Neue Konkurrenz:Bombardier greift an

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Der Angreifer: Der kanadische Flugzeughersteller Bombardier präsentiert in Paris die mit Spannung erwarteten Mittelstreckenjets CS 100 und CS 300. (Foto: Pascal Rossignol/Reuters)

Der kanadische Hersteller will nun erstmals das Duopol von Boeing und Airbus durchbrechen.

Von Jens Flottau, Paris

Die Story geht folgendermaßen: Ein kleiner kanadischer Hersteller namens Bombardier macht sich auf, den Branchenriesen Airbus und Boeing die Stirn zu bieten. Er setzt alles auf eine Karte - ein neues Flugzeug namens C Serie - und lässt sich auch durch ärgste Schwierigkeiten nicht unterkriegen. Wie die Geschichte endet, dürfte sich ziemlich schnell herausstellen: Bombardier präsentiert sein neuestes Modell nun erstmals in Paris und hofft auf den Durchbruch.

Die C Serie ist das mit Abstand wichtigste und gleichzeitig problematischste Flugzeugprogramm des kanadischen Konzerns. Mit der C Serie, die es in Varianten von gut 100 bis 160 Sitzen geben wird, greift Bombardier erstmals in den langjährigen Zweikampf zwischen Airbus und Boeing ein. Das neue Flugzeugt steht im Wettbewerb mit Varianten der Boeing 737 und des Airbus A320. Die beiden führenden Hersteller hatten sich nach dem Abschied von McDonnell Douglas Ende der 90er Jahre an das bequeme Duopol gewöhnt und tun nun alles, um zu verhindern, dass wichtige Airlines wie Easyjet oder Vueling in Europa nicht zu Bombardier wechselten.

Die geplante Premiere 2014 musste abgesagt werden. Der Spott war groß

Natürlich gab es auch die in der Branche üblichen Verspätungen in der Entwicklung, die Großkonzerne wie Airbus und Boeing überstehen können, weil sie die finanziellen Mittel dazu haben. Bombardier aber hat das Projekt an den Rand seiner finanziellen und technologischen Möglichkeiten gebracht. Und jede weitere Verspätung sorgte bei Investoren für Unruhe. Der negative Höhepunkt war schließlich 2014 erreicht: Bombardier musste den schon geplanten großen Auftritt bei der Farnborough Air Show wieder absagen, wegen eines Triebwerksproblems. Der Spott der Konkurrenz war groß, die Investoren mehr als verärgert. Anfang 2015 dann kam der große Umbruch. Firmenpatriarch Laurent Beaudoin trat von der Spitze des Verwaltungsrates ab und wurde dort von seinem Sohn Pierre ersetzt, der wiederum die operative Führung des Unternehmens an Alain Bellemare übergab, einen früheren Manager von United Technologies.

Bellemare machte eine schonungslose Analyse und begann dann, ebenso schonungslos aufzuräumen. Kaum einer, der bei Bombardier Aerospace eine führende Rolle innehatte, durfte seinen Job behalten. Stattdessen brachte er Leute in Spitzenpositionen, die nicht in erster Linie von Technik eine Ahnung haben, sondern von den Kunden. Die Sparte Bombardier Commercial Aircraft wird nun von Fred Cromer geleitet, einst operativer Chef des Leasinggiganten ILFC. Verkaufschef Colin Dole stammt ebenfalls aus der Leasingbranche und im Hintergrund berät Bombardier Henri Courpron, einst Airbus-Vorstand und ehemaliger ILFC-Chef.

Rund 240 CS100 und CS300 hat Bombardier mittlerweile verkauft, bis zur ersten Auslieferung im ersten Halbjahr 2016 sollen es mehr als 300 werden. Ob das Programm jetzt endlich zu einem kommerziellen Erfolg wird? "Ich bin absolut sicher," sagt Courpron. Daran haben auch Lufthansa und Swiss ein Interesse. Lufthansa hatte 2008 mit einem festen Auftrag für 30 Flugzeuge die C Serie offiziell gestartet und die Jets bei der Konzerntochter Swiss eingeplant. Swiss kündigte am Montag an, statt 30 CS100 (mit 125 Sitzen) nur 20 zu nehmen, dafür aber zusätzlich zehn CS300 mit 145 Sitzen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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