Neue Datenbank:Fast alle Diesel sind sehr dreckig

Lesezeit: 1 min

In einer Datenbank lassen sich nun Abgaswerte einsehen. Und die sind nicht sehr gut für Diesel-Fahrzeuge: Fast alle bekommen schlechte Noten.

Von Max Hägler, München

Auch viele moderne Dieselmotoren sind auf der Straße über die Maßen schmutzig. Zu diesem Schluss kommt eine sehr umfassende Studie der Real Urban Emissions Initiative. Diesem institutsübergreifendem Forschungsverbund gehören unter anderem der International Council on Clean Transportation (ICCT) an, der den Volkswagenskandal mit aufdeckte, sowie die von Microsoft-Gründer Bill Gates initiierte C40-Cities-Gruppe. Die Wissenschaftler untersuchten bislang 700 000 Wagen und 4850 verschiedene Modellvarianten. Selbst die besten getesteten Euro-6-Diesel stießen mehr als doppelt so viele Stickoxide (NOx) aus als erlaubt. Euro-6-Motoren gelten als sauber und sind von möglichen Fahrverboten in Deutschland ausgenommen.

Schlecht konstruierte Euro-6-Motoren stießen sogar vier mal so viele reizende Stickoxidmengen aus wie erlaubt. Motoren des Vorgängerstandards Euro 5 überschritten den Messwert teils um den Faktor 18.

Nur wenige der im Markt verfügbaren Euro-6-Dieselautos seien also sauber, erklärt ICCT-Europachef Peter Mock. Für die Autoindustrie, die gerade um das Ansehen der Dieseltechnologie kämpft, sich aber gegen teure Reinigungsanlagen sträubt, dürfte das ein weiterer Rückschlag sein.

Die Hersteller verweisen darauf, dass es seit Kurzem Motoren gebe, die nach der Norm Euro 6d arbeiten - welche für besonders niedrige Werte bürge.

Kein Dieselauto bekommt den Status grün, also sauber

Die Messdaten sind für viele Fahrzeuge einsehbar unter www.trueinitiative.org und dabei auch durch ein Ampelsystem gekennzeichnet: Wagen mit weniger als 90 Milligramm Stickoxid werden mit Grün bewertet, wer zumindest weniger als 180 Milligramm ausstößt, bekommt ein Gelb. Hier finden sich einige Modelle von BMW; es ist bei den Dieseln die sauberste große Marke. Wagen über 180 Milligramm werden mit Rot bewertet; es sind beinahe alle Dieselautos auf europäischen Straßen.

Die Daten wurden auf eher ungewöhnliche Art und Weise erhoben. An Messpunkten in Barcelona, London, Leeds, Stockholm und Zürich wurde der Abgasausstoß per Lichtstrahl analysiert - ohne dass die Fahrer oder die Fahrzeugsoftware etwas davon mitbekam. Eine Software glich dann das Nummernschild mit den behördlichen Fahrzeugdatenbanken ab. So kamen Emissionswerte und Fahrzeugtypen miteinander in Verbindung, ohne jedoch Halterpersonalien abzufragen. Nach Angaben des ICCT, der gemeinhin als unabhängig und fachkundig angesehen wird, ist diese Messtechnik in China und den USA erprobt. Bislang werden zum Abgastest auf Straßen stets Messgeräte in Autos gepackt.

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: