiber NTV sollen mit bis zu 300 km/h zwischen Mailand und Rom verkehren. (Foto: Foto: AP)

Er blieb bei Autos, machte auch als Chef des Unternehmerverbandes Confindustria eine gute Figur. Jetzt haben es ihm die Züge angetan. Schnellzüge natürlich.

Mailand-Rom in drei Stunden

Montezemolo ist Präsident des privaten Konsortiums NTV (Nuovo trasporto viaggiatori), das in drei Jahren den italienischen Eisenbahnverkehr umgekrempelt haben will.

Gerade hat die Firma ihre Pläne vorgestellt: Zum ersten Mal sollen Züge eines privaten Unternehmens über das italienische Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge gleiten, auf denen bisher nur die staatliche Eisenbahn ihre Eurostar-Züge betreibt.

Mehrere Unternehmer, darunter auch der Schuhfabrikant Diego Della Valle (Tod's), die Bank Intesa Sanpaolo sowie die Generali-Versicherung hatten NTV bereits 2006 gegründet und insgesamt 900 Millionen Euro investiert.

Wenn alles klappt, werden 25 Züge im Jahr 2011 mit bis zu 300 km/h täglich insgesamt 30000 Passagiere durch das Land fahren. Von Mailand nach Rom dauert es dann nur noch drei Stunden statt vier.

Schnell muss es gehen, das ist die Idee. Auch deshalb sind die Züge rot lackiert. Als Hommage an Ferrari, wie die Betreiber sagen. Und wieder einmal ist der aus adeligem Hause stammende Tausendsassa Montezemolo das Zugpferd.

Rote Luxus-Züge

Die Erfolge Ferraris werden ihm gutgeschrieben, ebenso die Sanierung des Fiat-Konzerns. Viele trauen ihm zu, dass Italiens Züge künftig pünktlich sein werden. Die Staatsbahn in Italien gilt als günstig, aber nicht gerade als zuverlässig.

Montezemolo verspricht moderate Preise, obwohl die roten Schnellbahnen längst den Stempel "Luxus-Züge" aufgedrückt bekommen haben. Exklusives Design, Internetanschlüsse und Fernsehen an Bord, weniger Schadstoffausstoß als ein Bus - "unsere Züge sind auf alle Bedürfnisse ausgerichtet, vom Studenten bis zum Touristen, für Geschäftsmänner oder für Familien", so Montezemolo. Noch nicht sicher ist, ob es neben der ersten und der zweiten Klasse auch eine dritte Billigklasse geben wird.

"Wenn es Italien an etwas mangelt, so ist es Wettbewerbskultur", sagte der auf einem Landgut bei Bologna aufgewachsene Montezemolo einst. Er geht mit gutem Beispiel voran. Erst vor kurzem ließ er sich zum offiziellen Botschafter des "Made in Italy" ernennen, der Italiens Ansehen im Ausland mehren soll - eine etwas blutleere PR-Offensive.

Die neuen Schnellzüge sieht Montezemolo jetzt als Beweis dafür, dass Italien nicht alleine für Müll und Mafia steht. "Das ist eine ganz und gar italienische Realität, in der sich Unternehmer und Banken zusammengetan haben, die an ein Projekt glauben. Es wird zur Entwicklung des Landes beitragen", behauptet der Präsident. "Dieses Mal kommt Italien Europa zuvor."

1000 Arbeitsplätze haben die Gründer versprochen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings in dieser italienischen Angelegenheit: Die Züge werden von der französischen Firma Alstom hergestellt.

© SZ vom 18.07.2008/jpm/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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