Netzwerk:Gemeinsam stark für Flüchtlinge

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Wirtschaftsminister Gabriel und Unternehmen starten ein gemeinsames Netzwerk. Damit wollen kleinere und mittlere Unternehmen Flüchtlinge besser in die Arbeitswelt und Gesellschaft integrieren.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Bettina Schmauder von der Kfz-Werkstatt Schmauder und Rau aus dem baden-württembergischen Kirchheim unter Teck sagt: "Am Anfang ist es sehr sehr schwer." Trotzdem bildet ihr Betrieb seit zweieinhalb Jahren einen irakischen Flüchtling aus. Der Clou dabei: Weil der junge Mann in der Schule sich noch schwer tut, ist der Theorieanteil in der Ausbildung reduziert. Theo Baumstark, Inhaber eines Handwerksbetriebs mit 80 Mitarbeitern, hat ebenfalls einen Flüchtling beschäftigt. Das, sagt er, gehe schon, wenn man sich nicht stur "an jeder kleinen Vorschrift orientiert". Auch der Maschinenbauer Trumpf bei Stuttgart ist nicht tatenlos. Die Firmenleitung hat allen Mitarbeitern einen Brief geschrieben und gefragt, wer sich für Flüchtlinge engagieren wolle. 140 hätten zugesagt, berichtet Personalleiterin Christiane Grunwald.

Das Trio traf sich an diesem Mittwoch in Berlin zusammen mit anderen Unternehmern und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Sie berieten darüber, was für die Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt getan werden könne. Gleichzeitig wurde das Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" gegründet. Es soll vor allem kleinen und mittleren Unternehmen helfen, die sich um die Zuwanderer kümmern wollen. Die Firmen können sich über die neue Online-Plattform Tipps einholen, Erfahrungen austauschen und von einander lernen. Auch Informations-Veranstaltungen sind nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) geplant.

In dem Netzwerk sind bereits mehr als 300 Unternehmen zusammengeschlossen. DIHK-Präsident Eric Schweitzer hofft, dass schnell mehrere tausend Firmen dazustoßen. Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt das Projekt mit 2,8 Millionen Euro. Dabei handele es sich um "gut angelegtes Geld", sagt Minister Gabriel. So werde die Integration schneller gelingen. So sieht es auch DIHK-Präsident Schweitzer. Die Bereitschaft der Unternehmen Flüchtlinge zu integrieren, sei "sehr groß", sagt er. Fast 100 Prozent der Flüchtlinge sprächen allerdings kein Deutsch. Auch fehle es an Wissen und praktischen Erfahrungen, wie die Integration in den Arbeitsmarkt am besten gelingen könne. "Mit unserer Initiative wollen wir aufzeigen, wie Unternehmen diese bewältigen können, wie sie mit Flüchtlingen in Kontakt kommen und welche Möglichkeiten es gibt, Praktika oder eine Ausbildung anzubieten", sagt Schweitzer ( www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de).

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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